Problem von Anonym - 18 Jahre

Mein Leben zur Zeit

Liebes Kummerkasten-Team

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wieso ich das hier schreibe... wahrscheinlich, weil ich mich momentan so verlassen fühle, dass ich mich nicht traue, mit irgendwem zu sprechen. Ich weiß auch nicht wo ich anfangen soll, also sag ich erstmal was zu mir selbst.

Ich gehe in die 12. Klasse des Gamnasiums, lebe bei meiner Mutter, ihrem Mann und meinem Halb-Bruder. Bei mir läuft nie etwas normal. Ich habe ein generelles Streit-Problem mit meinem Stiefvater, ich bin lesbisch (alles andere, als ein Problem für mich) und meine Mutter versteht das scheinbar irgendwie nicht (mir aber auch egal) und ich hab nur wenige Freunde, von denen es aber auch keinen gibt, dem ich 100% vertrauen kann, bei jedem aus anderen Gründen.

Mit den ganzen Sachen könnte ich vielleicht umgehen, wenn ich nicht krank wäre. Letztes Jahr wurde bei mir eine phasenweise dissoziative Persönlichkeitsstörung festgestellt - eine gespaltene Persönlichkeit. Diese trat immer nur dann auf, wenn ich unterstraken Stress stand und dies auch immer nur, wenn ich alleine war, das war gar nicht sooo schlimm.... sage ich aus heutiger Sicht.. ich war lange bei einer Psychotherapeutin, die ich wirklich sehr gern habe... Dummerweise war ich seit November nicht mehr dort und habe mich auch nicht gemeldet, was mir ein so schlechtes Gewissen macht, dass ich mich nicht traue, mich wieder zu melden.
Im Januar war bei mir viel los... vor allem weil mein Stiefvater im Krankenhaus war und beinahe gestorben wäre. Ich bin relativ gut mit derSituation umgegangen und war meiner Mutter iene große Stütze, doch scheint danach alles über mir zusammengestürzt zu sein... Ich habe an manchen Tagen praktische alle paar Minuten die Persönlichkeit gewechselt und alles so halb mitbekommen. ich habe an manche Tage und sogar Wochen überhaupt keine Erinnerung, was gerade in der Schule ien riesen großes Problem ist. ich habe zum glück angefangen alle termine aufzuschreiben, damit niemand etwas vergisst oder jemand böse auf mich ist... trotzdem stand ich in vielen situationen ziemlich ungeschützt da. ich wurde von leuten angezickt, denen ich gar nichts getan habe (soweit ich weiß) und vieles andere. Doch scheint niemand bemerkt zu haben, dass ich innerlich fast gestorben bin... in den letzten Wochen ist es besser geworden, doch gbt es momente in denen ich mir jetzt richtig wünsche, einfach weg zu sein.. dass wieder jemand anderes übernimmt und ich meine ruhe haben kann... es ist auch alles was ich will - meine ruhe! aber das geht nicht so einfach. in mir ist zu viel los und aussenrum erwarten so viele etwas von mir, was ich nicht bewältigen kann.
Zu alledem kommt das \"Problem meines Lebens\": Meine \'beste Freundin\'. Ich bin inzwischen fast so weit sie zu hassen. Sie macht mir mein Leben schwer. Sie schimpft mich an, sie zickt, jede verdammte Laune lässt sie an mir aus! Und verlangt, dass ich da bin! Ich bin ihr Fußabtreter und sie merkt es nciht mal. Ich vertraue ihr auch kein Stück, denn wenn ich nur anfangen würde über meine Krankheit zu sprechen wird sie wütend, weil sie damit nciht klar kommt. Sowas ist keine Freundschaft! Ich weiß es! Aber ich bin direkt von ihr abhängig! Mein ganzer Freundeskreis hält in Kriesenzeiten zu ihr, das habe ich schon letztes Jahr hart zu spüren bekommen! Ich würde mir so gerne einen anderen Freundeskreis aneignen - Leute die man auch als Freunde bezeichnen kann, aber bis nächstes Jahr muss ich so nch irgendwie durchhalkten, weil nichts ist für mich schlimmer, als alleine zu sein! nächstes Jahr mach ich mein Abitur und ziehe nach Hamburg, weit weg von zu Hause, dann kann ich endlich wirklich neue Kontakte knüpfen und mir meinen Freundeskreis aussuchen. An sich kenne ich aber hier auch niemanden, den ich mir irgendwann mal als Freund vorstellen könnte, also bleibt wirklich nur der Umzug nächstes Jahr abzuwarten. Ich hab nur inzwischen wirlich keine Ahnung mehr was ich machen soll.
Ich scheine jedem egal zu sein. Meine Psychotherapeutin hat sich nur im Dezember einmal per Mail nach mir erkundigt, meiner Mutter ist alles egal, solang es nciht um ihren Sohn oder um ihren Mann geht, meine Freunde stehen fast nie hintermir... Ich hab einfach keinen! Ich kann mich inzwischen ja nichtmal selbst ausstehen... Wenn man sich nciht mag, mögen dich andere auch nicht, und dann magst du dich noch weniger.

