Problem von Anonym - 22 Jahre

HIV und Beziehung

Hallo Liebes Team,

ich bin seit meinem 11. Lebensjahr schwul. Mit 15 habe ich mich dazu bekannt und es angefangen auszuleben. Leider bin ich dabei in echt schlimmen Kreisen geraten. In meiner Gutgläubigkeit und Neugierde war mein Erstkontakt mit der schwulen Welt im Rotlichtmilieu, blöderweise. Hab meine schwulen Erfahrungen dann gleich auf eine extreme Weise kennengelernt. Na ja, nach geraumer Zeit, ist mir dann doch aufgefallen, dass aufgrund meiner Erziehung und meines biederen Umfelds, das eigentlich widerspricht und nicht meinem Moral entsprach.
Hab mich nach diesen Inferno auf HIV testen lassen und war froh, dass er negativ ausgefallen war. Danach wollte ich nur noch das mehr oder wenige normale schwule Leben, heißt Beziehung, Freund und wie es eigentlich laufen sollte, erleben. Dies ist mir auch gelungen oder ich hatte es zumindest geglaubt, denn mein damaliger Freund ist Hiv-positiv, was er mir verschwiegen hatte und ich hatte geglaubt, dass man vor allen Dingen den Beziehungsfreund vertrauen kann, d.h. auch ohne Präservative Sex haben kann, weil man sich ja schon treu war. Es hat sich dann doch herausgestellt, dass ich es sicher von ihn habe, mit der Begründung, dass er damit unsere Beziehung für immer versiegeln wollte. Das hatte ich auch eine Zeit lang gedacht, weil sich ja schwer jemand anders damit auf mich einlassen würde. Aber letztendlich war das der Grund warum ich mich getrennt hatte und ein Gerichtsprozess eingeleitet hatte, was leider erfolglos war, aufgrund fehlender Beweise. Die Mehrzahl der Zeugen hatte es ausgemacht, was mich unglaubwürdig erschienen lies, die natürlich für ihn ausgesagten. Es ist immer die Einstellung und Verantwortung, die jeder Betroffene hat, damit umzugehen. Und seine war so, als ob er die Erkrankung nicht hätte, also kein Gewissen oder so. Na ja, nachdem meine Welt zusammengebrochen und der meiner Eltern und nach einem Suizidversuch, wurde mir klargemacht, dass man damit leben kann. Ich weiß aber leider immer noch nicht genau wie ich damit umgehen soll/muss, weil das sieht man mir überhaupt nicht an, im Gegenteil, bekomme immer Komplimente wegen meinem Aussehen und meiner Art. Ich habe jetzt seit einem Monat ca. einen total lieben kennengelernt und alles läuft super, wie im Märchen, wenn mich dieser Gedanke es ihm beichten zu müssen nicht zerreißen würde. Da habe ich total Angst vor, dass es deswegen aus sein könnte. Ich weiß auch nicht wie vor allen Dingen?? Es ist klar, dass ich niemanden, vorallen nicht jemanden, den ich liebe, irgendetwas Böses möchte. Nicht einmal meinem schlimmsten Feind!! Das habe ich auch nicht, weil ich das sonst nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte. Aber meine Erfahrung ist, dass wenn ich damit offen umgehe, die meisten Leute noch total unaufgeklärt und mit totaler Ablehnung reagieren. Wenn nicht sogar aufschrecken und das Weite suchen. Ich hätte totalen Erfolg, wenn ich es nicht sagen würde. Die einen handeln nach dem Prinzip \" Jeder ist für sich und seinen eigenen Körper verantwortlich auf was er sich einlässt\", die anderen meinen ich wäre dazu verplichtet es jedem vorher zu sagen, aber dann mit total flauen und unwohlem Gefühl dabei, wenn es ums Sex geht.
Ich hoffe ihr könnt mein Dilemma verstehen und mir einen Rat diesbezüglich geben. Dafür wäre ich und viele andere dankbar. Schon mal im Voraus bedankt und hoffe bald auf eine Antwort. Grüße

Franzi Anwort von Franzi

Lieber Unbekannter,

ich freue mich, dass du dich an uns wendest!

