Problem von Anni - 47 Jahre

Zerplatzter Traum

Liebes Kummerkasten Team, sitze hier vor dem PC und weiß garnicht wo ich anfangen soll. Ich soll das Problem ausführlich u. verständlich aufschreiben, das würde aber sämtliche Dimensionen sprengen, aber ich will versuchen mich kurz zu fassen.
Vor 13 J. habe ich meinen jetzigen Partner kennengelernt. Ich selber war damals in einer schwierigen Lage, meine Ehe ein Scherbenhaufen und mich drückten eine Menge Schulden u. mit meinem Arbeitgeber stand ich auch auf Kriegsfuß. Aber durch seinen Rückhalt konnten wir alle Probleme meistern. Meine Ehe wurde geschieden, ich bekam einen neuen Job und mein Schuldenberg wurde von Monat zu Monat kleiner. Dann kam unser Neuanfang. Heute kann ich sagen uns geht es gut. Wir haben keine finaniellen Sorgen,eine schöne Wohnung, zwei Autos, ein Schiff und beide einen festen Arbeitsplatz. Es könnte wie eine sechser im Lotto sein. Jetzt werden sicher einige denken ja mein Gott was wollen die denn noch? Leben, ganz einfach teilhaben am Leben.
Mein Mann hat seit 5 J. Depressionen. Er ist ein Familienmensch der stehts an alle dachte. An seine Mutter, an seine Schwester u. Bruder. Mutter u. Schwester sind die dominanten Personen in der Familie, beide haben es immer gut verstanden ihren Stempel meinem Mann aufzudrücken. Wenn nicht drei bis viermal die Woche bei Mama angerufen wurde, gab es schon Stress, wenn man ihr wiedersprach bekam sie eine ihrer berühmten Herzanfälle. Es wurde manchmal ein regelrechter psychoterror ausgeübt. Mein Mann hat des lieben friedenswillen meistens klein beigegeben, nach dem Motto , Mutter ist alt wer weiß wie lang sie noch lebt. Ich habe meinen Mann kennengelern da war er 40J. alt und Junggeselle. Ich habe mich damals schon gewundert, warum ein gutausehender Mann in dem Alter keine eigene Familie hat. Da er an einer schlimmen Hautkrankheit leidet, dachte ich an anfang es liegt vieleicht daran. Heute weiß ich es ist die Familie gewesen die ihn beeinflußt hat.
Keine Frau war angeblich gut genu, oder besser gesagt passten nicht in das Bild dieser beiden Frauen. Die Frau seines Bruders machte diesen Familien- stress schon seit Jahrzehnten mit. Bruder u. Schwägerin wohnen aber weit weg vom Schuß und haben sich ihr eigenes Leben aufgebaut. Der Bruder kam seine Mutter nur alleine Besuchen. Weil seine Frau nicht gerne gesehen war.
Obwohl nie ein böses Wort über diese Frau gesprochen wurde. Auch ich hatte mit Mutter und Schwester keine Probleme, wir waren zwar nicht gerade ein Herz u. eine Seele, aber das muß ja auch nicht sein. Nur wenn mein Mann mal alleine seine Mutter besuchte, gab es jedesmal anschließend Stress bei uns zu Hause. Heute weiß ich, das seine Mutter ihn jedesmal beeinflusste ich sei nicht die Richtige für ihn. Alles was, wie und warum er etwas machte war in ihren Augen falsch. Nur diese Überschwester machte alles richtig. Er wurde immer verglichen mit seiner Schwester und schnitt dabei immer schlecht ab. Dann kam der große Bruch.Das ist jetzt 5 Jahre her. Mutter stellte meinem Mann vor die Wahl entweder die Familie oder ich. Er hat sich für mich entschieden. Ich persönlich habe von dieser Frau nie ein böses Wort gehört, das was man mir vorwirft weiß ich nur über dritte. Es bestand auch keine Möglichkeit darüber zu reden, denn für seine Familie war