Problem von Anonym - 19 Jahre

Psychotherapeutisches Problem?

Hallo liebes KuKa-Team!
Woah, ich hätte nie gedacht, dass ich selbst mal etwas schreiben würde, habe nur bedingt mal mitgelesen, gestöbert ? aber bisher habe ich immer alles alleine überwunden. Ich finde es klasse, dass es Menschen wie euch gibt, die sich wirklich Mühe geben auf teilweise immer dieselben Sachen und Probleme zu antworten ? auch wenn andere Bedingungen darin verwickelt sind. Aber das habt ihr sicherlich schon 1000 mal gelesen, ich hoffe trotzdem, dass euch die positiven Rückmeldungen helfen weiter zu machen ? es gibt sicherlich sehr verzweifelte Personen da draußen, die dringend jemanden brauchen an denen sie sich wenden können ? zumindest für den Anfang.
Ich hoffe, dass mein??Problem?, was immer es auch sein mag ? aber dazu später mehr ? nicht schon mal aufgetaucht ist. Ich habe leider nicht die geeignete Kategorie bzw. einen geeigneten Suchbegriff dafür gefunden. Mich ärgert auch, dass ich mich nicht traue mit meinen Freunden darüber zu sprechen, ich vertraue ihnen zwar (klingt jetzt ein wenig widersprüchlich :D), aber ich habe die große Befürchtung dass sie mich da nicht so ernst nehmen wie ich möchte bzw. ich möchte lieber erst einmal jemanden fragen, der mich nicht kennt. Aber wer weiß, ob man sowas überhaupt ernst nehmen muss?
Nun, ich möchte nicht zu lange auf die Folter spannen:
Es begann damit, dass ich ein freiwilliges Praktikum in einem Kindergarten absolvierte. Ich war gerade mit dem Abi fertig geworden und hatte bis zu meinem Zivildienst noch ein paar Wochen und dachte mir, dass ein Praktikum ganz sinnvoll wäre, da ich mich nicht zwischen der Naturwissenschaft und Sozialer Arbeit als Studienfach entscheiden konnte.
Nun, im Kindergarten hatte ich die wohl schönsten drei Wochen meines Lebens, ich bin richtig darin aufgegangen ? das hätte ich nie im Leben gedacht.
Vor allem für die Jungs (ja, ich bin ein Junge^^) war ich natürlich ein prima Spielkamerad und freute mich, dass sie mich so schätzten. Dabei hatte ich zu einem Jungen eine ganz besondere Beziehung aufgebaut. Ich habe mich bei ihm sofort wie ein großer Bruder gefühlt und er sich dann wohl wie ein kleiner. Wir hangen immer zusammen rum und machten Quatsch, redeten aber auch mal überraschend ernst? und um diesen kleinen Jungen namens Kai geht es nun.
Ich war, ohne zu lügen, am Boden zerstört, als ich den Kindergarten nach nur ein paar Wochen verlassen musste. Vor allem wegen Kai, was mir da schon natürlich etwas seltsam vorkam.
Ich weiß auf welche Schule er nun geht (er war damals noch ein Vorschulkind) und ertappe mich immer wieder dabei wie ich mir wünsche in seiner Nähe zu sein, mit ihm zu spielen, auf ihn aufzupassen und so weiter. Er geht mir einfach nicht aus dem Kopf.
Letztens konnte ich ihn in der Schule sogar kurz besuchen, er hat sich sichtlich gefreut und trotzdem war ich traurig, dass er nicht so etwas gesagt hat wie: ?Schade, ich vermisse dich sehr!? oder ?Lass uns doch einmal treffen!?
Wahrscheinlich denkst du (ich duze einfach mal :P) sofort an pädophile Gefühle? habe ich auch gedacht. Ich meine? ich bin schwul, aber bei Kindern hört das Interesse auf. Ich habe auch gerne mit Kai gekuschelt, aber nie wäre ich weiter gegangen, wobei ich natürlich weiß, dass nicht jeder Pädophile ein Kind sexuell verführen möchte, doch wer weiß schon was sie für Kinder eigentlich fühlen.
Ich dachte vllt. eher an Vater-/Bruder- gefühle. Ich habe zwar einen kleinen Bruder, den ich auch sehr mag, aber so etwas wie bei Kai hatte es niemals zwischen uns geben und wie ein Vater sich fühlt weiß ich leider nicht und werde ich wohl nie erfahren.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass ich Kai wirklich einfach nur als kleinen Freund geschätzt habe und er mir das Gefühl gibt selber noch ein Kind zu sein. Hätte ich die Wahl, würde ich lieber ein Kind bleiben/sein ? da brauche ich nicht einmal kurz nachzudenken?
Oder vielleicht möchte ich einfach nur Liebe erfahren und da Kinder damit meist offenherziger umgehen als Erwachsende, bieten sie sich ja offensichtlich dafür an.
Nun, wie du schon bemerkt hast, habe ich versucht mir selbst Erklärungen dafür zu geben. Alles sind aber nur Vermutungen, die mir ja vllt. ein Psychotherapeut bestätigen kann. Deswegen die Frage? brauche ich, deiner Meinung nach, psychotherapeutische Hilfe?
Natürlich würde mich deine Meinung dazu auch brennend interessieren. Ob du zum Beispiel von ähnlichen Fällen gehört hast oder trotzdem eine Idee hast (oder ganz wichtig: eine Frage ? wer weiß was es da für Gründe geben kann und was meine Geschichte damit zu tun hat)
Und falls es nicht so rüberkommt? ich leide wirklich sehr darunter. Nunja, nicht wirklich leiden. Es ist einfach nur nervig ständig an Kai denken zu müssen, sich zu fragen wie es ihm geht, sich zu fragen, was wäre wenn...das Leben erscheint mir stellenweise sogar sinnlos ?und das nur weil ich nicht mehr jeden Tag einen Jungen sehen kann. Einen von so vielen? kaum zu glauben, nicht wahr?

