Problem von Anonym - 36 Jahre

will ich Kinder?

Hallo
Ich fange am Besten in Kurzfassung meine Geschichte an:
Hatte 3 Fehlgeburten, war dann in einer Psycho Therapie weil ich immer geweint habe wenn ich Schwangere oder Babys gesehen habe, und weil ich Angst vor einer neuen Schwangerschaft hatte. Das hat mir sehr gut getan, waren dann in einer Kinderwunschklinik wo ich mir die Eileiter habe durchspülen lassen und dabei umgekippt bin und wie ich so im Wartezimmer saß und meine Eisprungauslösende Spritze bekommen habe war mir klar dass ich Kinder auf dem natürlichen Weg will ohne Hormone! Und habe die Behandlung dort abgebrochen!
Das war vor 2 Jahren!
In den letzten 2 Jahren ging es mir super! Konnte wieder mit Kindern umgehen und musste bei Schwangeren nicht mehr weinen...wir wollten nicht mehr aufpassen und einfach Sex haben wann wir wollen! Alles super!
Und dann .... seit ein paar Wochen schwirrt dieser Gedanke in meinem Kopf: Du bist 36 und verheiratet.....und was ist mit Kindern? Mir wird wieder ganz anders wenn ich Babys sehe und werde ganz traurig....es tut mir irgendwie weh und neulich kam unsere NAchbarin mit ihrem Säugling und ich hätte fast geheult!
Ich bin so verwirrt und weiß einfach nicht an wen ich mich wenden soll!
Mein Mann ist es egal ob wir Kinder haben oder nicht! Er nimmt es so wie es kommt! Tolle Einstellung aber ich muss das für mich klären!
Aber wie?
Wie weiß ich was ich will?
Manchmal spüre ich dass da noch eine Lücke zu füllen ist aber auch wenn das gemein klingt : ein Hund wäre auch super!
Ich liebe Kinder sehr und spiele sehr gerne mit meinen Nichten und Neffen...aber verflixt WILL ich denn auch welche!
Und warum macht mich das wieder so traurig?
Was soll ich bloß tun!??
Kann mir jemand helfen?
Ich kann mir nicht vorstellen ein Baby zu haben, aber sehr wohl ein Kind ab 4 Jahren....das ist doch nicht normal oder?
Wie bekommt man das heraus?

Das macht mich echt fertig und ich muss schon wieder weinen...meine Güte nachher komm ich schon in die Wechseljahre!!!

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

es ist sicher nicht einfach für dich gewesen, und jetzt stellt sich wohl sowas wie Torschlusspanik ein. Das verstehe ich, und deshalb solltest du auch eine Entscheidung fällen.

Leider ist es so, je älter und vernünftiger man wird, dass man länger über eine Sache nachdenkt als manchmal gut ist. Du scheinst dich in das Problem gerade festgebissen zu haben.

Du warst in psychologischer Behandlung wegen der Fehlgeburten und es hat dir gut getan. Dann warst du in einer Kinderwunschklinik, offenbar weil du dir deinen Kinderwunsch erfüllen wolltest. Du hast die Behandlung abgebrochen, weil du Kinder auf natürlichem Wege wolltest. Wann war der Zeitpunkt in diesem zwei Jahren, als du von deinem Kinderwunsch Abstand genommen hast? Und warum?

Die Einstellung deines Mannes solltest du nicht so negativ sehen. Er will dich nicht damit belasten und überlässt die Entscheidung deshalb dir. Egal was er für einen Wunsch äußern würde, er würde dir deine Entscheidung doch trotzdem nicht erleichtern.

Kinder zu wollen heißt, sein gewohntes Leben erstmal aufzugeben. Alles wird anders, alles dreht sich in der ersten Zeit nur um das Baby. Kinder muss man wollen, es geht dabei nicht um uns selbst oder um unsere Beziehung, sondern um die Entscheidung: Will ich einem Kind das Leben schenken, meinem eigenen Fleisch und Blut...

Will ich dafür alles in Kauf nehmen: Kinderkrankheiten, Geschrei, die Wohnung kindgerecht gestalten, Schulaufgaben und Lesenlernen, Pubertät, Streit, den Urlaub nach dem Kind ausrichten usw. Kann all dieser Verzicht durch folgendes aufgewogen werden:

Das Glück über das erste Lächeln, die ersten Schritte, das erste Mal "Mama" zu hören, das erste Küsschen zu bekommen, den stolzen Schulanfänger sehen, die Entwicklung verfolgen, neue Freunde mit Kindern auf dem Spielplatz kennenlernen, den Stolz auf die schulischen Leistungen des Kindes, das Vertrauen des Kindes genießen, die erste Liebe mit durchleiden usw.

Eine Alternative ist immer auch eine Adoption, das geht auch mit Vierjährigen. Aber wollen musst du es trotzdem. Es gibt zu diesem Thema jede Menge Literatur, zum Beispiel hier:

"Will ich wirklich ein Kind? Von guten Gründen und verborgenen Wünschen." von Christiane Röhrbein (Autor)

"Ein Baby - jetzt, später oder nie? Das Dilemma der modernen Frau"
von Angela Voß (Autor)

"Vom Glück, spät Mutter zu werden" von Petra Fosen-Schlichtinger (Autor)

Du solltest dir einen Termin setzen, zum Beispiel deinen 37. Geburtstag oder Weihnachten, bis zu dem du dich entscheidest. Und egal, wie deine Entscheidung ausfällt, akzeptiere sie, wenn sie gefällt ist. Du hast lange genug darüber nachgedacht und sicher keinen Aspekt ausgelassen. Deine Entscheidung hat also ihre Gründe.

Viele Leute werden auf deine Frage antworten: Darüber sollte man nicht nachdenken müssen, entweder man will oder nicht. Aber lass dich davon nicht verunsichern. Dass du unsicher bist, hängt mit der Vernunft zusammen, die man eben mit 36 Jahren hat. Und das ist ja auch ein Vorteil.

Ich würde dir auch raten, noch einmal psychologischen Rat anzunehmen, vielleicht hast du ja noch den Kontakt von damals. Es geht nicht nur darum, eine Entscheidung zu fällen, sondern diese dann auch anzunehmen mit allen Konsequenzen. Auch wenn die Entscheidung gegen das Kind ausfällt, kann dein Leben erfüllend sein.

Hier findest du ein interessantes Pro und Contra:
http://lifestyle.t-online.de/liebe-und-partnerschaft-kinderlos-gluecklich-pro-contra/id_13206086/index

Aber den Termin, bis zu dem du deine Entscheidung triffst, den solltest du auf jeden Fall einhalten. Alles Gute für dich!

Liebe Grüße, Jeanett

http://www.kinder.de/
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