Problem von Katie - 17 Jahre

Hass uns Depressionen - Woran liegt das? Ich finde einfach keine Hilfe!

Ich habe schon seit Monaten bemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Denn ich erleide zurzeit unter großem Hass oder Depressionen. Ist das normal? Liegt es vielleicht auch daran, dass ich immernoch in der Pubertät sein könnte? Liegt es an meiner Vergangenheit? Ich weiß wirklich nicht, an was es liegen könnte! Meine Vergangenheit war nicht wirklich extrem schlimm, aber schön war sie leider auch nicht. Als kleines Kind musste ich oft mit ansehen, wie meine Mama von meinem Papa verschlagen wurde. Da ich noch ziemlich klein war, wusste ich nicht, was ich tun sollte und verkroch mich in meinem Zimmer und weinte. Ich bekam selten Trost, da meine Mama diesen wirklich mehr brauchte. Meine Brüder waren alle beide Drogenabhängig. Als Kind verstand ich kaum- bzw. auch garnichts von all dem. Trotzdem tat mir als Kind schon was weh. Im Kindergarten und in der Grundschule war ich ziemlich unbeliebt. Ich war - sagen wir mal dumm. Ich war sehr zurückhaltend und schüchtern, traute mich nie was zu fragen oder allgemein was zu sagen. Ich hatte keine Freunde. Nach der Zeit änderte sich das ja zum Glück, da ich selbstbewusster wurde. Doch leider nicht selbstbewusst genug. Zu Hause gab es immernoch immerwieder Stress. Mein Vater wurde arbeitslos und gleichzeitig Alkoholiker. Er hat immerwieder meine Mutter grundlos geschlagen und ihr immer Vorwürfe gemacht, dass sie ihn betrügen würde oder anderes, dabei stimmten all die Sachen nicht! Meine Mama ist ganz anders! Nicht zu vergessen waren da noch meine Brüder. Da sie drogenabhängig waren, waren sie oft weg. Sie waren sehr selten zu Hause und kamen immer sehr abgemagert Heim. Doch sie verlangten immer nur Geld oder stiehlten dies auch, dabei hatten wir selbst nicht einmal so viel, wir brauchten es selber für Nahrung und Wohnung. Man muss wirklich sagen, dass meine Mama sehr viel durchmachen musste. Ich schätze sie, dass sie nicht den Löffel abgegeben hat oder selbst Alkoholikerin wurde. Und was ich so sehr schätze ist, dass sie ihre Kinder trotz allem immernoch sehr liebt und bis heute IMMER für uns alle da war. Aber trotzdem behandle ich sie manchmal nicht richtig... :( Einmal wollte mein Vater sie wieder schlagen, da war ich 14 Jahre alt. Ich konnte nicht mehr länger ansehen, wie meine Mutter so dahsteht. Sie hat sich bis heute noch NIE gewehrt. Deswegen bin ich dazwischen und bat meinem Dad, er soll sie in Ruhe lassen. Statt, dass er nachdenkt, dass SEIN KIND auch nicht mehr will, wollte er auch auf mich losgehen. Er meinte, dass mich das nichts angeht und dass ich mich verpissen soll. Nun ja, nach dem Ereignis lernte ich mich selbst auch mal zu wehren. Einmal hat er mir eine leere Wodka Flasche hinterher geworfen, ein anderen mal wollte er mir einfachso eine klatschen. Nun, zu dem Thema Familienprobleme, hat meine Mama immer gesagt, es bleibt Tabu. Niemand darf davon erfahren, was bei uns vorgeht. Ich habe Jahrelang meine Fresse gehalten. Doch ich wurde auch älter, ich lernte auch von der Umgebung und der Gesellschaft oder gar den Medien. Ich sah die Welt nach und nach besser, da ich nach und nach merkte, wie scheiße die Welt doch sein kann. Irgendwann kam ich in die Realschule. Ich war in einer Realschule 4 Jahre lang, doch mir geschah da so ein peinliches Erlebnis, dass ich gemobbt wurde und unbedingt wechseln wollte. Als ich wechselte, war es jedoch nicht besser. Ich hatte an dieser Schule keine Freunde in der Klasse, ich hatte nur ein paar Freundinnen, die zwei Klassen unter mir waren. Aber die sah ich immer nur in der Pause. Nun ja, von meiner Klasse wurde ich wegen meinem Nachnamen gemobbt. Sie haben nicht aufgehört. Ich wollte nicht mehr in die Schule und habe mich total verschlechtert. Ich habe zu Hause immerwieder Terror geschoben, dass ich nicht mehr will und dass wenn sie so weiter machen, dass ich alle umbringe. Ich habe schon viele Mordfantasien gehabt. Nun gut, die KLassenlehrerin hat mit den Schülern gesprochen und sie haben aufgehört. Aber ich wusste ganz genau, dass sie hinter meinem Rücken weiter redeten. Ich bin sitzen geblieben und im Jahr darauf wurde ich mal wieder nicht akzeptiert und war schlecht. Ich verstehe nicht einmal, warum das so war. Bin ich etwa hässlich? Liegt es einfach daran, dass ich ein bisschen anders bin, als viele andere? Ich habe es nie verstanden! Ich bin doch kein schlechter Mensch! Ich liebe Tiere, ich liebe Kinder, ich kümmere mich um beides gut, wenn ich den Job dazu habe, ich bin gegen Gewalt und Mobbing, ich verstehe einfach nichts!
Eines Tages hatte ich einen Freund, den ich über alles liebte und mit dem ich auch das erste mal geschlafen habe. Die Zeit mit ihm war schön, doch er hat mich mit einer Freundin betrogen und machte 1 Woche darauf schluss. Ich rannte ihm lange hinterher, doch vergebens. Ich akzeptierte irgendwann, dass es aus war.
