Problem von Anonym - 43 Jahre

Weiß nicht mehr weiter

Hallo! Ich habe Zwillinge (14) und lebe mit deren Vater in einer Beziehung. Ich habe in unserem Haushalt keinerlei Unterstützung, weder von meinem Freund noch von den Kindern. Ich kann reden was ich will, keiner hilft mir, die Arbeit die ich mache ist ja selbstverständlich, wird von keinem respektiert. Ich helfe bei uns im Weinbau mit, wir haben noch einen kleinen Einzelhandel, bei dem ich auch eingespannt bin. Ich kann nicht mehr ich sein, muss immer irgendwie funktionieren. Meine "Schwiegermutter" , wir leben in einem Haus, ist auch nur dann freundlich, wenn sie was will, ansonsten mache ich dann alles wieder falsch.
Meine Kinder streiten immer nur, haben ein gemeinsames Zimmer. Die "Oma" hat ein Zimmer, das leersteht, gibt es aber nicht für das Enkelkind ab. Sie hätte mit ihren Geschwistern auch in einem Zimmer geschlafen und das wäre auch gegangen. (Vor 60 Jahren) Es haben schon viele Leute mit der Schwiegermutter gesprochen, dass die Kinder getrennt werden MÜSSEN, aber sie stur. Dabei wäre es soooo wichtig. Wenigstens diesen Punkt könnte man entschärfen und es würde ein bischen Ruhe einkehren.
Ich bin schier am verzweifeln, weil bei uns die Situation zu eskalieren droht. Mein Freund ist sehr fleißig und hat auch sehr viel Arbeit, ist nicht nur Abends da, bekommt auch nicht sehr viel mit. Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich die ganze Situation wieder hinbiegen kann, damit ich unsere Familie retten kann. Ich habe schon an Auszug gedacht, möchte aber auch meinen Freund nicht verlassen. Ich bin hin und hergerissen, was kann ich nur tun? Alle Gespräche haben bisher nichts genützt.

Stefan Anwort von Stefan

Liebe Ratsuchende,
ich freue mich, dass du dich mit deinem Problem an uns gewandt hast! Ich kann verstehen, dass dich die derzeitige Situation sehr belastet.

Ich habe mir erlaubt, deine Problemstellung in Einzelprobleme zu fassen und werde auf diese der Reihe nach antworten:

1. Problem: keinerlei Unterstützung im Haushalt
Es ist immer schlimm, wenn alles für die anderen zur Selbstverständlichkeit wird. Deine Familie wird deine einzelnen Tätigkeiten sicher nicht mal mehr wahrnehmen. "Es ist halt immer so." Doch umso verständlicher ist es, dass du unter der fehlenden Wertschätzung zusammenbrichst (Sänger, die nie Applaus bekommen, werden auch nicht mehr lange singen.)

Zur Bearbeitung dieses Problems möchte ich dir gern zwei Varianten aufzeigen:
a) "Füße-hoch-Methode": Klingt komisch, kann aber sehr hilfreich sein. Es klingt anfangs vielleicht schlimmer als es ist, aber du machst "einfach" nicht mehr das, was du sonst immer ~selbstverständlich~ getan hast (Müllrausbringen, Abwasch, Fegen, Wischen usw.). Natürlich vertraue ich da ganz auf deinen gesunden Menschenverstand, dass du selbst entscheiden kannst, was WIRKLICH getan werden MUSS, damit nichts/niemand dabei zu schaden kommt (zum Beispiel Essen sollte durchaus vorhanden sein). Bei diesem Verfahren musst du allerdings in Kauf nehmen, dass du es nach einer gewissen Zeit wohl wieder aufarbeiten musst (schätze daher vorher die Möglichkeit der Umsetzung ein). Was soll das Ganze bringen? Die Methode soll deinen Familienmitgliedern zeigen, was doch alles an dir hängen bleibt. Das wird ihnen sicherlich nicht sofort in diesem Zusammenhang auffallen, es kommt vielleicht eher zu einem "Warum ist der Mülleimer übervoll?". Das ist jedoch genau der Punkt, an dem du dann ansetzen kannst: die Familienmitglieder sind sensibler dafür geworden, welche Dinge einfach von dir Abhängen. Sag ihnen vielleicht in der Runde (je nach eigener Einschätzung mit oder ohne Oma) das du einfach am zerbrechen unter der fehlenden Unterstützung bist und nicht mehr kannst. Deine Kinder sind alt genug um damit klar zu kommen, dass auch die eigene Mutter mal ein kraftmäßiges Ende hat.

