Problem von Laura - 15 Jahre

Erwarte ich zuviel vom Leben?

Hallo !
Ich hab mich schon mal an euch gewendet aber bekam keine Antwort. (ich verstehe dass ihr viel zu tun habt)
aber bitte bitte antwortet diesmal!
Ich bin wirklich sehr unzufrieden im Moment!
Ich hoffe ihr könnt mir helfen, vielen Dank im Vorraus (außerdem finde ich es toll was ihr hier macht).

ich hab dieses Problem schon seit der Pubertät,
eigentlich seit dem ich angefangen hab nachzudenken über jeden Mist, alles zu hinterfragen und naja .... jetzt bin ich unglücklich.

Ich halte mich so kurz wie möglich:
Ich bin bald 16 und weiblich.
die Beziehung zu meiner Familie ist gut, aber meine Eltern sind leider immer besorgt um mich und erlauben mir deshalb fast nichts, zum Beispiel auf Partys gehen etc.
In der Schule bin ich guter Mittelmaß, ich habe kaum Schulprobleme oder sonst was.
Ich habe viele gute gleichaltrige Bekanntschaften in der Schule und auch von woanders, aber nur sehr sehr wenige richtige Freunde.
Ich hatte bisher nur einen Freund (der mich aber nur belogen und betrogen hat).

Nun ja früher habe ich mich immer so sehr auf
meine Jugendzeit gefreut, darauf, Teenager zu sein und so.
Ich dachte das läuft ab wie in diesen Teenagerfilmen,
ich dachte ich werde dann meine große Liebe finden und wilde Dinge
tun mit Freunden usw.

Und jetzt ist alles ganz anders,
es läuft alles so langweillig und normal ab und ich bin irgendwie enttäuscht.
ich hab nicht mal eine richtige \"Clique\", die in meinem Alter sind meistens alle so dumm, intolerant und was weiß ich!

Ich scheine ständig auf der Suche zu sein, ich weiß nur nicht wonach!
Nach wahren Gefühlen und tolle Bekanntschaften vielleicht?!


Könnt ihr mir sagen was mit mir los ist ?
Was soll ich tun ? Ich möchte mehr von meinem Leben
und Dinge, an die ich mich noch mit 80 dran erinnern kann!
Leider bleiben diese Sachen alle aus !
Erwarte ich zuviel?

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Laura,

Wahrscheinlich ist es mir in Deinem Alter nicht viel anders gegangen. Ich kann mich blass erinnern, dass ich auf die "Pauken und Trompeten" gewartet habe, die mein Leben "besonders" und "wichtig" machen sollten. Und erst im Nachhinein, in der Erinnerung, ist mir oft bewußt geworden, dass ich vor lauter Erwartung von "Feuerwerk" nicht in der Lage war, die Pracht der Glühwürmchen zu erkennen und zu würdigen.
Merkwürdig: jetzt fehlt mir das Leuchten der Glühwürmchen mehr, als das kurze und heftige Lichtgewitter eines Feuerwerkes.
Letzteres läßt uns zwar beeindruckt, aber doch auch geblendet zurück.
Erstere strahlen Wärme und Beständigkeit aus.

In Deinen Teenager Filmen wird all das, was Du zu erleben hoffst in 1 1/2 Stunden zusammengefasst.

Wie in einem Feuerwerk: ein Höhepunkt jagt den anderen!

Und danach bleibt nicht mehr als bedrückende Stille! Ein kurzer Rausch und das lange Warten, bis ein solches Ereignis wiederkehrt!
Die lange Leere!

Richte Dein Leben nicht nach solchen seltenen Höhepunkten aus!
Sie werden kommen!
Aber in Deiner Erinnerung werden sie nicht die Rolle spielen, die Du sie ihnen jetzt noch zumißt!

Das, an das Du mit 80 zurückdenken wirst, ist alles, was in Deinem Leben längeren Bestand hatte.

Du mußt nur bereits jetzt den Wert des "kleinen Glücks" erkennen und auch würdigen:

Nicht der riiieeesen Rosenstrauß bringt uns die Erfüllung!

Wir müssen lernen, jede einzelne dieser Rosen für sich als wertvolles Geschenk zu betrachten und zu achten.

Du hast eine Familie, in der Du Dich geborgen fühlen kannst!
Du hast Freunde!

Wo Du Dich in Deiner Familie vielleicht zu sehr behütet fühlst: versuche in gegenseitigem Vertrauen, Deine Eltern mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass sie Dir vertrauen dürfen und auch beginnen müssen, loszulassen!

Sag niemals, dass Du "nur" sehr, sehr wenige richtige Freunde hast!

Jeder von denen, die Du als solchen erkennst, sollte Dir so wertvoll sein, wie eine Rose: schön, so lange man behutsam mit ihr umgeht!

Lerne es, die kleinen Dinge in Deiner direkten Umgebung zu beachten und suche nicht Dein "großes Glück" irgendwo in der Ferne.

Oft liegt auch das große Glück direkt vor unseren Füßen!

Und weil wir es ganz woanders suchen, treten wir unachtsam drauf!

In 24 Jahren könnte ich 80 sein.

Wirst Du mir erzählen, an was Du Dich dann aus Deiner Teenager Zeit noch erinnerst?

Ich wünsche Dir von Herzen ein wenig Geduld und ein offenes Auge und Herz für alles Schöne, was Dich bereits jetzt umgibt.

Dein Bernd