Problem von Lena - 17 Jahre

Wie kann ich meiner Familie helfen?

Liebes KuKa-Team,
Ich finde, ihr leistet echt tolle Arbeit! Eure Ratschläge helfen vielen Menschen, die sonst nicht mehr weiter wüssten.
Tja. Auch ich gehöre dazu, und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.

Es ist so, dass meine Mutter mit ihrem jetzigen Freund zusammen ist, seit ich etwa 11 war. Er verhielt sich schon immer recht distanziert, damals war es üblich, dass er kaum mit uns sprach. Er wurde wütend, wenn wir(meine Schwester und ich) lachten während er im selben Raum war oder schrie uns an, wenn man zur gleichen Zeit wie er eine Treppe benutzen wollte.

Doch seit meine Schwester (20) im Sommer nach Afrika gegangen ist, ist das Problem zu groß geworden, als dass es ausreichen würde sich unauffällig zu verhalten.
Wenn ich meine Mutter anspreche oder umarme, während er es sehen kann, wird er wütend ("Das kann man ja nicht mit ansehen!") und verlässt den Raum. Wenn ich in einem Türrahmen stehe, und ihn nicht kommen sehe, schubst er mich gegen das nächste Möbelstück ("Mach gefälligst Platz!"). Und wenn ich ihn nicht ansehe während ich ihm "Guten Morgen" sage, ignoriert er mich wochenlang.
Als ich vor 3 Monaten abends vergaß, den Müll rauszubringen, schrie er mich am nächsten Morgen an ich würde "doch lügen, sobald ich den Mund aufmachte" und "solle die Schnauze halten", damit ich "meinen Bruder nicht verderbe". Ich hätte doch "keinen Anstand".
Seit dem redet er kein Wort mehr mit mir, und verlässt augenblicklich mit einem giftigen Kommentar den Raum, sobald ich ihn betrete.

Ich versuchte wie immer, mit meiner Mutter zu sprechen, und sie gibt sich Mühe, zu vermitteln.
Aber jetzt streiten die Beiden lauthals, und wie immer, wenn es um mich geht, ohne Ergebnis.
Meine Mutter bittet mich wie immer um Verständnis. Dafür, dass er arbeitslos ist und deshalb Komplexe hat. Dafür, dass er sich deshalb irgendwo abreagieren muss.
Aber sein Verhalten verletzt mich, und ich fühle mich zu Hause nicht mehr zu Hause, wenn ich auf jede meiner Bewegungen achten muss, um ihn nicht zu reizen.
Abgesehen davon rebelliert langsam auch mein kleiner Bruder (9) dagegen, wie ich behandelt werde, und weder meine Mutter noch er können so glücklich hier leben.
Ich möchte ungern, dass meine Mutter ihre Beziehung meinetwegen beendet, aber wir laufen bei allen Gesprächsversuchen vor die Wand, keiner hier ist glücklich und niemand ist bereit, einen Außenstehenden einzuweihen.
Was kann ich tun, um die Situation für meine Familie zu verbessern? Immerhin lebe ich noch 1 1/2 Jahre hier, bis ich die Schule beendet habe, und ausziehen kann.

Liebe und hoffnungsvolle Grüße,
Lena

Johanna Anwort von Johanna

Hallo Lena,

schön, dass du dich traust eine außenstehende Person einzuweihen!

Schade aber, dass deine Mutter es nicht schafft, die Familie unter einen Hut zu bekommen, nachdem du versucht hast, mit ihr zu reden. Du hast in deiner Nachricht deinen wirklichen Vater genannt. Mich würde interessieren, ob du ihn gekannt hast oder das Verhältnis ist/war. Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass neben der Frustration über seine Arbeitslosigkeit noch dieser Druck da ist, besser sein zu müssen als der leibliche Vater. Er kam schließlich in eine feste Bindung, in eure Familie, und er drängt sich jetzt mehr oder weniger einfach hinein. Ihr ward sicher auch nicht von Anfang an begeistert einen neuen Mann an deiner Mutters Seite zu sehen, vielleicht habt ihr euch dabei auch ganz normal verhalten, indem ihr ihn einfach erst kennenlernen wolltet. Manchen Menschen fällt es aber schwer, sich selbst zu öffnen und ich denke, dass der Lebensgefährte ein solcher Mensch ist. Mittlerweile nach den vielen Jahren ist das ganze erst recht schwer.
Ich hoffe, du kannst ihn auch ein bisschen verstehen.

Ansonsten hast du eigentlich alles versucht, was du tun kannst.
Ich gebe dir den Tipp, dich oft mit deiner Schwester zu unterhalten. Ich denke einmal, sie wird auch Internet haben. Oft reicht es nämlich auch einfach, den Frust von der Seele zu schreiben und ich denke, dass sie dich verstehen wird, nachdem sie ja auch ein paar Jahre miterlebt hat, wie der Lebensgefährte deiner Mutter mit euch umgeht.

Dann bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen, halt durch! 1 1/2 Jahre sind nicht die Welt. 6 Jahre hast du schon, das letzte wirst du auch noch schaffen.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Du schaffst das!