Nachbar ist nachts zu laut!
Hallo liebes Kummerkasten-Team.
Mein Thema möchte vielleicht etwas absurd klingen, dennoch möchte ich dass, sie es ernsthaft beantworten. Es ist mir peinlich über dieses Thema in der Öffentlichkeit zu reden, selbst mit meinen Freunden wäre es mir unangenehm da ich nicht weiß wie sie darauf reagieren.
Zu meinem Problem:
Mein Nachbar hat ein geschätztes Alter von 45-50, wir wohnen in einem Dorf, mein Nachbar besitzt einen Bauernhof. Unser Haus ist direkt an seinm angeschlossen (ähnlich wie bei einem Reihenhaus; das gesamte Haus gehört unserem Nachbarn, der ebenfalls der Vermieter ist)
Trotz seines hohen Alters scheint er aber ein gutes \"Liebesleben\" zu führen, laut meinem Vater (ich weiß nicht ob er das ernst gemeint hatte) ist er Mitglied in einem \"Swingerclub\".
Zu dem weiteren Problem: Teilweise lässt es sich unser Nachbar sogar Nachts \"gutgehen\". Mit nachts meine ich zwischen 12 und 3 Uhr, dabei ist er jedoch sehr laut, man kann ohne weiteres am Geräusch erkennen welcher Sache unser Nachbar nachgeht... Da wir früher in der Stadt gewohnt haben weiß ich das man ihn wegen Lärmbelästigung anzeigen könnte. Nun weiß ich aber nicht ob dieses Gesetz ebenfalls für Dörfer gilt. Wir haben ihm deswegen schon mit einer Anzeige gedroht, er hat aber daraufhin gedroht er würde uns aus dem Haus werfen, wir sollen ihn doch in seinem Haus tun lassen was er möchte...
Ich möchte nun von euch wissen ob er das Recht hat uns nach einer Anklage aus dem Haus zu werfen, und wie wir evtl. weiterhin verfahren könnten könnten.
Anwort von Franzi
Lieber Unbekannter,
ich freue mich, dass du dich an uns wendest!
Um ehrlich zu sein, kann ich dein Problem nicht wirklich erkennen.
Ob euer Vermieter in einen Swingerclub geht, kann euch eigentlich egal sein. Er ist alt genug, um alleine zu entscheiden, ob ihm das gefällt und ob er dort hingehen möchte. Das solltet ihr also nicht zu eurem Problem machen!
Dass Menschen Nachts miteinander schlafen, ist nichts ungewöhnliches. Auch mit 50 Jahren ist das normal! Du schreibst leider nichts von der Häufigkeit und ob ihr dadurch aufwacht. Du schreibst lediglich, dass er es sich nachts "teilweise" gut gehen lässt. Was meinst du mit teilweise? Ich denke, dass ihr mit einer Klage kaum Erfolg haben werdet, wenn das nur ab und zu so ist. Anders sieht es allerdings aus, wenn das regelmäßig der Fall ist. In dem Fall hättet ihr mit einer Klage sicherlich Erfolg. Aber ist eine Klage immer sinnvoll?
Ich wäre an eurer Stelle sehr vorsichtig mit einer Klage. Er kann euch zwar nicht direkt aus der Wohnung werfen, aber er kann durchaus sagen, dass er die Wohnung für den Eigenbedarf benötigt. Ob er damit durchkommt, kommt immer ganz auf die Gründe an, die er angibt. Ihr könnt auf jeden Fall einen Widerspruch einlegen, wenn er euch kündigen will, damit dann vor Gericht entschieden werden kann, wer ein Anrecht auf die Wohnung hat. Er kann euch nicht einfach so wegen Eigenbedarf rauswerfen. Er muss dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Genau so müsst ihr als Familie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um in der Wohnung zu bleiben. In der Regel zieht sich so eine Klage über Monate hin und kostet viel Geld.
Selbst wenn ihr euer Recht bekommt und in der Wohnung bleiben dürft, ist eine Klage wegen Lärmbeläsigung meiner Meinung nach nicht gerade sinnvoll. Ihr lebt schließlich mit eurem Vermieter Tür an Tür und es ist für beide Partein nicht schön, wenn man im Streit miteinander lebt. Ich denke, dass euer Vermieter sehr verärgert wäre, wenn er eine Klage bekommt. Es kann nämlich durchaus sein, dass ihm ein Ordnungsgeld in nicht geringer Höhe angedroht wird, wenn er laute Aktivitäten nicht unterlässt.
Er hat angedroht, euch aus der Wohnung zu werfen, wenn ihr ihn anzeigen würdet. Meinst du nicht, dass dann eine Anzeige nach der anderen kommen würde? Erst zeigt ihr ihn wegen Lärmbelästigung an, dann klagt er, weil er euch aus dem Haus haben möchte. Das lasst ihr euch natürlich nicht gefallen und legt Widerspruch ein. Es wird sich ewig lange hinziehen und enorme Kosten verursachen. Meinst du nicht, dass es einfacher wäre, ein neues Haus zu suchen? Ich denke, da kommt ihr wesentlich günstiger bei weg, als wenn ihr auf euer Recht bestehen würdet. Sonst artet alles in einem klassischen Nachbarschaftsstreit aus. Jeder sucht die Fehler des anderen, um ihm dann weder eins auszuwischen.
Wenn man in einem kleinen Dorf wohnt, möchte man doch schließlich auch in Frieden dort leben, oder nicht? Es wäre doch doof, wenn man sich nicht mal mehr "Hallo" sagen kann, obwohl man direkt nebeneinander wohnt.
Was ihr eventuell vornehmen könntet, wäre eine Mietminderung. Es ist nämlich Sache des Vermieters für Ruhe zu sorgen und die betreffende Partei abzumahnen. Ist dann immer noch keine Ruhe, kann eine Mietminderung erfolgen. Da der Vermieter in eurem Fall der Verursacher ist, solltet ihr ihn schriftlich darauf hinweisen, dass er sich an Ruhezeiten zu halten hat. Außerdem solltet ihr ihn darauf hinweisen, dass ihr im Falle einer Nichteinhaltung eine Mietminderung vornehmt. Setzt ihm eine angemessene Frist. Sollte er sich nicht daran halten, seid ihr berechtigt, die Miete um 20% zu kürzen.
Überlegt euch das aber bitte ganz genau. Ich würde an eurer Stelle keinen Streit provozieren und mir lieber eine andere Wohnung suchen. Es ist nämlich keinem damit geholfen, wenn man nur noch Ärger mit den Nachbarn hat.
Alles Liebe,
Franzi
Hier noch ein paar nützliche Links:
http://www.bild.de/BILD/ratgeber/geld-karriere/2010/03/29/sex-bis-die-waende-wackeln/wie-laut-darf-es-in-der-wohnung-zur-sache-gehen.html
http://www.rechtsanwaltdrpalm.de/wohnungskauf.htm
http://www.rp-online.de/wirtschaft/ratgeber/mieten/Mieter-muessen-lauten-Sex-der-Nachbarn-nicht-hinnehmen_aid_321441.html