Problem von Anonym - 19 Jahre

Fühle mich von allen unverstanden

Liebes KuKa-Team!
Ich bin 19 Jahre alt und leide seit ca. 8 Jahren an Angstzuständen und Panikattacken. Das Problem ist, dass ich mittlerweile damit nicht mehr klar komme. Damals, als das Ganze anfing war ich bei mehreren Ärzten, wegen Schwindel und Übelkeit, aber alle haben bestätigt, dass ich gesund sei. Also habe ich es so hingenommen und den Ärzten geglaubt, dass es nur vorübergehend ist und dass es schon wieder verschwinden würde. Aber im Gegenteil, anstatt besser zu werden verschlimmerte sich alles immer mehr. Trotzdem versuchte ich von nun an damit zu leben, was nicht wirklich funktionierte. Am Anfang war alles wirklich ganz schlimm für mich, aber nach und nach gewöhnte ich mich daran und ich konnte wieder einem halbwegs normalen Tagesablauf nachgehen, oder versuchte es zumindest. Einige Wochen später wurde es dann schlimmer, aber trotzdem ließ ich mir nichts anmerken und versuchte so normal wie möglich zu wirken. So ging es bis zum letzten Jahr. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt kaum noch aus dem Haus gehen, eigentlich bin ich nur noch raus, um zur Schule zu gehen. Freunde hatte ich nur noch sehr, sehr wenige. Aus dem anfänglichen Schwindel und der Überkeit, hat sich im Laufe der Zeit eine schwere Angsterkrankung entwickelt, mit allen Symtomen die man haben kann (totale Angst/Panik, erhöter Puls, Sehstörungen -trotz neuer Brille- , zittern, Nervösität, starker Schwindel, Unwirklichkeitsgefühle usw.).
Also beschloss ich -nach langer Überwindungszeit- endlich zum Arzt zu gehen und mir helfen zu lassen. Vor meinem ersten Termin wollte ich meiner Mutter erklären wie es mir geht, da ich dachte, so könnte sie mich vielleicht ein bisschen unterstützen und mir Mut machen. Aber anstatt sie mich verstand, machte sie sich über mich lustig und meinte \"das ist doch kein richtiges Problem, dass ist lächerlich\" und meinte ich wär krank im Kopf und wenn ich wirklich so denken würde sollte ich in die Klapse gehen. Dies hat mich wirklich sehr traurig gemacht, ich hab mich sehr unverstanden gefühlt, aber trotzdem hielt ich an meinem Vorhaben fest zum Hausarzt zu gehen. Aber auch von meinem Arzt wurde ich nicht verstanden, er meinte das wird schon wieder weg gehen (na klar, nach 8 Jahren), aber trotzdem überwies er mir an einige Fachärzte, damit ausgeschlossen werden konnte, dass es nichts organisches ist. So war es dann auch. Ich bin in den darauf folgenden Wochen immer wieder zu diesem Arzt um im klar zu machen, dass es mir von Woche zu Woche immer schlechter gehen würde, aber er meinte dass ich mit dieser Sache alleine klar kommen müsse und dass mir niemand dabei helfen könne. Dannach bin ich in ein richtig tiefes Loch gefallen, mittlerweile denk ich sogar, dass es schon der Anfang einer richtigen Depression ist. Außerdem leide ich seit Monaten zusätzlich noch unter Schlafstörungen und starkem Appetitverlust. Also bin ich Anfang letzten diesen Jahres nochmals zum Arzt, weil ich mir wegen dem nicht vorhanden Appetits große Sorgen machte (ist ja sehr ungesund fast nichts mehr zu essen). Aber das einzige was ich zu hören bekam war, dass ich einfach mehr essen solle und das dass ja nicht zu viel verlangt wäre in meinem Alter.
Also um mal zu einem Ende dieser Mail zu kommen :0) , ich gehe seit Monaten nicht mehr zur Schule (schaff es einfach nicht mehr durch die starke Angst und auch durch meine sehr starke Antriebslosigkeit), was meine Familie nicht versteht, ich werde von allen Seiten gedrängt und stark unter Druck gesetzt, ich solle wieder zur Schule gehen und mein Leben in den Griff bekommen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Außerdem werd ich von ihnen oft als faul beschimpft, obwohl ich das ja garnicht bin. Einige aus meinem Umfeld meinen ich soll mir psychologische Hilfe holen (mich eingeschlossen), wo auch meine Mutter für war. Aber mittlerweile hab ich überhaupt garkeinen Mut mehr um irgendwem mein Problem zu schildern, da ich Fremden gegenüber sehr schüchtern und verschlossen bin. Trotzdem hab ich mich vor einigen Wochen nochmals überwunden und wollte einen Termin machen, den mir meine Mutter sozusagen wieder ausredete. Nach außen, also zu anderen Leuten, tut sie so als wenn sie total verständnisvoll wäre und mich unterstützt und wenn wir alleine sind macht sie mich blöd an, meint ich hab \'nen Knall und ist sehr kühle und abweisend zu mir. Also dreht sich alles seit Monaten im Kreis. Aber ich hab halt Angst vor Ablehnung bei meinen Mitmenschen, vorallem bei meiner Familie, die mich absolut nicht versteht und mich immer und immer wieder provoziert und beleidigt, mit \"du bist doch krank\" , \"du bist faul und wirst später Harzt IV Empfänger\". Dies alles macht mich, wie schon oben geschrieben sehr, sehr traurig. Ich verletzte mich seit Jahren schon selbst, weine fast jeden Tag und in letzter Zeit hab ich sogar Suizidgedanken (würde ich aber niemals tun) was mir große Angst macht.
Alles was ich mir wünsche ist, dass ich ENDLICH wieder ein normales Leben führen kann. Weiß kaum noch wie es sich anfühlt, alles, ohne diese schreckliche Angst machen zu können.

