Problem von Anonym - 29 Jahre

Meine Schülerin ritzt sich!

Liebes KuKa-Team!

Und zwar habe ich folgendes Problem. Ich bin Mathelehrerin und zugleich auch Klassenlehrerin einer 10.Klasse. Eine meiner Schülerinnen zeigt deutliche Anzeichen von Selbstverletzung wahrscheinlich veranlasst durch sexuellen Missbrauch in der Familie. Sie zeigt sehr deutliche Anzeichen.
Viele Internetseiten und andere Artikel über dieses Thema habe ich mir durchgelesen und schon seit langer Zeit überlege ich wie ich sie darauf ansprechen soll. Da ich noch einer der Jüngeren bin habe ich noch nicht so viel Erfahrung in solchen Themen. Allerdings habe ich zu diesem Mädchen eine sehr sehr gute Bindung, vielleicht auch weil ihre Mutter bei einem Autounfall vor 5 Jahren gestorben ist und ihr als Referendarin meine Hilfe angeboten habe, da sie mir damals sehr Leid getan hat.
Ich weiß schon, dass ich sie in einem ruhigen Gespräch ansprechen könnte, allerdings wüsste ich nicht wie mein erster Satz lauten sollte.Außerdem habe ich ein weiteres Problem:
Ich bin selbst im Kinderheim aufgewachsen, da ich und meine Mutter von meinem Vater missbraucht wurde. Ich habe viele Therapien durchgemacht, sie haben mir auch weitergeholfen mich allerdinngs nicht \"geheilt\". Ich habe Angst, dass alles wieder hochkommt, wenn ich ein Gespräch mit ihr führen will. Ich kann mich in ihre Lage versetzen- sie verstehen. Es ist jedoch eine schwere Situation, wenn man eine starke Schulter spielen muss und selbts ein Problem damit hat.

Ich möchte nicht, dass dieses Mädchen wegen den Sachen zerbricht und ich einfach weggeschaut habe!! Ich werde ihr helfen , aber wie ? Für dieses Mädchen würde ich alles aufs Spiel setzen. Sie ist für mich wie eine Tochter.

Bitte helft mir!

Danke ...

Liebe Grüße

Anwort von Karin

Liebe unbekannte Mathelehrerin,

schön, dass du dich an uns wendest. Du hast ja wirklich ein sehr spezielles Problem. :-) Einerseits fühlst du dich sehr mit deiner Schülerin verbunden und willst ihr möglichst gut und kompetent helfen, andererseits musst du stark darauf achten, nicht selbst an diesem Problem kaputt zu gehen.

Ich finde auf jeden Fall, du solltest sie darauf ansprechen. Aber ich finde auch, dass du eher als "erste Ansprechperson" fungieren solltest und dann die Verantwortung weitergeben solltest. Frag dich mal in deinem Lehrerkollegium um. Meistens gibt es eine ganz engagierte Lehrerin (sind einfach meistens Frauen), die mit solchen Themen sehr gut vertraut ist und auch ganz viele Adressen hat! Dann könntest du zwischen ihr und dieser Lehrerin ein Gespräch arrangieren!

Du wärst dann deiner Verantwortung nachgekommen, hast aber nicht die volle Belastung!!! Du könntest dich des Weiteren bei der Caritas informieren. Die haben enorm kompetente Berater in allen möglichen Bereichen. Sie können dich informieren und natürlich auch deine Schülerin! Zudem finde ich diese Seite sehr hilfreich:

http://rotelinien.de/ratschlaege.html

Dort stehen viele Tipps, welche du bei einem ersten Ansprechen des Problems bei deiner Schülerin beachten solltest!

Du bist ihre Klassenlehrerin und hast damit auch wirklich die Verpflichtung, ihr zu helfen - auch wenn du sie eher unsympathisch finden würdest! Du darfst nicht wegschauen und du willst ja auch nicht wegschauen. Aber du musst nicht ihre Therapie übernehmen! Da hört deine Verpflichtung auf! Und da muss dein Engagement auch aufhören, um dich selbst zu schützen! Gehe nur so weit, wie du es dir selbst zutraust!

Sei für sie die erste Anlaufstelle. Sag ihr, dass du sie gerne unterstützt und sie jederzeit mit Problemen zu dir kommen kann. Aber dann versuche sie auch kompetent weiterzuvermitteln!

Ich wünsche dir ganz viel Mut und Kraft und weiterhin viel Spaß beim Unterrichten. Außerdem wünsche ich deiner Schülerin alles Gute für die Zukunft!

Viele liebe Grüße,
Karin