Problem von Anonym - 15 Jahre

Depression?

Hallo
seit ich ungefähr 6 Jahre bin fühle ich mich nie richtig glücklich.Mit 9 wollte ich mich schonmal umbringen.
Alles fing in der Schule an als die anderen kinder mich Mobbten bis zur 7 Klasse.
Dann hab ich die Schule gewechselt.Irgendwann (mit 13)gefiel meiner mutter nicht wie ich mich anziehe und was für freunde ich habe und machte mich dafür fertig. Ich fing an mich zu schneiden. Dann wollte sie auswandern ..und ich wollte das nicht. Sie schickte mich in ein anonymes Mädchenhaus ..wo alles noch schlimmer wurde..sie schrie mich in telefonaten an das ich ein schwieriges Kind war... und all die ganzen Jugendamt gespräche waren sehr schwer für mich weil ich es grausam fand drüber zu sprechen..vorallem mit fremden menschen... Nach 2 monaten mädchenhaus kam ich in eine Pflegefamilie wo´s mir auch nicht gefiel...bis sich mein dad meldete und ich zu ihm zog. Irgendwie habe ich nach 2 jahren dort wohnen das gefühl das ich mich nie lange irgendwo wohl fühle... Ich hab oft schlechte laune...bin selten freundlich und habe wenige freunde...Ich weiß auch garnicht was aus meiner Zukunft wird...obwohl ich eigentlich gut in der Schule bin aber ich hab das gefühl ich schaffe das einfach nicht.. ich hab angst das ich mich für immer und ewig so dreckig fühle ... Ich klammer auch immer ganz schlimm an Bands fest.. und träume davon sie zu kennen... Ich lasse nie irgendjemand an mich ran... Ich hab mal gehört was andere von mir denken und die meinten das ich Zynisch wäre weil ich schnell reizbar bin und ziemlich sarkastisch. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll ich hab immer das gefühl ich sollte mir helfen lassen aber die chance habe ich leider vor 1 1/2 jahren nicht gewollt und jetzt meinte mein dad es wäre zu spät für ne therapie weil die kein platz mehr haben..

Dana Anwort von Dana

Hallo, liebe Unbekannte!

Also zuerstmal bin ich froh, dass du dich uns hier öffnest, denn so kann ich ein paar Dinge aufklären.

Es ist auf jeden Fall möglich, jetzt noch eine Therapie zu machen. Ich würde sie dir auch dringend raten. Dein Vater hat, sorry, in dem Punkt nicht wirklich Ahnung. Es gibt zwar Wartezeiten, aber Hilfe gibt es auf jeden Fall. Das Gute ist, dass du es selbst willst. Du willst dir aktiv Hilfe holen, sonst hättest du uns wahrscheinlich auch nicht geschrieben. Du schreibst selbst, dass du aus dieser Situation raus willst. Dadurch bist du jetzt schon vom Passiv-Weg zum aktiven Winner geworden. Finde ich sehr gut!

Ich würde dir raten, im Telefonbuch oder Branchenbuch deiner Stadt nachzuschauen oder bei Google "Psychotherapie" im Zusammenhang mit dem Namen deiner Stadt einzugeben. Du wirst auf jeden Fall einige Adressen, Namen und Telefonnummern kriegen. Du bist mit 15 zwar noch nicht so alt, aber du darfst durchaus alleine da hingehen. Und ich würde dir raten, dies zu tun. Es erfordert Mut, allerdings hast du schon Mut bewiesen, dich hier zu melden und mal alles aufzuschreiben. Wenn du Angst hast, dort nicht reden zu können, drucke dir dein Problem und meine Antwort hier aus und geh damit hin. Aber so, wie ich dich einschätze, bist du durchaus jemand, der kämpfen will. Ich würde es mir für dich wünschen.

Sich so lange nicht glücklich zu fühlen, ist schlimm und muss behoben werden. Du selbst sagtest, dass du das alleine nicht hinbekommst, das ist NICHT schlimm. Keiner muss solche Dinge alleine durchfechten, man darf und man sollte sich dafür Hilfe holen. Von daher sollte dein Vater mal mit seinem Halbwissen still sein und dich unterstützen!