Irgendwann bin ich mal mit in eine Hütte gegangen. Damals war ich da 15 Jahre alt. Seit genau diesem Tag an, habe ich wirklich fast jedes Wochenende nur noch gesoffen und ohne Ende geraucht. Ich habe leider auch viele Fehler gemacht. Ich habe mit einem geschlafen, obwohl er eine Freundin hatte. Nun gut, ich gebe offen und ehrlich zu, ich habe nicht einmal angefangen, er wollte es, aber ich hätte nein sagen sollen! Dann habe ich mich in diesen kerl verliebt und es gab imemr und imemr Stress.
Ich war immer nur besoffen, ich war am Kotzen und es war mir sehr peinlich, trotzdem hörte ich nicht auf zu saufen.
Ich habe mal mit einem anderen von dort geschlafen, in den ich aber vorher verliebt war, aber er liebte mich nicht und es kamen wieder mal Gerüchte zustande.
Ich nahm auch mal Drogen, aber ich war zum Glück nicht extrem abhängig.
Ich wurde immer älter und zum Glück aber auch reifer, ich schränkte mein Besäufnis ziemlich ein. Doch zu Hause hatte ich immer mehr Stress. Meine Mutter war verzweifelt, warum ich immer so viel trank. Ich gab meinen Eltern die Schuld, doch erst viel später dachte ich nach, war es wirklich wegen ihnen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich über meine Probleme und meine Vergangenheit erst mit 16 Jahren reden konnte.
Die Zeiten änderten sich sehr, es wurde besser. Sogar zu Hause ist es heute viel besser, mein Vater ist schon länger kein Alkoholiker mehr und mit meiner Mutter verstehe ich mich sehr gut. Das mit dem Trinken ist leider nicht ganz weg, ich trinke immernoch jedes Wochenende, doch ich beherrsche mich mehr. Entweder ich vertrage mehr, oder ich habe endlich aufgehört zuviel zu trinken.
Aber leider stimmt trotzdem was nicht mit mir.
Ich habe heute Stress mit einem Lehrer gehabt und bin immernoch sehr sauer. Doch als ich über diesen Lehrer nachdenken musste, musste ich über anderes nachdenken, die anderen Lehrern und dass ich keine Lust mehr habe wegen ihrer unfairen Benotung. Das mi der unfairen Benotung stimmt aber! Man muss schleimen, um da eine gute Note zu bekommen, aber ich hasse schleimen.
Ich dachte über das nach, und dann dachte ich auf einmal darüber nach, wie ungerecht und scheiße die Menschheit ist und auf einmal kam wirklich alles auf einmal hoch. Ich musste einfachso weinen. Ich weiß wirklich nicht, warum. Ich musste darüber nachdenken, wie es bei mir früher war und heute. Ich hatte auf einmal Selbsthass. Ich hasste mich und um ehrlich zu sein hasse ich mich immernoch! Ich bin nur eines der blöden Menschen. Ich mache Fehler, jedoch immer die, womit ich andere Menschen verletze und lernen daraus kann ich nicht. Ich glaube an Gott und möchte in den Himmel, jedoch kann ich das nciht, weil ich mich und die Menschheit einfach nur hasse! Ich habe so viele Fehler getan! es gibt so viel Leid auf der Welt und ich tu NICHTS dagegen, obwohl mich das sehr interessiert! ICh traue mich nicht zu spenden, da ich immer denke, dass das Geld für die Menschen oder Tiere, denen es schlecht geht, wo anders hingeht! Weil die Menschen eben so egoistisch und scheiße sind! es gibt nur wenige von ihnen, die gut sind.
Und immer, wenn jemand irgendwas falsch macht, also etwas, was mich so wütend macht, habe ich hass im Herzen. Ich habe sogar Mordfantasien! Ich wünsche der Person den Tod oder sonst was!
Das ist doch nicht normal!
ICh weiß einfach nicht weiter ich bin so verwirrt!
Ich wollte mich schon oft ritzen, aber ich habe angst, dass es jemand sieht und dann - wie zurzeit so viele meinen - die Menschen sagen \"Oh mein Gott ey die will aber total Aufmerksamkeit\" oder \"Emo ey geh sterben!\" und alles! Deswegen lass ich es! Ich wollte mir psycholigische Hilfe holen, aber mit welchem Geld? Jemand hat gesagt, dass man zahlen muss und ich habe keinen Cent! Meine Mama schreit mich nur an, wenn ich ihr sage, dass ich hilfe brauche. Sie meint, ich wolle bestimmt nur aufmerksamkeit und dass die Welt wegen mir stehen bleibt. Vielleicht ist das auch so! Ist das so? Ich weiß es einfach nicht! Meine Freunde habe ich auch schon erzählt, wie es mir ergeht aber sie sagen immer, sie verstehen mich nicht!
Ich habe auch mal Tabletten geschluckt, ich wollte mich einmal selsbt umbringen und die Nebenwirklungen waren nicht schön! Ich habe das schon öfters gemacht. Aber warum? Ich weiß nicht einmal das!
Ich weiß einfach garnichts mehr, ich brauche wirklich eure Hilfe!
Ich möchte doch auch nur ein schönes Leben haben ohne Verwirrung!
Ich möchte mal einen Tag nicht grundlos weinen müssen!
Ich möchte mich auch einmal nur kurz irgendwie lieben!
Ich weiß wirklich nciht weiter jetzt!
Bitte Bitte, KK-Team! Helft mir!
Ich hoffe ihr seit nicht verwirrt und ich hoffe sehr, dass ich eine Antwort bekomme!
Soll ich mir psychologische Hilfe wirklich gönnen?
Oder liegt einfach alles nur an mir und ich bilde mir alles ein?
:(
Ich bin verwirrt!

