Problem von Anonym - 22 Jahre

Angst ihn zu verletzen

Hallo lieber Kummerkasten,

Oh Gott ich glaube selber gerade nicht das ich das hier machen. Ist mir irgendwie etwas peinlich meine Probleme ins Internet zu stellen wo sie jeder lesen kann.

Also ich habe folgendes Problem. Ich bin 22 Jahre und seit einem Jahr verheiratet mit dem besten Mann der Welt. Ich liebe ihn sehr und würde ihn nicht weh tun wollen. Wir kenn uns nun schon ein Leben lang denn er ging mit mir schon in den Kindergarten und in die Schule. Seit 6 Jahren sind wir ein Paar und hatten wundervolle aber auch Schwere Zeiten durchlebt. Er war mein erster und einziger fester Freund. Davor gab es keinen. Und genau da liegt das erste Problem.
Ich habe langsam das Gefühl das die Luft raus ist. Ich Liebe ihn immer noch sehr aber es ist einfach nicht mehr das selbe wie zuvor. Wir sind beide berufstätig und wenn wir uns dann am Abend das erste mal am Tag sehen, geht er an den Computer und ignoriert mich. Wenn ich dann versuche mit ihm irgendwas zu unternehmen oder einfach nur anfange ein Gespräch in Gang zu setzten, blockt er ab und widmet sich seinen Foren. Nennt es entspannung.
Ich weiß das er mich ebenfalls noch liebt, aber es ist alles so eintönig geworden in den Jahren.

Am Wochenende treffen wir uns manchmal mit unseren Leuten und genau da ist es passiert. Sein bester Freund und ich wir verstehen uns blendent und haben beide festgestellt das wir uns sehr sympatisch finden. Plötzlich ist alles wieder wie früher. Diese alte verliebtheit die ich vermisse. In meiner Fantasie tauschen wir mehr als nur Küsse und Liebkosungen aus. Ich hatte mit noch keinem anderen Sex als mit meinen Mann umso mehr reizt mich der Gedanke neue Erfahrungen zu sammeln. Ich hab mich in ihn verliebt aber liebe auch meinen Mann.... hach es ist zum Mäuse melken mit mir. Ich will niemanden verletzten möchte aber auch wieder etwas mehr Spannung im Leben haben ohne Schuldgefühle und mich noch Jung fühlen.
Mein Mann ist eben ein Couche-potaito.

Das ist mein Problem.

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

dieses Problem teilst du mit sehr vielen Menschen, die schon lange in einer Beziehung stecken. Gerade, wenn man überhaupt keine Vergleichsmöglichkeiten hat, weil der erste Freund gleich der Ehemann geworden ist, kann es sehr schnell zu diesen "Weg-Orientierungen" kommen.

Es ist also gar nicht zum Mäusemelken mit dir (süß! :D), sondern durchaus und leider etwas völlig Normales.

Es gibt verschiedene Charaktere. Wenn man die mal ganz grob einteilt, gibt es:
1. die mit allem zufrieden sind, egal wie
2. die sich nicht fest binden können (das andere Extrem)
3. die immer wieder neuen Schwung brauchen, damit die Ehe hält

Ich kenne einige Frauen, die zur Gruppe 1 gehören. Die heiraten, wissen, dieser Mensch kann sie versorgen, bietet ihnen ein gutes Heim, sie haben noch ein wenig zum Selbstverwirklichen und das reicht. Da muss einiges kommen, bis sie sagen: nee, will ich nicht mehr.

Gruppe 2 sind mehr Frauen als man denkt. Probleme in der Jugend oder in der Kindheit sind oft Grund dafür.

Gruppe 3 sind eigentlich die meisten. Eine Ehe - und so denke ich auch - MUSS von beiden Seiten immer wieder belebt werden. Klar, es kommt ein gewisser Alltag in die Beziehung, der aber nicht schlecht ist. Man vertraut sich, man kennt sich bis ins Kleinste...das Aufregende ist weg. Wenn dann dazu kommt, dass ein Partner aufhört, sich für den anderen zu interessieren, bzw nur noch seine Wünsche im Kopf hat, ergibt sich schnell ein Ungleichgewicht.

Wenn man/frau dann plötzlich jemanden Anderen kennen lernt, ist alles neu, ist alles aufregend, merkt man plötzlich, wie toll es ist, das Flittern wieder zu haben, das Bauchgribbeln, das Gefühl, gemocht, ja vielleicht begehrt zu werden.

Und dann verliert die Ehe dagegen. Das ist leider auch so. Sie verliert meist nicht gleich auf ganzer Linie (Trennung), aber es zieht Unzufriedenheit ein, der Zweifel, ob man wirklich hier mit dem Richtigen zusammen ist. Und diese Zweifel treiben einen dann logischerweise WEG vom Ehepartner, HIN zu anderen potentiellen Möglichkeiten, die ja so viel ansprechender scheinen.

