Problem von Anonym - 27 Jahre

Bleiben oder gehen

Hallo!


Ich stecke im Moment mit meinem Freund (28) in einer sehr schwierigen Phase unserer Beziehung.
Vor einigen Tagen habe ich auf einer Party einen anderen geküsst und mich sozusagen Hals über Kopf in denjenigen verguckt. (Ich sah den andern an dem Abend erst zum zweiten Mal, kannte ihn vorher nur vom Chatten her; er ist ein guter Internet-Bekannter meines Freundes)

Kurze Zeit später kam das Ganze durch eine Unachtsamkeit von mir raus. (Schriftstück auf meinem PC)

Nach anfänglicher Enttäuschung hat mein Freund gesagt, er hätte mich bestimmt immer vernachlässigt, das würde er ab sofort ändern. er ging los, kaufte sich neue Sachen, fing an Sport zu machen und will sich ganz viel Zeit für mich nehmen.

All diese Dinge waren bis dato wegen der verschiedensten Dinge (größtenteils seines Studiums) nicht möglich gewesen. Auf einmal soll alles anders werden.
Mein Kopf glaubt daran, aber mein Herz ist durch die vorherigen Jahre schon sehr enttäuscht. Andererseits hat er bis jetzt auch noch nie ?so? einen Warnschuss bekommen. Bisher habe ich ja immer nur gesagt, dass es ich stört; dass ich mich von ihm alleine gelassen fühle, weil er immer wieder aus gemeinsamen Dingen ausbrach. (Das letzte war ein Computerspiel, das wir zusammen spielen wollten. Wenn er nicht zu mir kam, ging ich eben zu ihm?)

Doch auch wenn ich inzwischen den anderen weitgehend aus meinem Kopf heraus habe (obwohl ich vor wenigen Tagen noch unbedingt dorthin wollte), weil derjenige nun mal nicht der Ritter auf dem weißen Pferd ist, für den ich ihn in meinem Herzen vielleicht erst gehalten habe, merke ich, wie der innere abstand zwischen meinem Freund und mir immer größer wird. Nicht von seiner Seite, denn er liebt mich immer noch heiß und innig, ist aus allen Wolken gefallen und kämpft jetzt wie ein Löwe. Er macht Dinge, an die vorher nicht zu denken war, doch sie berühren mich nicht mehr so. Ich bemühe mich, ihm eine faire Chance zu geben, und schieße doch immer wieder vergiftete Pfeile ab. Ich sehe es, doch ich kann es nicht verhindern. Sobald er mir auf den Leib rückt, zu nahe kommt, werde ich abweisend und grob.

Zu dieser ganzen Geschichte kommt noch, dass wir von den fünf Jahren, in denen wir zusammen sind, eigentlich 4 ? Probleme im Bett haben. Ich kann mich einfach nicht auf ihn einlasse, obwohl ich mit anderen Partnern und auch in dem ersten halben Jahr mit ihm viel Spaß daran hatte.
Aber ich habe einfach keine Lust auf ihn, bin genervt, sobald er will (und er wollte fast immer) und mag ihn inzwischen noch nicht einmal mehr küssen.

Was immer noch toll ist, ist das Reden. Ich habe schon am Anfang gesagt, wenn ich mal nicht mehr mit ihm zusammen wäre, wäre er derjenige, den ich als Trauzeugen wählen würde.
Wir sind so harmonisch, haben (größtenteils auf mein Bestreben hin) gelernt, über alles zu reden, und harmonieren sonst ganz wunderbar. Nur eben im Bett nicht.


Ich stehe jetzt vor einer Weggabelung und muss mich entscheiden. Der Weg von Heirat, Kindern und Haus mit Garten schien vor einigen Wochen noch genau der richtige und das auch mit ihm. Ich war mir so sicher, so verliebt.
Inzwischen weiß ich nicht mehr, ob das richtig ist, wenn ich in dem Punkt Sex solche Abzüge mache, besonders, weil das für ihn ein so wichtiges und daher omnipräsentes Thema ist. Ich denke, eine solche Verständigung, wie ich sie jetzt habe och einmal zu bekommen ist fast unmöglich, doch ich weiß nicht, ob sie reicht, um ein Leben lang glücklich zu werden.
Er hat mir in unserer Beziehung eine Menge gegeben?unter anderem die Fähigkeit, mich selbst anzunehmen. Ich litt lange Zeit an einer Ess-Störung, die ich nun siet etwa einem Jahr bis auf kleine Reste überwunden habe. Doch jetzt fühle ich mich an seiner Seite eingeengt, obwohl unser schönes Leben doch erst losgehen sollte. Ich habe das Gefühl, das lange Warten hat mich inzwischen resignieren lassen, so dass ich jetzt das, was er anzubieten hat, gar nicht mehr will.

Er will jetzt (von sich aus) mit mir zu einer Paar-Therapie; will sehen, ob wir nicht doch einen Weg finden, unsere Beziehung zu retten. Ich will diese Möglichkeit nicht ausschlagen, doch mein Kampfeswille für die Beziehung ist zurzeit nicht sehr groß. Ich will fair sein, und es versuchen, aber im Moment ist meine Kraft recht erschöpft. Aber kann man so etwas denn einfach so wegwerfen?

Anwort von Sabine

Hallo!

Die Idee mit der Paar-Therapie finde ich gut, denn so kommen oft Dinge heraus, die man vorher gar nicht richtig erkannt hat. Du bist am zweifeln, dass kann ich verstehen. Deine Liebe zu ihm ist nicht mehr die, die es eimal war. Denkst Du jedoch vor Beginn der Therapie schon, dass es nichts bringt, dann lass es ganz sein, denn Dein Wille dazu ist auch erforderlich. Dein Partner will es und so kann es klappen und die Therapie wirken. Dein Wille zählt aber auch.
Eine Entscheidung kann ich Dir nicht geben. So gerne ich Dir auch helfen würde. Das Du Dich von ihm immer mehr entfernst, dass kann man Deiner Mail entnehmen. Je mehr er auf Dich zugeht, um so weiter gehst Du zurück. So klingt es für mich jedenfalls in Deiner Mail.

Lieben Gruß