Vielen Dank für die Beantwortung, das würde mir sehr weiterhelfen.
Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Lieber Unbekannte!

Meiner Meinung nach passiert hier nichts, was im Mindesten mit Pädophilie oder anderen "falsch" sexuellen Neigungen zu tun hat. Alleine schon, dass du dir darüber so tiefgründige Gedanken machst, zeigt, dass du da nichts befürchten musst. Im Gegenteil: du wirkst eher wie ein sehr lieber und sympathischer junger Mann, der seine Aufgaben ernst nimmt und korrekt ist.

Ich glaube, ich ahne, warum du so fühlst wie du fühlst und was da in dir vorgegangen ist und vorgeht.

Du schreibst selbst: "Oder brauche ich einfach nur Liebe und die Kinder sind da freigiebiger?". Es geht in die Richtung. Meiner Meinung nach tat dir die Bestätigung von den Kleinen, speziell von Kai unglaublich gut. Du hast gemerkt, dass die Kinder an dir hängen, dass sie zu dir aufsehen und dich voll akzeptieren. Dass sie dir mit Liebe und Hingabe begegnen, gerade der kleine Kai.

Und in dieser Bestätigung hast du dich gesonnt, sie hat dir sehr gut getan, sie hat dich gestärkt, du hast dich einfach pudelwohl gefühlt. Vielleicht fehlt dir diese im normalen Alltag? Es klingt so, als sei es richtiggehend Medizin für dich gewesen, wenn du schreibst, dass diese drei Wochen das Allerschönste in deinem Leben waren.

So würde sich auch die Reaktion von dir später erklären, dass du diese Bestätigung und diese freundschaftliche Liebe des Kindes auch weiterhin haben wolltest. Kai scheint dir im Kindergarten genau die Portion gegeben zu haben, die du brauchtest. Und daher auch deine Enttäuschung, als er, völlig logisch für ein Kind seines Alters, danach total locker flockig mit dir umgegangen ist, als du ihn in der Schule besucht hast. Kinder binden sich nicht so schnell so furchtbar fest, sie haben mehrere Bezugspersonen und lassen schneller wieder los.

Du hast das Ganze unter deinen Bewertungsschemen angesehen. Du wärst der Sache "treuer" geblieben, aber du bist auch schon älter. Kinder sind so meist nicht. Meine Schwägerin hatte drei Wochen einen Dreijährigen zur Pflege, den Jüngsten ihrer engsten Freundin. Diese ist mit ihrem Mann und den älteren Kindern zu einem USA-Trip aufgebrochen, der Kleine konnte da nicht mit. Da er sich aber mit unserer Nichte sehr gut versteht und auch immer gern kommt, war die Lösung ja schnell gefunden.

Ich telefonierte während der Zeit mit meiner Schwägerin und sie sagte: "Du glaubst es nicht...der Kleine sagt Mama und Papa zu uns...er schmiegt sich an uns, will abends kuscheln...er verlangt die Mama nicht, er fühlt sich pudelwohl hier..." Und dann kamen in der Zeit immer mehr Theorien, dass es die Eltern wohl schwer haben würden, wenn sie ihn holten, es kamen Fantasien, dass der Kleine gar nicht mehr heim wollen würde...und was war? Die Eltern kamen zurück, der Kleine klebte an ihnen und würdigte seine Gasteltern keines Blickes mehr. Er sagte nichtmal auf Wiedersehen. Du kannst dir vorstellen, was das für eine Bitterkeit in der Familie meiner Schwägerin ausgelöst hat. Aber Kinder sind einfach so.

Du hast dir einfach etwas anderes vorgestellt, hast nach deinen Parametern erwartet, wie er reagieren würde...und wurdest dann natürlich enttäuscht. Immer auf die Ebene des Kindes zu gehen, wenn man über sie nachdenkt, ist sehr wichtig.

Betrachte diese Situationen nicht als falsch oder fehlgeleitet. Denk nicht, dass du krankhaftes Interesse an kleinen Jungen hast, das ist hier nicht der Fall, ich bin mir sehr sicher. Dein Bruder ist halt immer da, da denkt man so nicht. Die Kleinen im Kindergarten waren neu, sind nicht verwandt und boten so eine willkommene Abwechslung, die noch lange nachhallte in dir. Krankhaft wäre es, wenn du der Meinung bist, die Jungs und Mädels im Kindergarten würden sich anbiedern und mit dir sexuelle Handlungen vollziehen wollen und du mit ihnen. Das ist aber nicht der Fall. Du hast es einfach genossen, dass der Kleine auf deinem Schoß saß und du diese Nähe und Vertrautheit hattest. Wärst du ne Frau, würde kein Hahn danach krähen. Nur weil du ein junger Mann bist, muss das gleich vielleicht was Schlimmes sein...so sind wir schon geprägt in der Gesellschaft, schlimm.

Buche es als wunderschöne Erfahrung ab, denk auch an die Erfahrung, wie Kinder dann wirklich sein können und überlege dir einfach, ob du nicht in diese Richtung "Kindererziehung" gehen möchtest. Wenn du da so einen Spaß dran hast, mach es ruhig. Allerdings solltest du dich niemals über die Bestätigung der Kinder definieren. An einem Tag bist du der Held, am nächsten der Blöde, wenn du was verboten hast. DAS sollte dir, wenn du es als Beruf ausüben willst, nichts ausmachen.

Ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Weg!

Dana