Problem von Anonym - 16 Jahre

Die Folgen meiner Probleme

Hallo!
Ich bin jetzt nicht der Typ der Probleme über das Internet löst - eigentlich rede ich gar nicht darüber, aber ich muss es bei irgendwem loswerden und ich möchte nicht, dass die Menschen in meiner Umgebung schlecht über mich denken (auch wenn sie meine Freunde sind) oder weniger von mir halten. Mir ist schon klar, dass es mir nicht viel bringen wird nur hier davon zu erzählen und wahrscheinlich brauche ich wirklich professionelle Hilfe in real life. Ich werde jetzt nicht von meinem Problem und den Ursachen erzählen weil es doch sehr kompliziert ist und ich das, wie gesagt, nur in real life lösen kann.
Okay, folgende Situation: mir geht es wirklich schlecht, vermutlich habe ich schwere Depressionen, davon weiß aber keiner so richtig. Vor ca. 3 Wochen bin ich nicht zur Schule gegangen, aber nicht weil ich keinen Bock darauf hatte, sondern weil ich gewusst habe, dass mein Klassenvorstand meine Eltern anrufen wird. Nach dem, was in den vergangenen Jahren so passiert ist - ich hab öfters in der Schule geweint - wusste ich, dass mein KV etwas dagegen unternehmen wird. Ich wusste nur nicht wann. Deshalb habe ich meiner besten Freundin eine Nachricht geschrieben, in der stand, dass ich für die nächsten paar Tage nicht kommen werde. Ich wusste, dass sie es meinem KV sagen wird. Also wollte ich eigentlich nur, dass man weiß, dass es mir nicht gut geht. Wie auch immer, ich habe schon seit längeren das Bedürfniss mich selbst zu verletzen, tue es aber nicht. Ich glaube nicht, dass das etwas bringen wird, aber die Gedanken sind trotzdem da. Jetzt werdet ihr wahrscheinlich denken, dass ich mich ritzen will, aber eigentlich würde ich mich verbrennen. Ja, vielleicht etwas untypischer, aber das würde kürzer dauern und man könnte sagen, dass es wirklich nur eine Verbrennung ist. Außerdem sieht man nach ein paar Wochen eh nichts mehr davon, also müsste ich nicht jedem erklären, was passiert ist, wobei ich lügen würde. Oder ich stehe an einer Ampel und stelle mir vor wie es wäre wenn ich mich einfach vor ein Auto werfe (um mich zu verletzen, aber nicht umzubringen). Ich habe auch Selbstmordgedanken ABER dabei stirbt meine Familie vorher. Ich würde mich nicht umbringen solange ich Leute um mich herum habe, die mir helfen wollen und solange ich noch nicht alles versucht habe. Aber allein die Tatsache, dass ich solche Gedanken habe beunruhigt mich und ich habe Angst, dass ich irgendwann die kontrolle über mich verliere und irgendwelche Dummheiten mache. Ich hab auch schon mal Ladendiebstahl begangen wurde aber nicht erwischt - das war vor einem Jahr und ich bin nicht stolz darauf und ich werd\'s auch nicht wieder machen. Das sind Dinge, die ich keinem erzählen möchte. Nicht einmal meiner besten Freundin, ich hab einfach Angst, dass sie dann weniger von mir halten würde und mich anders behandeln würde. Ich will nicht als Psycho angesehen werden...aber ich weiß nicht wie lange ich das noch aushalte.
Zur Info: seit 7 Jahren bin ich \"grundlos\" traurig und weine öfters, seit 3-4 Jahren habe ich wahrscheinlich Depressionen und seit 3-2 Jahren will ich mir was antun.
Ich bekomme zwar Hilfe von Lehrern und Freunden, aber von dem hier weiß keiner außer mir was...

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

es ist gut, dass du geschrieben hast. Meiner Meinung nach stehst du nämlich gerade auf einem Scheideweg. Bisher hast du alles in dich reingefressen, hast nach außen hin "heile Welt" gemacht und die ganzen schwarzen Gedanken geschluckt. Es fordert Mut, die Gedanken auszudrücken, egal, ob es Menschen des Kummerkastens sind, die du nicht kennst oder Bekannte und Freunde. Und den ersten Schritt hast du jetzt schon mal gemacht. Das ist wirklich gut.

In dir tobt quasi ein Kampf. Eine verletzte Seele kämpft gegen einen intelligenten Kopf, der momentan noch die Oberhand gewinnt. Doch du stellst dir zu Recht die Frage: wie lange noch? Du bist also bisher in der Lage, Zwänge und Wünsche zu unterdrücken, von denen du weißt, dass sie dich schädigen. Das bedeutet, dein Selbstschutz funktioniert noch, das ist bedeutend wichtig und sehr gut so. Du kannst dir momentan noch selbst sagen, dass es Quatsch wäre, sich umzubringen oder sich zu schneiden/verbrennen. Aber du hast die Vorstellungen davon.