ich von Grund auf schlecht. Die einzigste Person die Einfluß auf die Mutter nehmen konnte, also seine Schwester warf mir plötzlich vor ich passe nicht in diese Familie, nur warum nicht das wurde nicht gesagt. Der entfernt wohnend Bruder hielt sich aus allem raus weil er ja selbst genug Stress hatte, doch irgenwann haben wir erfahren das sich das Verhältniss zwischen Bruder , Schwägerin u. Mutter gebessert hat . Auf einmal herschte dort wieder Friede Freude Eierkuchen. Die Aussage des Bruders er wolle sich da nicht einmischen weil er die neue Familienidylle nicht kaputt machen wolle. Mein Mann hat alles verloren seine Familie u. auch seinen Freundeskreis, denn der scharrte sich auch um seine Schwester und so blieben zum Schluß nur wir beide übrig.
Um meinen Mann etwas von diesem Stress abzulenken habe ich ihn überredet ein Schiff zu kaufen, das war immer unser gemeinsamer Traum gewesen. Jetzt haben wir seit 3 Jahren ein Schiff 10 x 3 m und es ist für meinen Mann zu einem Albtraum geworden. Ich habe damals Himmel u. Hölle in bewegung gesetzt damit wir dieses Schiff bekommen, denn er sagte damals dieses Schiff oder keins. Es hat viel Zeit, Nerven und Geld gekostet bis es uns gehörte.
Ich war die treibende Kraft gewesen. Auch versuche ich einen neuen Freundeskreis aufzubauen, aber er will nicht. Er will keine neuen Leute kennenlernen, geschweige denn sich dehnen öffnen u. mitteilen. Wir gehen auf keine Feier, wenn doch gehe ich meist alleine, er will nicht zu unserm Schiff weil er dort Beklemmungsgefühle bekommt, wir geben keine Feste mehr weil er das nicht will. Vor ein paar Wochen ist seine Mutter gestorben und ich dachte Gott sei Dank, jetzt kann es ja nur besser werden, doch weit gefehlt, es wurde noch schlimmer. Es kam natürlich zu keiner Aussprache vor dem Tot der Mutter
sondern sie nahm ihren Haß gegenüber mir mit in ihr Grab. Ich habe soviel Selbstbewustsein das ich gut damit leben kann, aber er nicht. Wir sind lebendig begraben und kommen aus diesem Loch einfach nicht herraus. Er rennt von einem Arzt zum andern u. es kommt unterm Strich nichts gescheites dabei herraus. Alle sagen ihm er soll endlich loslassen und sich von seiner Familie lösen nur wie das sagt ihm keiner. Wir haben Tage u. Nächte geredet geheult, uns angeschrien nur aus diesem Sog kommen wir einfach nicht herraus. Ich kann u. will so nicht mehr weiterleben, weil das kein Leben ist. Nur ihn allein lassen in dieser Lage will ich ihn auch nicht, da würde ich mir wie ein Schwein vorkommen. Z.Zt. bin ich krank geschrieben weil ich Herzprobleme habe die laut meinem Arzt keine organischen Ursachen haben, ich will es mal Glauben, oder besser gesagt ich weiß das er Recht hat. Ich habe eigendlich immer irgendwie einen Weg gefunden aus schwierigen Situationen herraus zu finden, nur jetzt stehe ich in einem Labyrint ich kann hinlaufen wo ich will der Weg endet immer vor einer Mauer. Er will das Schiff wieder verkaufen, ich will es mit aller Macht behalten. Er will keine neuen Freunde ich brauche neue Freunde. Wie soll ich mich verhalten. Der nächst Arztbesucht für ihn ist am Donnerstag und meine ganze Hoffnung liegt darin. Es würde mich freuen wie Sie als Außenstehende diese Situation beurteilen. Vielen Dank das ich mich mitteilen dürfte und warte gespannt auf ihre Antwort.
Viele Grüße Anni

