Problem von Anonym - 16 Jahre

Meine Mutter terrorisiert mich und meinen Bruder

Hallo,

ich habe das Problem, dass meine Mutter mich und meinen Bruder terrorisiert.
Dazu muss man sagen, dass mein Vater nur am Wochende zu hause ist. Meine Mutter arbeitet halbtags und sollte sich danach eigentlich um uns kümmern. Stattdessen arbeitet sie und geht ihrem Sport nach.
Mein Bruder (13) und ich kommen aber eigentlich trotzdem ganz gut klar, wir sind ziemlich eigenständig.
Meine Mutter hat oft Stress wegen der Arbeit, was ich ja auch verstehen kann, doch sie verschanzt sich dann in ihr Büro und redet gar nicht mehr mit uns.
Sie regt sich sehr oft über Kleinigkeiten auf, sodass es unerträglich wird. Ich bin oft so verzweifelt, dass ich nur noch in meinem Zimmer sitze und weine.
Außerdem dirigiert sie mich und meinen Bruder sehr oft herum, wir sollen den Schnee schippen oder ähnliches, während sie wirklich überhaupt nichts im Haushalt tut.
Am Wochenende erzählt sie meinem Vater dann, dass wir total faul wären. Zu meinem Vater habe ich eigentlich ein recht gutes Verhältnis, auch wenn wir uns manchmal streiten.
Meine Mutter nimmt mich nie in den Arm oder zeigt mir in irgendeiner Weise, dass sie mich liebt. Sie ist nur kalt, sie lobt mich auch nie.
Ich verstehe das nicht, denn sie überschüttet meinen jüngsten Bruder (8) mit Liebe.
Sie beschwert sich, wenn sie etwas für mich tun soll, zum Beispiel zu einem Elternabend gehen.
Wenn ich mich mit ihr streite, beschimpft sie mich als fette Sau und wird auch leicht handgreiflich, wobei ich aber auch sagen muss, dass ich sie desöfteren provoziere, wenn ich genug von ihrer schlechten Laune habe.
Nach unserem Streit, weine ich oft. Das einzige was mir dann hilft, ist meine beste Freundin anzurufen. Sie ist die einzige Person in meinem Leben, die mir zuhört und mir Ratschläge gibt.
Wenn ich meinem Vater von den Problemen zu Hause erzähle, hört er mir zwar zu, unternimmt jedoch nichts.
Vor ein paar Monaten war ich so fertig, dass ich von zu Hause abhauen wollte.
Ich habe damit gedroht, zum Jugendamt zu gehen. Und ich habe sie gebeten mit mir eine Therapie zu machen. Aber meine Mutter hat sich geweigert. Sie hat gesagt, dass sie nicht bereit ist, sich zu ändern. Anschließend haben ich und meine Eltern nach einer Lösung gesucht. Wir haben uns auf bestimmte Sachen geeinigt, und das ging auch ein paar Wochen gut.
Aber jetzt fängt wieder alles von vorne an.
Ich habe keine Lust mehr und ich kann auch nicht mehr. Meine Mutter macht mich fertig.
Ich denke, dass ich meinem Vater am Wochenende sagen werde, dass ich eine räumliche Trennung von meiner Mutter brauche.
Bald werde ich 16, vielleicht könnte ich zu einer Freundin ziehen (mit erlaubnis meiner eltern)?
Bitte helft mir, ich weiß nicht mehr weiter.

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Liebe Unbekannte,

das klingt für mich ganz so, als wäre deine Mutter überfordert.
Dass sie dich auch überfordert und manchmal gemein wird kommt wahrscheinlich daher, dass sie sich selbst so viel abverlangt und in dir als ihre Tochter vermutlich eine kleinere Version von sich selbst sieht.
Da bleibt das Verständnis, dass du erst 16 und noch keine Erwachsene und außerdem ihre Tochter bist dann ein bisschen auf der Strecke.
Das soll keine Entschuldigung für deine Mutter sein, nur damit du einen kleinen Einblick in ihren möglichen Standpunkt/ in die möglichen Ursachen bekommst.

Ich finde es toll, dass du so viel unternommen hast, um das Problem das ihr zu Hause habt zu lösen. Wenn deine Mutter dir ganz klar gesagt hat, dass sie sich nicht ändern will, dann ist es vermutlich wirklich das Beste, wenn du dich um eine räumliche Trennung bemühst.

Ich selbst habe als ich 16 war ein halbes Jahr bei einer Freundin gewohnt, ihre Eltern waren so lieb und haben mich aufgenommen, weil es bei uns zu Hause auch schwer war und ich die Schule so dann auch zuende gemacht habe und nicht abgehauen oder weggezogen bin.
Die haben dann selbstverständlich auch monatlich Geld bekommen für Essen und so, aber das lief alles über meine Mutter, die einverstanden war. Schwierig würde es werden, wenn deine Eltern sich nicht einverstanden erklären oder es zwar am Anfang gut klappt, aber dann nach einer Weile nicht mehr.
Aber wenn die Eltern deiner Freundin einverstanden wären, dann wäre das zumindest eine gute Übergangslösung, bis du eine andere Möglichkeit gefunden hast.
Andere Möglichkeiten wären zum Beispiel zu deinem Vater zu ziehen oder in betreutes Wohnen. Das sind meistens Wohngemeinschaften mit Jugendlichen, die zu Hause raus müssen aber zu jung sind um ganz alleine zu wohnen. Um die kümmert sich dann ein Sozialarbeiter oder ein Psychologe oder Erzieher, je nach dem was für eine WG oder Einrichtung das ist.
Der richtige ansprechpartner ist da das Jugendamt oder eine Familienberatungsstelle - die findest du online hier: http://www.bke.de/virtual/ratsuchende/beratungsstellen.html

Es gäbe auch die Möglichkeit, dass deine Mutter mit anderen Maßnahmen von Ämtern und Sozialarbeitern unterstützt wird, und man versucht ob du nicht doch zu Hause wohnen bleiben kannst. Da wird man dich aber bei den genannten Stellen besser beraten können.
Aber egal was passiert es wird nicht von heute auf morgen gehen, deshalb muss für die Zwischenzeit eine gute Lösung für dich her. Und wenn du meinst dass du es so lange zu Hause nicht mehr aushälst, dann versuch bei deinem Vater oder deiner Freundin unterzukommen, aber auch das bitte nur nach Absprache mit ihren und Deinen Eltern (oder zumindest einem Elternteil).

Alles Liebe,
Deine Sarah L.