Problem von Anonym - 16 Jahre

Mag meine Sorgen ausschreiben...

Ich denke nicht das es für alles eine Lösung gibt bzw. muss ich sie in vielen Dingen selbst finden...möchte mich nur mal ausschreiben!

Zurzeit wohne ich mit meiner Mutter und ihrem Freund (Sind jetzt 5Jahre zusammen) in einem Haus. Bin unzufrieden mit fast allem, fühle mich mit allem allein gelassen und hilflos.
Zu meiner Mutter habe ich eig. ein gutes verhältnis, doch ich mache mir sehr sorgen um sie, fühle mich für sie verantwortlich, da sie nicht nach sich sondern immer nur nach den andern schaut, sie ist ebenfalls unglücklich mit ihrem leben. Ihr Freund ist alkoholiker, ich verstehe mich gut mit ihm doch es ist sehr schwer für uns mit ihm zu leben. Zu meinem vater habe ich kaum kontakt (von mir aus), ich habe keinen respekt vor ihm, er ist furchtbar egoistisch, ich hasse ihn für das was er ist und was er getan hat. Vor 3jahren bin ich umgezogen, 13 jahre lebte ich in einem dorf mit all meinen freunden und pferd und geschwistern und so weiter. War eig. glücklich, bis auf das das mein vater meinen bruder geschlagen und meine Mutter unterdrückt hat. (Habe 2 ältere Brüder.) Meine Mutter trennte sich von meinem vater, was gut war. Das Haus machte viel arbeit und wir konnten es nicht mehr halten, da mein vater hohe schulden gemacht hat und meine mutter die hälfte davon zahlen muss, da sie unterschrieben hat. Ich wollte es nicht glauben das wir weg mussten, hab mich gewehrt, ich liebte das haus, einfach alles. Ich sehne mich nach einem richtigen guten vater. Meine Brüder wurden von meinem Vater aufgehtzt und können bis heute noch nicht gut miteinander auskommen. Mein Vater trichterte ihnen ein, das der eine bruder toll ist und alles kann und der andere ein nichts ist. Heute ist es genau andersherum, der eine ertränkt seine probleme mit alkohol und macht nur probleme, der andere hat sein leben in den griff bekommen. Vieles ist passiert, es schien immer so als ob das alles an mir vorbei ziehen würde, aber jetzt habe ich große probleme mit der vergangenheit. Da wir das alte haus auf den namen meines opas schreiben mussten wegen den schulden usw. sind wir jetzt verstritten. Meine mutter hatte immer ein gutes verhältnis mit ihrem vater, doch damals war sie nur zum heiraten gemacht worden und meine oma tat alles das sie nicht glücklich war. schließlich hetzte sie meinen opa auf meine mutter, meine mutter musste ihnen ja das geld fürs haus geben, doch meine oma fing es ab und machte meinen opa sauer auf mama, bis er so voller hass war das sie uns das wasser und den strom abstellten und alles draußen kaputt machten. Ich will nichts mehr mit ihnen zutun haben, obwohl meine opa eig. ein lieber mensch ist. meine brüder ignorieren alles was passiert ist, nutzen sie aus (wäsche waschen usw.) das finde ich schrecklich, denn sie waren auch sauer. Es ist alles so ungerecht. Ich habe keinen mehr, mit meinen alten freunden kann ich nicht mehr viel machen, hab nichts mehr mit meinen beiden großeltern zutun, mit meinem vater will ich kein kontakt, für meinen einen bruder schäme ich mich, mit dem jüngeren verstehe ich mich jetzt gut, aber es wird immer etwas zwischen uns sein, denn als er klein war wollte er immer was mit mir machen und ich kam nicht mit ihm klar weil er ADS hatte, und heute braucht er mich nicht mehr. Habe einen freund seit eineinhalb jahren , ich liebe ihn über alles aber ich mache mir, uns das leben schwer weil ich so angst habe ihn zu verliereb bzw. das er mich betrügt, keine ahnung warum, damals hat mein vater meine mutter betrogen...habe ein ganz schlechtes bild von männern und träume so oft das er mich betrügt, es ist schrecklich dabei liebe ich ihn doch.
Habe auch therapie wegen allem was so passiert ist, aber es geht alles so langsam. Vor eineinhalb jahren bin ich sehr krank geworden, hatte 2 infektionen, mit denen ich heute noch zu kämpfen habe. Muss die 10klasse wiederholen, es ist mir alles zu viel, kann mich immer noch nicht konzentrieren usw. Bis so krank geworden weil ich seit dem umzug nichts für mich getan habe, war unglücklich, wollte hier nicht leben, dachte oft ans sterben und auch jetzt noch....nach der infektion kamen dann die alten sachen mit meinem vater und das er meinen bruder geschlagen hat wieder hoch. Mir kommt alles so schwer und ungerecht vor. ich will mal zur polizei oder irgentetwas machen wo ich weiß das es wichtig ist aber der weg dorthin ist so schwer, habe bewerbungen geschrieben erstmal für ein freiwilliges soziales jahr, da ich zu spät bin. Am liebsten würd ich ins ausland, hauptsache weg von allem was mich beslastet...da ich letztes jahr in der kur war, auch weit weg und weiß wie gut es mir gehen kann und welche energie ich eig. habe will ich raus aus allem, am liebsten flüchten. Denn meine power hielt zwar ein paar wochen an aber dann war alles wieder weg, ich bin leer. Ich weiß nicht was ich mal machen will, wie meine zukunft aussehen soll...wie ich das richtige tue und fühle mich so einsam und schlecht. ich weiß nicht wer ich bin und was ich mache.... wohin mein weg führt...es fühlt sich alles so schwer an........