Jessica Anwort von Jessica

Hallo Katie,

ich danke Dir für Deine Offenheit und den Mut, Dich an uns zu wenden. Deine Zeilen haben mich so sehr angesprochen, dass ich weinen musste. Wenn es so etwas gibt, wie Seelenverwandtschaft dann habe ich gerade eine weitere Seelenverwandte gefunden.

Ich bin zwar heute schon 30 Jahre alt, aber ich hätte diese Zeilen mit 17 Jahren schreiben können und es hätte 1:1 auf mich zugestimmt. Ich denke deshalb, dass ich Dir bestimmt ein wenig weiterhelfen kann. Nur ist es schwierig in einer E-Mail, aber ich werde es dennoch versuchen.

Zuerst möchte ich Dir sagen, dass Du ein Mensch bist, die das Herz an der richtigen Stelle trägt. Du bist stark und mutig und Du gehst tapfer Deinen Weg. Ich denke auch, dass Du genau der liebenswerte Mensch bist, für den Du Dich hälst ? was Dich verwirrt, ist die geprägte Seite an Dir (durch die Gewalt und Erfahrungen in Deinem Elternhaus). Diese Seite drängt sich ? wenn sie nicht verarbeitet wird, oft nach außen und spiegelt sich wieder in Ausdruck, Stimmung und Hassgefühle.

Oftmals wird man durch solch ein Elternhaus gestärkt (zumindest glaubt man, dass es eine Form der Stärke ist, denn man lernt mit der Zeit es weitestgehend zu akzeptieren und damit umzugehen), aber tief drinnen auf der unbewussten Seite kochen diese aufgestauten Gefühle und das wirkt sich auf Dein gesamtes Wohlbefinden aus.

Wenn Du das Bedürfnis hast zu einem Psychologen zu gehen, dann tue das. Denn von Deinem Hausarzt hast Du die Möglichkeit Dich zu einem Therapeuten überweisen zu lassen und es wird alles von der Krankenkasse bezahlt. Du bekommst im ersten Anhang gewisse Anzahl von Stunden verschrieben, wenn das nicht ausreicht, kann es verlängert werden. Er kann Dich zumindest auf diesem Weg begleiten, Dir einsichten verschaffen und verstehen geben, was in Dir vorgeht. Aber es erfordert auch einige Arbeit an sich selbst, die Erfahrungen die einen geprägt haben, wieder ?umzuprogrammieren?.