Eigendlich hab ich jetzt garkeine wirkliche Frage, denn der einzige Weg aus dem Ganzen, ist ja die fachliche Hilfe zu suchen. Würde einfach nur gerne mal eine Meinung, einer außenstehenden Person hören. Über eine Antwort würde mich daher sehr freuen.

Sorry, das meine Mail so lang geworden ist.

Liebe Grüße

PS: Ihr macht einen wirklich tollen Job hier mein KuKa! :)

Marie Anwort von Marie

Liebe Unbekannte,

es tut mir sehr Leid, dass du bisher so mit deinem Problem allein gelassen wurdest und nicht einmal von ärztlicher Seite Verständnis oder Hilfe bekommen hast.
Leider gibt es immer noch viele Menschen, die psychische Störungen nicht als wirkliches Problem ansehen. Es tut mir Leid, dass du diese Erfahrung schon so oft machen musstest, und ich kann verstehen, dass du eigentlich gar nicht mehr mit jemandem darüber reden willst, weil du Angst hast, dass derjenige dann wieder genauso reagiert.
Aber das, was dein Arzt gesagt hat - dass du damit allein klarkommen müsstest und dir niemand helfen kann - ist schlichtweg falsch. Es gibt gute Psychotherapeuten, die dir bei deinen Problemen helfen können und die auch Verständnis dafür haben werden und dich nicht dafür verurteilen. Schau mal hier: http://therapie.de
Bitte such dir fachliche Hilfe und nimm sie dann auch wirklich an, damit es dir bald wieder besser geht. Das ist im Moment das wichtigste - auch wichtiger als die Meinung deiner Mutter. Du musst ihr ja nicht sagen, dass du einen Termin ausgemacht hast, dann kann sie es dir auch nicht wieder ausreden.
Wenn die Wartezeiten zu lang sind (was bei ambulanten Psychotherapeuten leider häufig der Fall ist), wäre vielleicht auch eine stationäre Therapie in einer Klinik für Psychiatrie/Psychotherapie eine Möglichkeit für dich. Die haben meist erheblich kürzere Wartezeiten und du wärst mal für einige Wochen von deiner Familie weg. Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob eine Therapiesitzung pro Woche in einer ambulanten Praxis wirklich ausreichend für dich wäre - das, was du beschreibst, klingt wirklich ziemlich heftig und vielleicht wäre es auch sinnvoll, die Therapie durch Medikamente zu ergänzen (dafür wäre eine Klinik am besten geeignet). So wie du es beschreibst, würde deine Familie wahrscheinlich kein Verständnis dafür haben - aber das scheint sie für deine Situation ja leider generell nicht zu haben. Du hättest also nicht viel zu verlieren, aber etliches zu gewinnen - nämlich ein Leben ohne Angst und ohne Depressionen.
Egal ob ambulant oder stationär in einer Klinik - eine Therapie wäre sicher der richtige Weg für dich. Ich wünsche dir ganz viel Kraft, um das alles durchzustehen und dich nicht von den Kommentaren deiner Familie beirren zu lassen, auch wenn das sicher sehr schwer fällt. Ab jetzt sollte es nur noch um dich, um dein Leben und dein Wohlbefinden gehen, egal, was die anderen denken.

Ich wünsche dir alles Gute, und dass es dir bald wieder besser geht!

Liebe Grüße,
Marie