Catherine Anwort von Catherine

Liebe Anonyme

Vielen Dank für Dein Vertrauen, dass Du dich an uns wendest!

Du tönst so unglaublich stark und erwachsen in Deinem Schreiben, dass ich Dich bewundere. Mit 16 Jahren so klar und distanziert über die eigene Situation denken, das können nicht viele und ich denke, dass Dir damit, dass Du siehst, was Dir nicht guttut, schon sehr geholfen ist.

Andererseits tönst Du so traurig und rastlos. - Es ist im Moment einfach viel zu viel für einen einzigen Menschen, was Dir da zugemutet wird. Und ja, es ist ungerecht!
Ich bin froh zu wissen, dass Du die Unterstützung von einer psychologischen Fachperson hast. Dass Dein Körper schon mit körperlichen Infektionen auf die ganzen Belastungen reagiert, ist schon ein sehr klares Alarmzeichen.
Du übernimmst im Moment so viel Verantwortung - für Deine Mutter, die freiwillig mit einem kranken Mann zusammenlebt, für Deinen Bruder, für den Streit mit Deinen Grosseltern. Dabei hast Du daneben noch so viele andere Probleme, die genauso wichtig sind. Deine Ausbildung, Dein Freund, Deine Gesundheit... Weisst Du, Du kannst den anderen nicht helfen und es ist auch gar nicht Deine Aufgabe. Du bist nicht für Deine Mutter verantwortlich, auch nicht für die Geldprobleme mit Eurem Haus. Du bist 16 Jahre alt, in zwei Jahren wirst Du volljährig sein und im Moment ist das Einzige, wofür Du verantwortlich bist, Du selbst und Dein Leben. Du hast dies doch auch schon sehr gut selber gemerkt: Dass Du so viel mehr Kraft und Lebensfreude hast, wenn Du nicht zu Hause bist. Und Du hast den Kontakt zu Deinem Vater für den Moment abgebrochen, weil Du selbst gemerkt hast, dass es Dir nicht guttut. Dies sind doch alles sehr gute und wichtige Schritte! Du bist kein Kind mehr und hast das Recht darauf, Dein Leben so zu leben, wie Du gerne möchtest - nämlich glücklich und unabhängig; nicht verantwortlich für die Probleme Deiner Mutter und Brüder.
Vielleicht kommt Dir dies sehr egoistisch vor. - Aber weisst Du; wenn Du nicht dafür sorgst, dass es Dir gutgeht, Du vielleicht noch kränker wirst oder psychische Probleme bekommst, dann wirst Du deiner Familie noch viel weniger helfen können. Deine Mutter würde dann nur noch mehr Sorgen haben. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Du lernst, Dich von den Problemen Deiner Mutter und von Deinem Vater zu distanzieren, dass Du auf Dein Gefühl hörst und das tust, was Dir selbst guttut.

Polizei tönt doch super! Und jeder Weg führt immer wieder über lange und schwere Strecken. Aber es gibt nicht so viele Menschen, die in ihrem Leben schon so viel erlebt haben wie Du und trotzdem so stark und zielbewusst sind! Ich glaube daran, dass Du dies schaffen kannst. Der Weg dorthin lohnt sich ganz bestimmt - und auch wenn es dann nicht die Polizei ist, wenn es Dich plötzlich in eine ganz andere Richtung zieht: Es gibt so viele Wege, an ein Ziel zu gelangen - und es gibt für einen Menschen auch nicht nur ein Ziel, nicht nur eine richtige Entscheidung, sondern ganz viele Möglichkeiten, um glücklich zu werden...
Wenn man wie Du noch ganz am Anfang von seinem Leben steht, vor allen Möglichkeiten und Wegen, die man gehen kann und alles alleine entscheiden muss, ohne genaue Weg- und Zielbeschreibung also die richtigen Abbiegungen nehmen muss, kann das schon mal sehr Angst machen. Vielleicht denkst Du, dass Dein ganzes Leben, Dein Glück jetzt gerade von DER richtigen Entscheidung abhängig ist, dass jede falsche Entscheidung dann ein endloses Unglück bedeuten wird... Doch so ist es nicht! Es gibt so viele Umwege und auch nicht nur ein richtiges Leben. Und die Zeit jetzt, wo sich für Dich so schwierig und anstrengend anfühlt, ist wichtig, weil sie Dich stärker macht für den weiteren Weg, weil Du schon bei der nächsten Abbiegung lange nicht mehr so viele Gedanken machen machen musst, weil Du diese Gedanken und Entscheidungen schon früher - also jetzt - erarbeitet, erleidet hast.
Mir hilft manchmal der Gedanke, dass alles, was ich erlebe, was ich mir erarbeiten und erleiden muss, ich nur ein einziges Mal so tun muss. Es wird nie mehr genau so schmerzlich und anstrengend werden - je mehr ich lerne, mit Situationen umzugehen, desto öfters werde ich in der Zukunft auf dieses Erlernte zurückgreifen können...

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Glück und Erfolg in Deiner Zukunft. - Erstmal beim sozialen Jahr, bei neuen Erfahrungen und bei Deinem Weg in das Unabhängig-Sein von Familie, in der Suche nach einem Platz in einem eigenen (!) sozialen Umfeld, einem Freundeskreis...
Ich bin mir ganz sicher, dass Du dies schaffen kannst!

Herzlichst, Catherine.