Ich weiß nciht, ob das alles nicht viel zu vielschichtig ist, um eine helfende Antwort zu geben, die nicht unbedingt beinhaltet \"such dir halt neue Freunde, das sind keine\" oder \"geh halt zu ner neuen Psychologin\", denn das geht wirlich nicht..
Ich bin trotzdem über jede Antwort dankbar.
MFG
DST

Alessa Anwort von Alessa

Hallo liebe Unbekannte,

schön, dass du dich an uns wendest!
Ich habe deiner Mail entnommen, dass du eine diagnostizierte Persönlichkeitsstörung hast, deswegen in Vergangenheit auch in Behandlung warst, diese im Moment jedoch auf Eis liegt. Du schreibst auch, dass du dich in keinem richtigen gefestigten sozialen Umfeld befindest, in deinem Freundeskreis ist niemand, auf den du richtig bauen kannst und auch innerhalb deiner Familie gibt es Probleme: dein Stiefvater war lange Zeit schwer krank und zu deiner Mutter scheinst du auch kein allzu gutes Verhältnis zu haben.

Erstmal kann ich gut verstehen, dass du dich unter diesen Umständen sehr einsam und allein gelassen fühlst, wenn du keinen wirklichen Rückhalt in der Familie und bei deinen Freunden finden kannst. Besonders, wenn du an einer Persönlichkeitsstörung leidest, die das Ganze ja nun nicht wirklich einfacher macht ? ganz im Gegenteil.
Aber gerade deswegen würde ich mir für dich wünschen, dass du dich wieder bei deiner Psychotherapeutin meldest. Du hast geschrieben, dass du ein gutes Verhältnis zu ihr hast. Eine gute Vertrauensbasis ist absolut unumgänglich in einer Patienten-Psychotherapeuten-Beziehung. Habe also keine Scheu, sie anzurufen und wieder Termine zu vereinbaren. Sie wird dir gewiss nicht böse sein, dass du länger nichts von dir hast hören lassen.
Und allein, dass sie sich nach dir per Mail erkundigt hat, solltest du positiv bewerten. Sie kann sich dir schließlich auch nicht aufdrängen und sich dir aufzwingen, aber diese Mail ist doch ein sicheres Zeichen, dass sie an dich gedacht hat und wissen möchte, wie es dir geht.
Die Therapie ist das beste Mittel, um vor allem mit deiner Persönlichkeitsstörung besser umgehen zu können ? und dieses verbesserte Verhältnis wird dir auch in vielen anderen Lebenslagen weiterhelfen können. Denn so kannst du ein besseres und ehrliches Selbstwertgefühl aufbauen, was es dir mit Sicherheit leichter macht, durch den Alltag zu kommen.
Also nur keine Panik, rufe deine Psychotherapeutin ruhig an und setze die Therapie fort!

Außerdem schreibst du von dem Problem mit deiner besten Freundin: von dem, was du berichtest, kann ich nur annehmen, dass es sich bei ihr tatsächlich um keine gute Freundin handelt.
Du siehst aber auch nicht die Möglichkeit vor deinem Wegzug aus deiner Stadt, neue Freunde kennen zu lernen.
Auf diese Sichtweise würde ich mich an deiner Stelle nicht zu sehr versteifen. Ganz im Gegenteil, vielleicht tut es dir auch ganz gut mal ein neues Hobby auszuprobieren, wo du vielleicht neue Leute kennen lernen könntest. Oder gibt es tatsächlich niemanden in deiner Stufe/an deiner Schule, der die gleichen Interessen hat wie du? Niemanden, der in einem Kurs z.B. den gleichen Autoren mag, oder den gleichen Sport liebt?
Sei einfach offen im Umgang mit anderen, aber setz dich nicht unter Druck! So könnte sich dein letztes Jahr an der Schule vielleicht sogar noch ganz angenehm gestalten, als dass es ein reines Absitzen von Zeit wird. Ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan, aber es ist die einzige Möglichkeit.
Und ist es tatsächlich so schlimm um deinen restlichen Freundeskreis bestellt, dass er sich so von deiner ?besten Freundin? manipulieren lässt? Du kannst doch auch mal etwas alleine mit einem von ihnen unternehmen oder so etwas in der Art. Aber das bleibt letztlich dir überlassen.

Wie gesagt, das wichtigste, ist vermutlich, dass du wirklich deine Therapie fortsetzt und dich mit all deinen Gedanken, Sorgen und Ängsten deiner Psychotherapeutin anvertraust. Mit ihr, die dich ja noch bei Weitem besser kennt als ich es tue, wird mit dir noch weitere Lösungsansätze erarbeiten könnten.
Habe nur den Mut und melde dich bei ihr!

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute für die Zukunft,
deine Alessa