b) Planung ist (fast) alles!
Diese Variante eignet sich einzeln, genauso wie gekoppelt mit der A-Variante. Die Super-Nanny macht es uns vor (hat es jedoch noch längst nicht erfunden): der Tages-/Wochen-/Monatsplan! Halte auf einem Planer (vielleicht auch der Küchenkalender) die Einteilung der verschiedenen "Haushaltsdienste" für die einzelnen Familienmitglieder fest. Zum Beispiel kann Kind A. in dieser Woche für den Mülldienst zuständig sein, Kind B. für den Abwasch (bzw. Geschirrspühlerdienst) in der Folgewoche wäre dann Dienstwechsel. Achte dabei natürlich darauf, dass die Aufgaben altersangemessene Tätigkeiten sind, aber das hast du als Mutter sicher inne :-). Je nach dem wie sich deine Kinder verhalten, kannst du das ganze auch noch mit Minuspunkten ergänzen: ausgelassene Aufgabe, gibt einen Minuspunkt. Drei Minuspunkte würden zum Beispiel einen Tag ohne PC bedeuten (das müsstest du natürlich an die Interessen deiner Kinder anpassen). Jeh nach eigener Einschätzung kannst du die ganze Familie in diesem Planer festhalten. Alles was du "zu tun hast", die Kinder, die Oma (z.B. Bügeln?) und dein Mann. So siehst vielleicht auch jeder, dass die einzelne Person gar nicht soooo viel zu tun hat.

Problem 2. Die psychische Belastung
Ich kenne es aus der eigenen Familie, dass Mutter und deren Schwiegermutter irgendwie "einfach nicht zusammen passen" (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Meine Mutter lag damals ebenso mit meiner Großmutter im Krieg (natürlich ohne offenkundige Kriegserklärung!). Ich befürchte (vielleicht auch aus der eigenen Erfahrung heraus), dass dieses Problem mehr oder weniger dein Hauptproblem ist (?).

Natürlich kann (leider) keiner deine Schwiegermutter verändern, daher muss man lernen, mit ihr umzugehen. Die Einstellung "Wer es anders macht als ich, macht es falsch" kenne ich auch von meiner eigenen Großmutter (jedoch war sie so nur zu meiner Mutter).
Hinzu kommt dann vielleicht noch das Problem, dass dein Mann mehr oder weniger zwischen den Fronten steht, es wird auch für ihn nicht einfach sein. Daher solltest du für Dich eine Möglichkeit suchen, mit der Belastung umzugehen. Gespräche mit Freunden (nicht nur über dieses Thema), Auszeiten, usw.

Es mag nun etwas kindisch für dich klingen wenn ich hier schreibe, dass auch das Führen eines Frust-/Tagebuches helfen kann. Ich hoffe dabei einfach mal auf eine Offenheit :-). (Hier mal ein Verweis auf die Führung eines Gefühlstagebuchs - der Grund warum man es führt ist total nebensächlich: http://mein-kummerkasten.de/241966/Ich-esse-wenn-ich-traurig-bin.html ) Je nach Belastung würde dir eventuell auch ein Gespräch mit einem Therapeuten helfen!

Da dein Mann wohl, wie du schreibst, wenig von den Problemen mitbekommt, solltest du ruhig offen mit ihm darüber sprechen. Drücke dabei ruhig aus, wie sehr dich das ganze belastet.

Ich denke, dass du Möglichkeiten findest, mit deinen Problemen in der Familie umzugehen. Ich finde es wirklich erstaunlich, wie sehr du kämpfst, obwohl du derzeit wohl wenig zurückbekommst!

Ich hoffe dir mit meiner Antwort etwas helfen zu können! Sollte das nicht der Fall sein oder du andere Probleme haben, kannst du dich natürlich gern erneut an uns wenden!

Alles Gute,
Stefan F.