Problem von Anja - 18 Jahre

leben in der Vergangenheit...

Hallo, ich weiss im moment nicht genau was ich tun soll und bin nun auf dieser seite gelandet. Tja, im moment läuft so viel falsch das ich nicht richtig weiss wo ich beginnen soll. ich war 2 jahre in psychologischer behandlung weill ich meine probleme mit selbstverletzung lösen wollte. nun bin ich aber schon länger nicht mehr gegangen da ich meinen arbeitsplatz im 3ten lehrjahr wechseln musste weill ich wegen meiner anderen cheffin 2 nerven zusammenbrüche hatte. das gefühl, einfach nichts zu können, ist das schlimmste was es gibt, meine beste freundin hat mir vor einem jahr gesagt das sie mich nicht mehr braucht weill sie nun ihren scheiss freund hat. und das nach 5 jahren! verstehen sie, wir haben 5 verdammte jahre alles zusammen gemacht! sie ist der grund weshalb ich noch lebe. und dan verlässt sie mich und dieses scheiss gefühl welches mich dazu drängen will wieder die koinge in die hand zu nehmen um alles für einen moment zu vergessen kommt immer wieder hoch. ich vermisse sie soo sehr. mein freund ist immer für mich da und ich habe auch genug kollegen an welche ich mich wenden könnte. aber die verstehen das alles nicht. es ist unglaublich schwer das ganze in einem brief zu schreiben. aber ich will dieses gefühl nicht mehr. ich will nicht mehr mit einer blutenden wunde einschlafen, NIEMEH... aber irgend was tief in mir bringt mich ständog dazu. ich kann nicht schlafen ohne mir vor zu stellen das ich gerade sterbe. das ist doch nicht normal oder??
der druck welcher auf mir liegt wegen meiner abschlussprüfung welche ich in 2 monaten habe , der ist so schwer das ist teilweise keine luft mehr bekomme.
ich arbeite im gastgewerbe, also im service und da kann ich meinem drang zum ritzen nicht einfach nachgeben , aber wenn ich fertig bin mit der lehre, dann habe ich angst das mich nichts mehr davon abhält meinen ganzen arm wieder mit wunden zu füllen. ich freue mich schon fast darauf.
kennen sie das gefühl???? wenn man für einen moment einfach alles vergessen kann?? nur noch das blut sieht und sich wünscht das man alles hinter sich lassen könnte??
ich will nur, das es entlich aufhört!!! in die therapie will ich nicht zurück, nicht weill es schlecht war sondern weill ich irgendwie finde das ich langsam alleine damit klar kommen sollte....
aber ich glaube das ich morgens um 4 uhr vor dem pc sitze und ihnen hier einen so langen brief schreibe macht nicht gerade den eindruck das ich das kann...
können sie mir sagen wie ich dieses scheiss verlangen nach der klinge auf meiner haut \"abstellen\" kann???
ich will nicht wieder ins alte schema zurück fallen.
aber auf eine art weiss ich, das die sucht nach dem ritzen irgendwann wieder die oberhand ergreifft wenn ich jetzt nichts dagegen tue!!
bitte nehmen sie mich ernst!!
bitte!!!
vielen dank anja

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Anja

Danke, dass Du uns geschrieben hast!

Sehr lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich hier der Richtige bin, Dir zu antworten.
Ich will es versuchen, weil es mich wirklich tief berührt hat. Ich versuche es, weil ich selbst als Vater zweier Kinder vor nichts mehr Angst habe, als davor, dass es mir verborgen bleiben könnte, wenn eines meiner Kinder so sehr an sich selbst zweifelt, wie Du es von Dir hier schreibst.

Anja, lasse es zu, dass ich Dich in diesem Augenblick zu betrachten versuche, wie mein eigenes Kind. Nur dann habe ich eine Chance, Dir gerecht werden zu können! Bitte gib mir die Chance!
Lass Du mich hier bitte nicht alleine!

In meinem Leben gab es auch Situationen, in denen ich "Angst vor dem Versagen" hatte. Das war ziemlich genau in Deinem Alter: ich stand kurz vor dem Abitur.
Der einzige erkennbare Unterschied zu dem, was Du schreibst ("das gefühl, einfach nichts zu können, ist das schlimmste was es gibt"):

ich hatte nicht nur so ein Gefühl: ich wußte genau, dass mir alles was ich kann niemals ausreichen wird, selbständig und eigenverantwortlich mein Leben zu bestimmen.

Das hat bei mir zu regelrechten Panik-Attacken geführt: Im Unterricht bekam ich Schwindelanfälle und Herzrasen. Ich konnte nicht mehr still sitzen bleiben: sprang auf, meldete mich ab und rannte mir die Seele aus dem Leib. (Meine Art, alles hinter mir zu lassen). Bis ich schweißgebadet wußte: das Herzrasen kommt durch die Anstrengung. Das hat mich dann beruhigt!

Warum ich Dir das schreibe?

Immer wenn ich mich mit meinen Gedanken und Sorgen zurückgezogen habe, wurde aus diesen Gedanken ein Karussell, das sich immer schneller gedreht hat. Bis ich jeden Halt verloren hatte.

Was mir geholfen hat, das Karussell zu verlassen? Rennen bis zur körperlichen Erschöpfung.

Nun bin ich schon um einiges älter geworden. Und deswegen werde ich nicht mehr rennen, wenn ich nochmals in eine solche extreme Situation geraten werde!

Aber ich habe einen Rucksack gepackt! Und sobald mich einmal nichts mehr an mein jetziges Leben binden wird, werde ich diesen Rucksack schultern und meinen Träumen entgegen wandern. (Ich träume da von einer entfernten Alp. Manchmal von den glücklichen Menschen auf Bali.)

Bis dahin muß ich mit nichts alleine klarkommen!

Und, Anja, das mußt auch Du nicht!

Du bist einer der Menschen, die mich dazu bewegen, meinen Rucksack noch eine Weile stehen zu lassen.

Weil Du wichtig und einzigartig bist!

Lasse Dir helfen!

Du hast jedes Recht der Welt, eine Therapie zu machen.

Du bist unsere und meine Zukunft!

Was Dir weh tut, haben wir Alten verbockt!

Alles Liebe,

Bernd