Gerade wenn du schon einen Suizidversuch hinter dir hast, bist du sicher sogar schneller auf einem Therapieplatz als du denkst. Gib das mit an, damit die Therapeutin/der Therapeut weiß, worauf sie/er achten muss bei der Beratung.

Dann habe ich noch einen Gedanken, der mir bei deinem Text in den Sinn kam:

Du schreibst, dass du oft schlechte Laune hast, du dich ein-igelst, du dich sogar "dreckig" fühlst. Neben deinem Sarkasmus, der die Leute von dir fern halten soll, lebst du aber gerne in einer Traumwelt, wo es harmonisch zugeht, also ist dein tiefer Wunsch doch der, dass sich das ändern soll.

Dazu erstmal: Du bist mit SICHERHEIT kein schlechtes Kind gewesen. Deine Mutter scheint einfach mit der Erziehung total überfordert gewesen zu sein, sonst hätte sie nicht den Schritt gewählt, dich weg zu geben. Dass so etwas passiert, heißt nicht automatisch, dass die, der man sich "entledigt" (in dem Fall du), Schuld hat oder untragbar ist. Leider denken das die Verstoßenen sofort, so auch du. Du denkst, du seist wertlos und bist geprägt von schwierigen Zeiten.

Doch du bist nicht wertlos. Mir tut es sehr leid, dass deine Mum nicht fähig war, dich zu leiten und dir ein schönes Leben zu ermöglichen. Aber dass SIE da unfähig war, heißt nicht, dass du nun auch unfähig bist. Du schreibst, dass du eigentlich gut in der Schule bist. Weißt du eigentlich, was das heißt? Dass du eine starke Person bist! Viele wären an dem Verhalten deiner Mutter zerbrochen, hätten sich selbst aufgegeben. Aber du hast weiter gelebt und weiter gemacht. Und das ist gut. Dass du dich selbst verletzt hast, bedeutet, dass du die Aggression und den Schmerz gegen dich selbst gerichtet hast. Das ist ein Ventil, das durchaus erstmal seine Berechtigung hat, allerdings eindeutig der falsche Weg ist. Schmerz muss man nach außen tragen, um zu gesunden. Und da ist eine Therapie wirklich genau das Richtige.

Dass du dich nirgends lange wohlfühlst, kann mehrere Gründe haben.
1. bist du in deiner Kindheit viel rumgeschickt worden, hast also nie irgendwo wirklich Fuß fassen können. Somit konntest du auch nirgends dein Herz mal "zu Hause" sein lassen. Du bist immer "auf dem Sprung".
2. bist du so verletzt worden, dass du Angst hast, dich irgendwo heimisch zu fühlen und die Seele fallen zu lassen voll Vertrauen. Das ist absolut verständlich, wenn man sich deinen Werdegang anschaut. Du musst erst langsam wieder lernen, dass sich Vertrauen durchaus lohnen kann und Freundschaften dem Leben sehr gut tun.

Versuche doch schon mal im Kleinen damit zu beginnen. Du musst dich keinem öffnen, das verlangt jetzt keiner von dir. Aber beginne damit, dem Leben bei deinem Vater eine Chance zu geben. Du hast noch eine gute Strecke Weg vor dir, die erfolgreicher sein kann als alles, was dir bisher passiert ist. Dazu wird einiges an Arbeit nötig sein, aber ich habe das Gefühl, dass du das auch möchtest, sonst hättest du hier nicht geschrieben. Es ist ein tolles Gefühl, einfach sich über etwas Kleines freuen zu können. Ich wünsche mir für dich, dass du dieses Gefühl irgendwann wieder haben können wirst.

Gib deinem Leben eine neue Chance. Setz dich auf die Warteliste bei einer Therapeutin, versuche zB, wenn du eigentlich etwas Sarkastisches sagen wollen würdest, es mal nicht zu sagen. Weiche die harte Schale so ein kleines bisschen auf. Nicht zu viel, das wäre zu früh, aber ab und an einfach eine andere Reaktion bringen als die, die du sonst bringen würdest...und wer weiß, vielleicht reicht das schon aus, andere Menschen neugierig zu machen, was da in dir steckt.

Ich wünsche dir einen guten Vormarsch auf dem neuen Weg, den du mit dem Hilferuf hier schon eingeschlagen hast.

Ich bin mir sicher, dass du es schaffst.

Alles Liebe,

Dana