Die Erfahrungen und Gefühle, die in solch einer Zeit entstehen können wie Hilflosigkeit, mangelnde positive Aufmerksamkeit der Eltern, selten glückliche Momente, etc bewirken, dass Du eine negative Ausrichtung auf das Leben und die Menschen bekommst. Deshalb erkennst Du auch so viele negative Situationen, siehst so viele negative Dinge in Menschen und Medien, etc. Dies ist ein ganz natürlicher Verlauf einer solchen Erfahrung. Es gilt deshalb wieder die positive Seite zu programmieren. Die negativen Gedanken zu verwerfen und in jedem und alles das positive zu suchen, nach einer Weile wirst Du sicherlich beides erkennen und noch einige Zeit später, wirst Du auf die negativen Dinge nicht mehr ausgerichtet sein, sondern nur noch auf die positiven und schönen Dinge. Es erfordert allerdings viel Geduld mit sich selbst, denn so viele Jahre lassen sich nicht einfach wegwischen.

Außerdem wird es Dir sicherlich helfen, Dich genauso zu betrachten. Das was Du als negativ an Dir empfindest, wird sich sicherlich eines Tages als Stärke erweisen. Aber in erster Linie ist es wichtig, dass Du für Dich weißt, dass Du ein toller Mensch bist ? denn das bist Du wirklich. Ich weiß nicht, ob Du Dir über Deine Talente oder Fähigkeiten bewusst bist, aber jeder hat sie und es ist eine spannende Zeit sich auf die Suche zu begeben und dies herauszufinden ? lasse nichts unversucht und richte Dich nach allem aus, was Dich interessiert.

Es ist wichtig für Dich, dass Du versuchst Dir glückliche Erfolge und Momente zu schaffen, d. H. Immer wieder kleine und größere Hürden zu überwinden, denn das vermittelt ein Gefühl stolz auf sich zu sein und stärkt das Selbstwertgefühl.
Es ist wichtig, dass man sich bewusst wird, dass kein Mensch dieser Welt einem dieses Gefühl geben kann, außer man selbst. Man kann durch einen Menschen zwar kurzzeitig glücklich sein, aber wenn er nicht mehr da ist, wäre es weg und man wäre wieder unglücklich oder sogar noch unglücklicher und in seinem Selbstwertgefühl gekränkt. Deshalb ist es umso wichtiger für sich selbst glücklich sein zu können und die Partnerschaft als eine bereichernde Ergänzung zu betrachten. Denn wenn man mit sich selbst glücklich ist, weiß und fühlt wer man ist mit all seinen Fähigkeiten und Talente, aber auch die vermeintlich negativen Seiten, dann stört es einem nicht mehr was andere über einen denken ?
Du kennst sicherlich das Gefühl, dass wenn Du von etwas überzeugt warst, da konnten sicherlich zig Menschen vor Dir stehen und das Gegenteil behaupten, aber das hat Dich weder beeindruckt noch Deine Meinung geändert. Ähnlich ist es mit dem Selbstwertgefühl ? wenn Du Dir Deiner Selbst sicher bist, dann könnten Menschen vor Dir stehen und behaupten Du machst oder sagst etwas falsches, aber es stört Dich nicht und Du stehst fest zu Dir selbst.

Ich denke auch, dass es für Dich ganz hilfreich wäre, wenn Du Dir persönliche Grenzen setzt. Wenn Du keine Gewalt magst, dann entferne Dich davon, wenn ein Junge zuviel von Dir möchte und Du noch nicht bereit bist, dann sag ihm NEIN ohne Angst vor Verluste. Wenn er Dich und Deinen Willen respektiert ? dann scheint es eine vielversprechende Sache, wenn er sich abwendet, dann war er es eh nicht wert.

Mit jedem ?Nein? das Du nicht aussprichst schwächst Du Dein Selbstwertgefühl auf Dauer, aber jede aus- bzw. angesprochene Grenzüberschreitung, lässt Dich innerlich wie äußerlich wachsen. Man fühlt sich gut und stark und Menschen sehen das und reagieren darauf.

Es freut mich zu hören, dass sich die Situation Zuhause gebessert hat. Deshalb werde ich auf diese nicht näher eingehen. Sollte es aber wieder zu solchen Situationen kommen, dann kannst Du uns gerne schreiben und wir oder ich, werden Dir helfen. Gewalt und Hass liegen nun in Deiner Vergangenheit und sollten dort auch verbleiben.

Ich hoffe, dass meine Zeilen Dir etwas weiterhelfen konnten. Ich weiß wie es ist und ich weiß welche Auswirkungen das auf ein Leben haben kann. Umso früher man damit beginnt dies zu erkennen und wieder zu ?korrigieren?, umso kürzer ist der Weg zurück zum glücklichen Leben.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Liebe, weiterhin viel Mut und Stärke und weiß, das Du es schaffen wirst mit Hilfe von Gott und den Engeln, die über Dich wachen :-)

Alles Liebe,

Jessica