Problem von Anonym - 15 Jahre

Mein Vater interessiert sich nicht für mich

Ich habe mir zwar die Probleme von anderen durchgelesen, die ähnlich sind wie meins, aber irgendwie wollte ich dann doch meins selbst schreiben.
Meine Eltern haben sich schon getrennt, als ich 1,5 Jahre alt war. Trotzdem hatte ich noch Kontakt zu meinem Vater und er kam mich auch besuchen. Doch irgendwie kam er dann nicht mehr. Er kam nicht zu meiner Einschulung, er ruft nie an meinem Geburtstag an, er kommt mich nie besuchen, er meldet sich einfach nie! Das war mir auch relativ egal, als ich kleiner war, aber seit ein paar Jahren vermisse ich einfach sowas wie einen Vater, wenn ich meine Freundinnen anschaue, die alle ihren Vater kennen und Kontakt zu ihm haben. Klar, ich habe einen Stiefvater, den ich auch wirklich mag, aber ich fühle mich einfach nicht wie seine Tochter. Ich merke, dass er meinen Halbbruder mehr liebt, weil er sein richtiger Sohn ist. Ich traue mich aber nicht mit meiner Mutter darüber zu sprechen. Das Thema hasse ich! Ich fange da oft an zu weinen und ich will nicht, dass meine Mutter sieht, dass mich das so verletzt. Ich liebe meine Mutter über alles und eigentlich brauche ich meinen Vater nicht. Ich habe ihn die letzten Jahre auch nicht gebraucht! Ich weiß auch nicht, ob ich Kontakt zu ihm möchte, weil ich überhaupt nicht weiß, was ich dann sagen sollte. Aber mein Vater interessiert sich sowieso nicht für mich! Er könnte mich ja anrufen, aber er macht es nicht! Warum auch immer! Ich weiß es einfach nicht. Letztens sagt mir meine Mutter, dass ich, wenn die Schule wieder anfängt eine Schulbescheinigung holen muss, weil mein Vater beim Jugendamt gefragt hat, ob ich noch zur Schule gehe und er noch zahlen muss. Das hat mich so verletzt! Ich verstehe nicht, wie man sich einfach nicht bei seiner Tochter melden kann. Er bezahlt zwar und alles, aber irgendwo bin ich ihm ja auch egal. Ich schaue mir manchmal Bilder von ihm und mir an von früher. Da waren wir glücklich und eine Familie. Jetzt ist es ihm anscheinend egal, dass ich existiere! Ich weiß nochnichteinmal, ob er jetzt eine neue Familie hat, ob ich einen Halbbruder oder eine Halbschwester habe, wo er lebt, ob er glücklich ist oder was weiß ich. Ich überlege mir so oft, warum er sich nicht meldet, warum ich ihm egal bin, aber ich verstehe es nicht und werde es wahrscheinlich auch nie verstehen! Ich habe so einen Hass auf ihn, obwohl ich das nicht will. Ich würde mich gerne mit ihm treffen, aber das schaffe ich nicht. Allein der Gedanke an ihn und was er gemacht hat, bringt mich zum weinen und ich hasse ihn sosehr dafür, was er getan hat oder besser gesagt immer noch tut. Ich habe auch keinen Kontakt zu der väterlichen Seite meiner Familie. Zu KEINEM! Nicht zu meiner Oma, nicht zu meinem Opa... wirklich zu NIEMANDEM! Das macht mich so traurig, weil ich nur die Seite von meiner Mutter kenne. Ich wollte das nur einmal jemandem erzählen, weil ich manchmal wirklich verzweifelt bin und deswegen soviel weine, wie ich wegen nichts anderem jemals geweint habe. Das letzte Mal als ich mir die Fotos angeschaut habe, musste ich sosehr weinen, dass ich mich garnicht mehr beruhigen konnte und erst nach ein paar Stunden wieder einigermaßen normal war. Ich habe das noch nie jemandem so erzählt, weil ich mich das irgendwie nicht traue. Ich bin nicht schüchtern, ich bin selbstbewusst, aber so erzählen kann ich es einfach nicht, weil es mich so verletzt und ich nicht will, dass es mich so berührt. Ich bin einfach verwirrt, verzweifelt und weiß nicht, was ich tun soll. Ich hoffe, ihr könnt mir helfen!

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

dein Problem ist nur allzu versteändlich. Da sind Fragen offen, die an dir nagen und dir keine Ruhe lassen.

So wie du schreibst, ist es nicht so, dass du deinen Vater unbedingt in deinem Leben brauchst, aber dieses "er hat mich komplett verlassen und vergessen" und die Frage, wie er jetzt lebt, wie seine Verwandten (die ja auch deine Verwandten sind) leben, lässt dich dauernd grübeln und versauert dir momentan dein Leben.

Ich kann dir nur raten, dies zu klären. Wie wäre es zB, wenn du deinem Vater mal schreibst? Wenn du weißt, in welcher Stadt er wohnt (oder du mal diesen Schrieb in die Hände kriegen würdest, wo dein Vater das Amt gefragt hat, ob er noch zahlungspflichtig ist), dann könntest du doch einfach mal einen Brief schreiben. Der Vorteil eines Briefes ist, man muss nicht reden und kann lange überlegen, was man schreiben will.

Ich würde von deinen Verletzungen schreiben. Dass du denkst, du bist für ihn total unwichtig, obwohl du seine Tochter bist.

Auf der anderen Seite möchte ich dir nahelegen, deinem Vater nicht allzusehr zu zürnen. Er hat deine Mutter verlassen, weil er wahrscheinlich in diesem Leben nicht glücklich war. Mit dir hatte das sicher eher weniger bis gar nichts zu tun. Aber dann hat er sich ein neues Leben aufgebaut, eine neue Welt...und die alte Welt wurde immer blasser und blasser. Es ist zwar schade, dass er dich nicht in diese neue Welt integriert, aber ich kenne viele Fälle, wo es genau so passiert. Das ist gar kein böser Wille, sondern man will einfach an das alte Leben nicht erinnert werden, bzw hat dazu keinen Bezug mehr.

Vielleicht bringst du dich einfach mal in Erinnerung, erklärst, dass es dir wirklich weh tut, wenn er dich so ausradiert. Du musst ja dich nicht anbiedern und sagen "biiitte, Papa, mach was mit mir!!", sondern sag ihm einfach, wie du dich fühlst, so wie er dich behandelt. Vielleicht braucht er nur einen Weckstumper.

Es ist übrigens verständlich und nur natürlich, dass es dich so berührt. Lass das ruhig auch zu. Weine ruhig. Du schreibst, dass du nicht schüchtern bist, dann beginne, für dich zu sorgen. Klär das mit deinem Vater, sprich ruhig auch mit deiner Mutter und deinem Stiefvater drüber. Erkläre ihnen, dass du sie lieb hast, aber einfach ein ungeklärtes Loch in dir drin ist. Ich denke, du und sie haben es verdient, dass sich alles klären lässt.

Ich wünsche dir Kraft und Erfolg bei dem Schritt der Klärung!

Liebe Grüße,

Dana