Dein Ex- Freund hat einen Vertrauensmissbruch begangen und dich mit einem schrecklichen Virus angesteckt. Dass es zu einer Gerichtsverhandlung gekommen ist, kann ich absolut nachvollziehen.

Überlege dir mal, wie du dich gefühlt hast, als du das Ergebnis bekommen hast! Ich bin mir sicher, dass es ein Schock für dich war und dass du ziemlich verzweifelt warst. Dein Ex- Freund hat dein Vertrauen missbraucht, obwohl du ihn geliebt hast. Er ist leichtsinnig mit deinem Leben umgegangen.

Du schreibst selbst, dass du deinem jetzigen Freund so etwas nicht antun würdest. Das finde ich total klasse von dir! Ich kann mir vorstellen, dass es dir sehr schwer fällt, mit ihm darüber zu reden. Allerdings bin ich wirklich der Meinung, dass er ein Recht darauf hat, das zu erfahren. Natürlich muss jeder selbst wissen, wie leichtsinnig er mit seinem Leben umgeht. Dennoch sollte man zu der Person, mit der man zusammen ist, schon ehrlich sein. Wie du es selbst schon schreibst: Man sieht es einem Menschen nicht an, ob er mit dem HI Virus infiziert ist!

Klar, HIV ist in der Gesellschaft immer noch ein tabu-Thema. Die Menschen sind einfach nicht aufgeklärt und denken, dass man sich bei jeder Berürhung anstecken kann. Infizierte werden gemieden und schlecht behandelt. Dabei würde ein bisschen Aufklärung so etwas verhindern. Es erschreckt mich immer wieder, wie viele Menschen mit bestimmten Themen so ignorant umgehen. Ich kann mir nicht erklären, warum die Menschen so intollerant und dumm sind. Meiner Meinung nach müsste viel mehr aufgeklärt werden, damit blöde Vorurteile endlich abgeschafft werden.

Teste bei deinem Freund doch mal das Thema vorsichtig an! An seiner Reaktion siehst du dann ja, ob es sich lohnt, weiter auf das Thema einzugehen. Wenn er offen für das Thema ist, könntet ihr gemeinsam zu einer Beratungsstelle gehen, damit er von den Profis nochmal erfährt, wie er sich schützen kann und dass die Gefahr einer Ansteckung wirklich sehr gering ist, wenn man sich schützt.

Sollte er auf das Thema nicht gut reagieren, solltest du dich fragen, ob du mit so einer engstirnigen Person zusammen sein kannst.

Natürlich ist es schwer, jemanden zu finden, der dich so akzeptiert, wie du bist. Aber sieh es mal so: Wenn du jemanden gefunden hast, der deine Infektion akzeptiert, kannst du auch davon ausgehen, dass die Gefühle wirklich ehrlich gemeint sind. Es ist leider so, dass man,wenn man krank ist, dann erst merkt, wer es wirklich ehrlich mit einem meint. Ich bin auch chronisch krank (allerdings keine Infektionskrankheit) und merke mitlerweile auch, wem ich vertrauen kann und wer es ehrlich mit mir meint. Mein Freundeskreis ist enorm geschrumpft. Bei dir wird es natürlich noch heftiger sein, weil eben viele Angst haben, sich anzustecken. Ich habe gelernt, auch diese Dinge positiv zu sehen. Ich habe lieber wenige, gute Freunde, als viele oberflächliche Bekanntschaften.

Vielleicht kannst du ja mal in einem Forum fragen, wie andere Betroffene mit so einer Situation umgegangen sind?! Ich habe dir mal ein paar Links rausgesucht:

http://www.hiv-symptome.de/forum/

http://forumhiv.de/

http://www.lhiving.com/forum/

Für den Fall, dass dein Partner wirklich nichts mehr mit dir zu tun haben will (was ich natürlich nicht hoffe!), kannst du dir ja mal folgende Seiten ansehen:

http://www.flirt-projekt.com/

http://www.hiv-dating.de/index.php

http://www.lasthome.de/


Auch wenn ich das Gefühl habe, dir nicht wirklich geholfen zu haben, wünsche ich dir alles Liebe und drücke dir die Daumen, dass dein Freund deine Infizierung positiv aufnimmt!

Liebe Grüße,
Franzi