Meine Mutter zieht aus
Liebes Kummerkasten-Team,
meine Eltern sind seit 26 Jahren verheiratet und eigentlich waren sie immer sehr glücklich miteinander, außer die ganz normalen Streitereien, nicht mehr als bei anderen. Mein Vater ist sehr engagiert in einem Verein, was auch der Grund für den Auszug meiner Mutter ist. Sie habe das Gefühl, als wenn sie bei ihm nur Nr. 2 wär und er kein Interesse an der Familie zeigt, sondern nur an diesem Verein. Ich habe heute morgen als ich aufgewacht bin schon gehört, wie sie sich (lauter als sonst) stritten und meine Mutter auch das Wort Auszug benutzte. Heute, als ich in meinem Zimmer war und das Fenster offen war, hab ich sie auch sagen hören, dass sie mir ES jetzt sagt, was sie dann auch gemacht hat. Natürlich bin ich in Tränen ausgebrochen und sie hat gemeint, dass sie schon seit 5 Jahren versucht ihn zu ändern und dass da keine Änderung in Aussicht ist. Als dann mein Vater später zu mir kam, hat er gefragt, ob er wirklich zu viel im Verein tätig ist und was er jetzt machen soll. Meine Mutter hat gemeint, dass sie jetzt erstmal 2 Tage auszieht und er die Zeit nutzen soll, um was zu ändern. Wie kann ich meinem Vater helfen, etwas zu ändern, damit alles wieder so wird wie vorher?
Vielen Dank,
Naddi
Anwort von Dana
Hallo, Naddi!
Dass du jetzt Angst hast, wie es weiter geht, ist völlig natürlich. Dein sicheres Elternhaus steht gerade auf sehr wackligen Beinen, klar, dass man da Panik hat, was nun wird.
Ich möchte dich gern erstmal beruhigen: es gibt viele Ehepaare, die sich mal kurz trennen, um einfach mal wieder die Prioritäten zu klären. Man hat ein wenig Abstand und kann überlegen. Du merkst ja schon, dass dein Vater sofort angefangen hat, darüber nachzudenken, ob das denn stimme, als er merkte, dass es nun "fünf vor zwölf" ist.
Aus meiner Erfahrung heraus habe ich den Eindruck, als wollten deine beiden Eltern einfach mit Abstand klären, wie es jetzt bei ihnen aussieht und als wolle deine Mutter einfach mal klarstellen, dass sie das so nicht weiter mitmacht. Ein Auszug auf kurze Zeit ist da sogar eine sehr gute Idee, deine Eltern machen das also richtig, denn so kann man wirklich viel besser nachdenken. Ich selbst kenne drei Ehepaare, die das auf diese Weise gemacht haben - die Kinder waren damals auch sehr ängstlich, aber alle drei Ehepaare leben wieder zusammen und sind glücklicher als vorher. Manchmal ist dieser Schritt nötig.
Ich habe auch nicht den Eindruck, dass deine Eltern sich jetzt unbedingt für immer trennen wollen, ich hoffe, es wird sich genauso heraus stellen.
Du bist 14 und scheinst schon recht reif zu sein, weil du dir Sorgen um deine Eltern machst. Bleib mit beiden im Gespräch, sag ihnen auch wirklich deine ehrliche Meinung. Und bitte, dass auch die beiden im Gespräch miteinander bleiben, wenn der Abstand groß genug ist. Dass man wieder einen gemeinsamen Konsens, eine gemeinsame Basis findet.
Deine Mutter ist halt nicht nur Mutter sondern auch Ehefrau. Und sie will eine Beziehung, in der sie wichtiger ist als der Verein, das ist verständlich. Wenn dein Vater dadurch jetzt aufgerüttelt ist, ist das schon mal gut. Wie du ihm helfen kannst? Indem du ihm keine Vorwürfe machst, sondern ihr zusammen aktiv überlegt, wie ihr der Mutter das Leben wieder schöner machen könnt. Das kann schon viel helfen.
Ich wünsche dir sehr viel Kraft und den Mut, auch offen Dinge mit deinen Eltern zu klären.
Liebe Grüße,
Dana