Problem von Anonym - 38 Jahre

Keine Perspektiven mehr im Leben

Hallo zusammen.

Ich bin gestern 38 Jahre alt geworden. Das ist ein Alter in dem andere Männer das Fundament für das eigene Leben und das ihrer Familie gelegt haben. Bei mir ist alles anders... Familie habe ich zwar auch aber kein Fundament und auch keine Perspektive darauf, das sich etwas daran ändern könnte. Meine Frau und ich haben je ein Kind aus erster Ehe, die beiden sind gerade im Anfang des Teenageralters. Bei uns sieht es so aus, daß meine Frau und ich beide arbeitslos sind und Hartz 4 empfangen. Jeder weiß, es ist zu wenig zum Leben und zuviel zum sterben und ohne permanent auf die Hilfe meiner Eltern (die mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen selbst stark finanziell angeschlagen sind) sähe es bei uns ganz schwarz aus. Meine Frau hatte vor 3 Jahren eine Kreps OP und ist seitdem auch nicht mehr in der Lage einer richtigen Arbeit nachzugehen, ihr tut ständig alles weh. Hinzu kommt auch, meine Frau und ich leiden beide unter Diabetis.

Vor 10 Jahren hatte ich einen gutbezahlten und sicheren Arbeitsplatz den ich aufgegeben habe weil er meiner damaligen Ehefrau nicht hoch genug bezahlt war. Seitdem habe ich nur noch kurzfristige, sehr schlecht bezahlte Anstellungen gefunden und wurde derweil von Jahr zu Jahr älter und damit auch uninterssanter für Arbeitgeber. In meinem erlernten Beruf könnte ich mich auch schwer wenn überhaupt wieder einfinden, da er doch ein wenig Körperlich beanspruchend ist und ich spüre nunmal, nicht nur aufgrund meiner Diabetiserkrankung, daß ich nicht mehr 25 bin. Eine Umschulung etc kommt jedoch für das Amt nicht in Frage, höchstens ein Aufbau auf dem erlernten Beruf. Ich könnte vieles machen und habe auch schon vieles andere gemacht ausser dem Beruf den ich gelernt habe aber ich kann halt nichts durch Scheine und Refferenzen belegen. Ich habe schon als Dozent gearbeitet, als Simultanübersetzer, Webdesigner usw. usw... bin sehr kreativ veranlagt.

Ich habe mittlerweile ein Tief erreicht aus dem ich nicht mehr rauskomme... ich fühle mich entwertet, abgestellt, ungewollt und zudem habe ich auch ein großes Problem damit Leuten (durch Hartz4) auf der Tasche zu liegen und meine Eltern ewig finanziell zu belasten.

Bei uns häufen sich die Rechnungen, die selbstverständlich nicht bezahlt werden können und die Kinder tun mir unglaublich leid in dieser Misere aufwachsen zu müssen. Wenn die Kinder mal etwas haben möchten ist generell kein Geld dafür da und auch ansonsten gibt es nichts was wir ihnen als Abwechslung aus diesem tristen Leben bieten können.

Ich fürchte mich jetzt schon vor Weihnachten weil ich wieder irgendwie Geld zusammenkratzen muss um den Kindern etwas zu Weihnachten schenken zu können. Oft kann ich Nachts auch keinen Schlaf finden weil ich darüber nachdenke in welches Tief mein Leben mich noch führen wird, ob ich jemals wieder Arbeit finde und in der Lage sein werde meine Familie ohne Hilfe von Ämtern, Eltern und Verwandten zu ernähren... ob ich jemals einen der einfachen Träume verwirklichen kann die für die meisten Menschen normal und alltäglich sind und ob ich im Rentenalter obdachlos bin. Und auch ob ich jemals das Gefühl ablegen kann jemandem etwas schuldig zu sein (hartz4, Eltern, unbezahlte Rechnungen).

Jedesmal wenn mich ein neuer Schlag in den Magen erwischt sage ich mir \"Ok, wenigstens kann es jetzt nicht mehr schlimmer werden.\" Das blöde an dieser Redewendung ist jedoch, wie ich oft festgestellt habe, sie stimmt nicht... es kann immer noch schlimmer werden und wenn man denkt man sei ganz unten kann man noch immer tiefer fallen. Ich weiss einfach nicht mehr weiter und ich glaube auch nicht mehr an ein Licht am Ende des Tunnels... sind für mich Kindermärchen.

Über suizid habe ich schon mehrmals nachgedacht aber ich will ehrlich sein, mir fehlt der Mut dazu und damit wäre ich vielleicht diese Last des Lebens los, aber meine Frau und meine Kinder wären sie nicht los.

Was kann ich tun um mein Leben und das meiner Familie wieder in den Griff zu bekommen und aus meinem Aussichtslosen Blickwinkel wieder Fuß zu fassen ?