Anwort von Sabine

Hallo Anni!

Du schreibst zwar sehr konsequent in Deiner Mail, was Du willst und nicht, aber dennoch finde ich viel Unsicherheit zwischen den Zeilen. So wie: ja, nein, oder doch nicht?
Seine Mutter ist vor Jahren gestorben und Du schreibst, dass ihr aus dem Sog nicht wieder herauskommt. Welcher Sog? Was verbindet ihn noch zu seiner Mutter, die jetzt keinen Einfluss mehr haben kann? Etwas, was ich nicht ganz nachvollziehen kann in Deiner Mail. Was Deinen Mann noch geanu bedrück.
Ich habe verstanden, dass er sich zurückgezogen hat und nichts in seinem Leben ändern möchte. Er hat sich jetzt in seine Welt zurückgezogen und will so leben, wie es klingt, aber es scheint eurer Beziehung nicht gut zu tun. Was genau erwartest Du denn von ihm? Du versuchst ihn in eine Richtung zu lenken, die er nicht mag. Warum? Warum willst Du ihn verändern, warum willst Du an seinem Leben drehen? Er hat auch Vorstellungen in seinem Leben und er hat sich was in den Kopf gesetzt, genau wie Du und ich denke, dass daher diese Kämpfe kommen. Du so und er so. Keiner mag sich irgendwo dem anderen anpassen. Du schreibst zwar, dass Du hier und da akzeptiert hast, aber im großen und ganzen klingt es doch so in Deiner Mail, als hättest Du ein wenig die Zügel in der Hand in eurer Ehe. Entschuldige meine Direktheit, aber für mich klang es so. Es gab damals immer Streit, wenn er von seiner Mutter wieder kam, die Du nicht mochtest. Es gab Streit, wenn er seine Lebensrichtung einschlägt und es gab Streit um das Schiff. Kaufen, Verkauf.
Jeder hat seine Vorstellungen im Leben und in einer Beziehung sollte man versuchen eine Mitte zu finden. Jeder wird dem anderen irgendwo immer entgegenkomen müssen. Ich will nicht bestreiten, dass ihr es auf die Reihe bekommt, aber jedesmal mit Pauken und Trompeten.
Du scheinst eine Frau zu sein, die genau weiß, was sie im Leben will. Dein Mann wird auch seine Vorstellungen haben und jedesmal knallt es, wenn eure Vorstellungen aufeinander treffen. Es ist wichtig sich zu akzeptieren und auch mal Dinge hinzunehmen, die nicht so gerade auf die eigene Schiene passen. Die Mitte finden und das Beste daraus zu machen. Du beschreibst zwar die ganze Zeit, dass seine Familie wahnsinnigen Einfluss auf ihn hatte, aber ich glaube, dass Du auch versucht hast oder veresuchst Einfluss auf ihn zu nehmen. Beispiel : Freunde und Ausgehen und Clique. Es ist nur eine Vermutung, aber für mich klingt es so in Deiner Mail. Wenn es so ist, dann lass locker. Dann versuche ihn zu betrachten und zu nehmen, wie er ist. Lass ihn atmen und atme Du auch durch. Ihr solltet glücklich sein in eurer Beziehung und euch nicht so unter Druck setzen lassen.
Warum rennt Dein Mann von Artz zu Arzt? Ist er so verunsichert? Wer ist auf die Idee gekommen? Ist es wegen der Depressionen oder noch viel mehr? Die Depressionen haben eine Ursache und das wollen die Ärzte heausfinden. Man kann Depressionen in den Griff bekommen und Dein Mann bekommt fachliche Hilfe, wie Du es beschreibst, aber dennoch ist sein eigener Wille es zu schaffen, sehr sehr wichtig. Sein Wille und nicht Dein Wille. Er sollte entscheiden, was ihm gut tut und Du auch.
Du schreibst, dass Du so nicht leben kannst und willst. Du hast ihn aber so kennengelernt. Einen Menschen kann man nicht ändern, aber das Leben kann sich ändern. Du sagst, Du weißt heute, warum er noch Singel war mit 40. Ich glaube schon, dass Dein Partner einen starken Partner an seiner Seite braucht, aber nicht einen, der ihn in eine Richtung schubst, sondern einer, der ihn auch leben lässt und gemeinsam mit ihm den Weg läuft. Stark, aber gemeinsam.
Ich stelle es mir bildlich so vor. Ihr sitzt auf einer Kutsche und sitzt beide vorne an den Zügeln. Normalerweise sollte jeder einen Zügel halten. Einer link, einer rechts. Es geht gerade aus. Damit die Pferde wissen, wo sie hinsollen, solltet ihr euch unterhalten und euch einig sein wo es hingeht und wann ihr an den Zügeln zieht. Nach links oder rechts. Nach vorne in die Zukunft geht es sowieso. Eure Pferde bleiben jedoch im Moment stehen. Warum? Dein Partner scheint im Moment seine Zügelseite aufs Knie gelegt zu haben und überlegt. Du willt aber Gas geben und gibst nur auf Deiner Seite den Pferden das Kommando. Logischerweise dreht sich die Kutschfahrt im Kreis, denn es läuft nur ein Pferd. Nimm Deinem Partner nicht den Zügel aus der Hand damit es weitergeht, sondern lege ihm seinen Zügel wieder zurück in seine Hand und lass ihn spüren, dass Du auch seine Hilfe brauchst, damit die Fahrt in eure Zukunft weitergehen kann. Lass ihn spüren, dass Du seine Hilfe brauchst, wenn Du ihn wirklich liebst. Es geht nach vorne und nicht zurück. Gestern war und kommt nicht wieder. Eure Zeit liegt vor euch.



Lieben Gruß