Problem von Tanja - 49 Jahre

Mein Sohn probt den Aufstand

Mein Sohn 16 hat wegen Diebstahl 750 Euro schon eine Gerichtsverhandlung hinter sich, die Sozialstunden nicht abgeleistet. Nun wieder nach nur 4 Monaten die nächste Verhandlung, auch wegen Diebstahl 600 Euro.
Er teibt sich ständig draussen rum, in der Schule 2 mal sitzen geblieben weil er keine Hausaufgaben macht oder schwänzt. Nun besucht er die Eibe und schwänzt wieder. Er ist uns gegenüber mehr als frech, musste ihn auch schon mehrmals mit der Polizei suchen lassen, denn immer wenn er was anstellt haut er ab um sich dem nicht stellen zu müssen. An Regeln hält er sich sowieso nicht mehr. Das Jugendamt steht mir nicht zur Seite da mit meinem Sohn nicht zu arbeiten wäre, also er sich weigern würde....Weiß mir keinen Rat mehr

Franzi Anwort von Franzi

Liebe Tanja,

ich freue mich, dass du dich an uns wendest!

Irgendwie kommt mir das Ganze ziemlich bekannt vor. Mein Bruder war/ ist auch so. Nur mit dem Unterschied, dass er schon 2 mal im Gefängnis saß, weil er mitlerweile etwas älter ist.

Zuerst will ich dir sagen, dass du keine Schuld daran hast! Mütter denken oft, dass sie versagt haben. Das ist aber überhaupt nicht so! Jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich. So auch dein Sohn! Komme bitte nie auf die Idee, dass du in irgendeiner Form versagt haben könntest!

Dass dein Sohn keine Lust hat, mit dem Jugendamt zusammen zu arbeiten, kann ich gut verstehen. Wieso sollte er es sich schwer machen, wenn er es auch einfach haben kann?
Dennoch denke ich, dass du dort am Ball bleiben solltest. Mach denen dort richtig Druck und erkläre ihnen, dass diese Situation nicht mehr tragbar ist! Erkläre ihnen, dass das Familienleben sehr darunter leidet und dass du nicht mehr ruhig schlafen kannst, weil du Angst hast, dass noch mehr passiert! Es ist ganz wichtig, dass du wirklich alles erzählst, damit die Mitarbeiter im Jugendamt verstehen, dass du keinen Ausweg weißt!
Lass dich auf keinen Fall abspeisen und frage nach anderen Möglichkeiten (betreutes Wohnen, etc.!)

Vielleicht könntest du auch bei der ARGE vorsprechen, damit dein Sohn eine eigene Wohnung bekommt. Ich weiß durch meine Mutter, dass es unheimlich schwer ist, ein Kind in dieser Situation einfach alleine zu lassen. Ich weiß aber auch, dass man selbst dann wieder zu Ruhe kommt, wenn man keine Verantwortung mehr übernehmen muss. Eventuell kann deinem Sohn ein Sozialarbeiter zu Seite gestellt werden!?

Du solltest nun wirklich an dich denken. Mir scheint es nämlich so, als ob dein Sohn wirklich erst ganz unten ankommen muss, bis er Hilfe an nimmt.

Kümmer dich darum, dass dein Sohn bei dir aus der Wohnung raus kommt. Nur eine räumliche Trennung kann euch wieder näher zusammen bringen. Gib ihm kein Geld, wenn er etwas haben möchte, sondern kaufe ihm stattdessen lieber Nahrungsmittel!

Hast du eine Ahnung, warum dein Sohn Diebstähle begeht? Ist er süchtig? Geht er in die Spielhalle? Versuche etwas mehr in Erfahrung zu bringen, damit du ihm gezielter helfen kannst und damit du weißt, welche Beratungsstellen du aufsuchen musst.

Auch wenn du noch nichts genaues weißt, würde ich dir empfehlen, zu einer Beratungsstelle zu gehen. Die Mitarbeiter dort sind sehr nett und haben viele gute Tipps. Außerdem können sie dir weitere Schritte vorschlagen, die du gehen kannst. Auch beim Jugendamt arbeiten die Beamten plötzlich wesentlich effektiver, wenn man mit einem Mitarbeiter der Beratungsstelle dort hin geht.

Du hast einen sehr, sehr langen Weg vor dir, um wieder in Ruhe leben zu können. Du musst nicht immer stark sein. Wenn du weinen willst, kannst du ruhig zu einer Vertrauensperson gehen und ihr von deinem Leid erzählen. Das hilft wirklich sehr! Du musst auch nicht alles richtig machen auf diesem Weg! Denn woher sollst du wissen, was richtig ist, wenn du bisher nie in so einer Situation warst?

Mach deinem Sohn klar, dass es so nicht weiter geht und dass er notfalls auf eigenen Beinen stehen muss, damit bei dir in der Familie Ruhe einkehrt.

Ich hoffe, dass ich dir noch ein paar Tipps geben konnte. Wenn du weitere Hilfe brauchst oder dich einfach mal ausheulen willst, kannst du mir jederzeit gerne wieder schreiben!

Alles Liebe und Kopf hoch,
Franzi