Danke für´s zuhören und liebe Grüße.

Jessica Anwort von Jessica

Hallo,

ich freue mich sehr, dass Du Dich an uns gewendet hast. Ich werde Dir gerne soweit ich kann mit ein paar hilfreichen Tipps weiterhelfen, gerne kannst Du uns natürlich in der Zukunft auch weiterhin kontaktieren, wenn Du mal nicht weiterkommen solltest.

Als erstes möchte ich Dir sagen, dass ich Deine Lage nur zu gut verstehen kann. Man fühlt sich in einem Loch oder Teufelskreis aus dem man nicht mehr herauszukommen scheint. Sämtliche Bemühungen sind fehlgeschlagen, aber glaube mir ? nicht umsonst.

Du hast jetzt die einmalige Gelegenheit etwas in Deinem Leben zu machen, was Dir wirkliche Freude bringt und Dich erfüllt und Dich stückchenweise wieder aus dieser Situation holen wird. Ich würde an Deiner Stelle hartnäckig Deine Ziele verfolgen und versuchen eine Anstellung oder sogar die Selbständigkeit in Erwägung zu ziehen. Du brauchst ? wenn Du die Kenntnisse und Interessen besitzt keine Ausbildung zu absolvieren. Wenn Du bereits so gut übersetzen kannst, dass Du als Dolmetscher fungieren kannst, dann biete diese Leistungen über eine Homepage im Internet an. Selbst wenn Du in Webdesign noch nicht so viele Erfahrungen hast, kannst Du Dich an Beispiel-Websiten versuchen (diese später als Werbung benutzen) und notfalls weitere hilfreiche Infos oder Tipps aus dem Internet holen. Wenn Du sogar schon den Schritt gewagt hast und es offenkundig gemacht hast, dass Du mittels Selbständigkeit Deinen Lebensunterhalt verdienen möchtest, könnte ich mir sogar vorstellen, dass das Amt Dir die eine oder andere EDV Schulung zahlen wird. Ich würde mich auf jeden Fall auf dem Amt nicht einfach so abwimmeln lassen, sondern hartnäckig am Ball bleiben, wenn nicht sogar mit einem Vorgesetzten die Situation besprechen. Versuche alles um an Dein Ziel zu kommen, denn es hat sich bei vielen Menschen bezahlt gemacht an seinen Träumen festzuhalten. Irgendwann geht diese langersehnte Tür für Dich auf und Du wirst sehen, Du wirst es nicht bereuen.

In der Zwischenzeit würde ich Dir raten mit einer Schuldnerberatung Deine Situation zu besprechen. Dort könntet ihr vielleicht festlegen, was im Monat aufgewendet werden kann um die offenen Rechnungen zu bezahlen und den Betrag dann anteilig auf die Rechnungen aufteilen. Damit werden diese Stück für Stück abgegolten und der Druck geht von Dir weg, da die Gläubiger sich in der Zeit in denen Du kontinuierlich Raten zahlst, sicherlich auch nicht mehr melden werden. Evtl wirst Du irgendwann einigen älteren Gläubigern auch Vergleiche anbieten können, die bereit sind auf einen Teil der Rechnungen zu verzichten, wenn diese innerhalb kurzer Zeit beglichen wird.

Ich hoffe, diese Tipps helfen Dir für das Erste weiter, so dass Du Dir keine Gedanken mehr machen musst. Du machst Dir viel zu viele negative Gedanken über Dich selbst, die Dir Energie nehmen und Dich wertlos fühlen lassen! Versuche diese zu vermeiden und benutze die Energie, um Deine Träume zu verwirklichen. Wenn Du dieses Weihnachten kein Geld für Geschenke aufbringen kannst, dann überlege Dir doch, wie Du ihnen vielleicht mit einem von Herz geschriebenen Brief und Gutschein eine Freude machen kannst. Du hast Kinder im Teenageralter. Sicherlich würden sie sich über Gutscheine freuen, die ihnen erlauben würden länger auszubleiben ohne, dass es Widerrede von den Eltern gibt, oder vielleicht eine Woche keine Hausarbeit, etc. Ich bin mir sicher, sie würden es verstehen und sich auch hierüber sehr freuen

Nimm diesen Lebensumstand als einmalige Chance aus Deinem Leben etwas richtig tolles zu machen. Entdecke die Motivation und Schaffenskraft in Dir und Du wirst es nicht bereuen.

Ich beende diesen Brief mit einem Lächeln in meinem Gesicht, weil ich weiß, dass Du es schaffen kannst und wirst.

Ich wünsche Dir alles Liebe und viel Erfolg für diesen Weg ins Glück zurück.

Viele liebe Grüße,
Jessica