Du hast deinen Mann sehr früh kennen gelernt, hattest noch überhaupt keine anderen Erfahrungen. Klar, dass nun alles in dir sagt: "Hm...mein Mann beachtet mich wenig, der da drüben aber schon...huiii..."

Wichtig ist aber, dass du weißt, dass JEDER nur mit Wasser kocht. Das wird zu gerne vernachlässigt. Frauen trennen sich von ihren Männern, Männer trennen sich von ihren Frauen - jeweils für jemanden Anderen. Und nach einem Jahr? Och guck, da ist es fast genauso wie in der Ehe. Gut, bei manchen vielleicht nach zwei, drei Jahren. Da hält dann auch der Alltag Einzug und die Fehler, die man bei demjenigen vorher vielleicht nicht so bemerkt hat, weil man so verknallt war, kommen durch. Etwas Perfektes gibt es einfach nicht.

Den Partner also nur dafür zu verlassen, weil es woanders vielleicht noch besser sein könnte, halte ich für falsch. Denn oft fällt man dabei auf die Schnauze. Den Partner zu verlassen, weil man null mehr klar kommt und er auch auf mehrere Gespräche hin nichts an seiner vernachlässigenden Art einem gegenüber ändert, wäre was anderes. SO eine Entscheidung sollte aber immer unabhängig von einem neuen potentiellen Partner getroffen werden, sonst stürzt man von einer Beziehung in die andere.

Könntest du also sagen, dass du deinen Mann verlassen würdest, auch wenn da KEIN anderer wäre, der dich momentan interessiert? Und da sagst du ganz klar: NEIN, ich liebe meinen Mann! Du sagst auch, NEIN, ich bin mit dem besten Mann der Welt verheiratet!
Was könnte dir also der Andere bieten, außer vielleicht einer anderen Sexstellung, die du noch nicht kennst oder einem etwas anderen Gefühl in der Hinsicht? Etwas mehr Aufmerksamkeit? Ja, das sicher, aber wie lange? Wann ist es auch in dieser Beziehung eingespielt?

Das Zauberwort heißt: BEWEGUNG. In einer Ehe muss es sich bewegen. Und zwar immer wieder aufeinander zu. Es ist gut, dem Partner auch etwas Luft zu lassen, nicht immer aufeinander zu kleben, aber insgesamt ist Arbeit nötig, um eine Ehe am Laufen zu halten.

Und daher rate ich dir, mal eine Bombe bei deinem Mann platzen zu lassen. Er muss aufwachen, er darf dich nicht als zu selbstverständlich hinnehmen.

Bitte ihn um ein Gespräch und sag ihm ruhig auch, dass du merkst, wie du dich umorientierst, da dein Marktwert bei Männern nicht unbedingt niedrig ist. Dass du Sehnsucht nach mehr Zuwendung hast, nicht so selbstverständlich gehalten werden willst...und dass es für dich wichtig wäre, wieder mehr Nähe zwischen euch beiden entstehen zu lassen. Dass du ihm zwar seine Rückzugzeiten auch zugestehst, weil du weißt, dass er einen stressigen Job hat, dass aber auch ER auf DICH zugehen muss und wieder mehr mit dir unternehmen. Sonst ist irgendwann eine Kluft zwischen euch, die eine Trennung nur allzu leicht macht.

Du hast dir viel mit ihm aufgebaut, vieles ist zwischen euch entstanden. Ich würde dringend raten, das nicht einfach aufgrund eines Schmetterlingsgefühls wegzuwerfen.

Ich bin da übrigens persönlich von betroffen. Ich habe genau das hinter mir. Mein Mann war kaum da und wenn er da war, hat er Dinge gemacht, die IHM Spaß gemacht haben. Ich habe mehrere Jahre gekämpft, dass das anders wird, wurde von anderen Männern hofiert, blieb standhaft..bis zu einem gewissen Punkt, als ich merkte, dass diese Ehe einfach eine Farce war. Die Liebe war dann auch weg und ich habe mich getrennt. Inzwischen bin ich mit ihm lose befreundet und habe einen neuen Partner, der mir sehr gut tut. Aber bei DIR liegt das anders! Du sagst, dass da noch viel Liebe ist und du nur, weil er dich momentan etwas vernachlässigt und du noch keine weiteren Erfahrungen mit Männern hast, plötzlich aus der Ehe heraus tendierst.

Und das ist für mich der falsche Weg. Als erstes steht immer der Kampf um die Ehe. Und nur, wenn der nicht funktioniert, sollte man/frau entscheiden, was man dann macht.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen, denn gerade ich weiß, wie schwer da die Entscheidungen sind, weil Kopf, Bauch und Herz mitspielen und jeder kreischt was anderes...

Liebe Grüße,

Dana