Dazu kommt, dass du tief in dir drin das Bedürfnis hast, HILFE zu bekommen. Du schreibst es selbst. Du tust Dinge, die nur dazu dienen, dass man auf dich aufmerksam wird, dass man das Gespräch drauf bringt. Alles läuft gerade auf den Hilfeweg zu. Und anders geht es auch nicht!

Von daher: es ist NICHT peinlich, um Hilfe zu rufen. Es ist auch nicht peinlich oder gestört, davon zu erzählen. Es fällt dir schwer, du hast Angst, dass man von dir Schlechtes denkt. Aber ganz ehrlich: wer könnte denn bitte schlecht von dir denken? Doch nur Idioten, die keine Ahnung haben und keine Lust, näheres zu erfahren und die Gründe dafür zu kennen. Menschen, die du als deine Freunde bezeichnest oder Menschen, die dir familiär nahe stehen, werden das sicher nicht tun, sondern werden froh sein, dass sie endlich ENDLICH verstehen lernen, was in dir vorgeht. Du glaubst gar nicht, wie wichtig so ein Schritt sein kann.

Und was ist wichtiger? Das 100% der Menschen, die du kennst, nicht schlecht von dir denken oder dass deine Seele gesund wird? Also ICH wüsste, was ich täte. Wenn da zwei dabei sind, die keinen Plan haben und doof reden - das sollte dir irgendwo vorbei gehen, die haben keinen Gedanken mehr verdient.

Du brauchst dringend Hilfe. Noch bist du stark (was ich sehr bewundere, denn so lange so stark sind nicht viele Menschen), aber keiner weiß, wie lange du das noch so schaffst. Du hast Aggressionen in dir drin und würdest sie am liebsten gegen dich selbst richten. Du hast depressive Anwandlungen, du schreibst selbst: "Ich bin seit JAHREN nicht mehr glücklich gewesen". Und hast du nicht das RECHT, glücklich zu sein? Hast du es nicht verdient? Aber wohl hast du!

Du schreibst, dass du schon Hilfe von Lehrern und Freunden bekommst, die aber nur einen ganz kleinen Bereich von dir kennen. Haben sie nicht auch verdient, ihre Hilfe richtig einsetzen zu können? Und ja, du hast Recht, du brauchst auch fachliche Hilfe. Das hat nichts mit Verrücktsein zu tun, sondern damit, dass ein Fachmann einfach schneller und effektiver mit dir arbeiten kann als es eine Freundin kann oder ein Lehrer, der sich damit nur am Rande auskennt.

Freunde sind irgendwann überfordert, weil sie merken, dass sie nicht helfen können. Sie sind nicht vom Fach und kommen irgendwann nicht weiter, daher nehmen sie irgendwann Abstand, weil sie nicht mehr können. Mute ihnen das nicht zu. Ein Fachmann/eine Fachfrau kann da wesentlich schneller und besser was bewirken. Das geht ganz behutsam, aber die Hilfe ist deutlich besser, weil die das gelernt haben. Ich möchte dir ganz dringend dazu raten.

Du bist so schlau, keine voreiligen und dir selbst schadenden Dinge zu tun! Nutze das! Das ist selten! Das bedeutet, dass du eine besonders kluge und starke Persönlichkeit bist, die es bis heute geschafft hat, ihre depressiven Züge im Zaum zu halten. Aber keiner kann diese Schwerstarbeit von dir verlangen. Lass dir helfen, es ist die einzige Möglichkeit, irgendwann wieder ohne diesen Seelendruck leben zu können und die Dinge zu verarbeiten, über die du hier nicht sprechen möchtest.

Therapeuten in deiner Nähe findest du leicht.
1. geh über Google, gib den Namen deiner Stadt ein und zusätzlich "Psychologe" oder "Psychotherapeut", du wirst Namen und Adressen ausgespuckt bekommen. Geh einfach mal zu einem hin. Das fordert Mut, aber ich bin immer mehr der Meinung, dass du ein mutiges Mädel bist. Mach es einfach. =)
2. sprich mit einem Lehrer deines Vertrauens und lass dir durch ihn Adressen geben, bzw dir helfen. Anscheinend sind deine Eltern "draußen" aus deinem Leben, du erwähnst sie nicht...dann geh den Weg drum rum! Aber geh ihn!

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du auf deine innere Stimme hörst, die deutlich nach Hilfe ruft. Lass dich nicht selbst im Stich.

Liebe Grüße,

Dana