Problem von Nina - 29 Jahre

Angst vor dem Tod

Hallo liebes Kummerkastenteam,
ich habe einen 15 Monate alten Sohn und erkenne mich seitdem nicht mehr wieder.Ich mache mir ständig Gedanken um den Tod, habe panische Angst,dass meinem Kind etwas grauenvolles zustoßen könnte.Ich bin an manchen Tagen so nervös und unruhig,dass ich mir die Lippen aufbeisse.Nun weiß man ja, dass man sich viele Sorgen macht sobald man Mutter ist....aber diese panischen Momente sind einfach nicht zu ertragen.Oft liege ich im Bett und mir geht ein tragischer Unfall durch den Kopf,bei dem ich mein Kind in den schlimmsten Bildern sehe die man sich nur vorstellen kann.Ich denke darüber nach was wohl ist wenn ich tot bin...für immer NICHTS??Das macht mir alles solch eine Angst,ich muss direkt anfangen zu weinen und Frage mich,warum ich überhaupt an solche Sachen denke und nicht einfach an etwas Schönes....
Denken Sie ich sollte mir Hilfe holen?Wieso denke ich grauenhafte Bilder wie zum Bsp: ein Kind steckt meinen Sohn in eine Teigmaschine(wir haben eine Bäckerei) und es stellt die Maschine an....den Rest kann ich nicht in Worte fassen.Oder: ich sehe wie mein Kleiner von einem Laster überfahren wird und seine riesigen Reifen über sein Köpfchen rollen....das ist doch krank oder????
Bitte antworten Sie bald,ich traue mich schon kaum noch raus,aus Angst mein Sohn oder ich könnte sterben.
Lieben Dank
Nina

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Liebe Nina,

diese Ängste, die du beschreibst kenne ich auch. Phasenweise war ich regelrecht panisch, wenn mein Freund das Haus verlassen hat (um kurz was einzujkaufen z.B.), weil ich in dem Augenblick felsenfest davon überzeugt war, dass ich ihn nie wieder sehe. Oder ich lag nächtelang wach, weil ich ebenso fest davon überzeugt war, dass ich nie wieder die Augen auf mache, wenn ich einschlafe.

Am schlimmsten waren meine Ängste, wenn ich zu wenig geschlafen hatte. Man ist dann ja sowieso oft ein bisschen verwirrt, und dann sind eben auch die Grenzen zwischen Realität und Phantasie ein bisschen dünner.

Mit 15 Monaten hält dien Kleiner dich sicher noch gut auf Trab, und vielleicht bekommst du auch zu wenig Schlaf? Das wird kaum die Ursache deiner Ängste sein, aber vielleicht ist es ähnlich wie bei mir schlimmer bei Übermüdung (oder plötzlichem aus-dem-Schlaf-gerissen-werden) und du kannst da schon mal ansetzen und was tun.
Beobachte dich bitte mal genau und finde mehr über deine Ängste heraus, und wie und wann sie in deinem Alltag auftreten.

Bei mir rührten diese Ängste vor Allem daher, dass ich in früher
Kindheit mehrfach von engen Bezugspersonen einfach verlassen wurde.
Heute geht es mir besser, allerdings war das kein einfacher Weg.
Ich möchte dir dringend anraten, dir therapeutische Hilfe zu suchen. Am Besten siehst du dir verschiedene Therapeuten an, die auch in verschiedenen Feldern arbeiten (Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundiert), um für dich herauszuinden, was das richtige ist.
Dort kann man dir auch sagen, wie viele Schnupperstunden du nehmen kannst, bevor du über den Therapeuten bei deiner Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme einreichen musst.
Aus dem was du beschreibst und aus meiner eigenen Erfahrung glaube ich, dass es ganz wichtig für dich wäre selbst sicherer zu werden. (Und vielleicht auch selbstsicherer :) ). Wenn du Vertrauen in dich selbst finden kannst, dann wirst du bestimmt auch darauf vertrauen können, dass du deinen kleinen Sohn gut schützen kannst.

Wenn du nicht gleich einen Therapeuten mit Kassenzulassung findest (die haben oft lange Wartezeiten), dann wende dich an deinen Hausarzt. Eventuell ist mit einer Dringlichkeitsbescheinigung vom Hausarzt auch eine Kostenübernahme der Krankenkasse bei einem Therapeuten ohne Kassenzulassung möglich - die haben meiner Erfahrung nach oft kürzere bis keine Wartezeiten.
Gibt es Dinge, die du außerhalb des Alltagsgeschehens mit deinem Kleinen zusammen machst? Zum Beispiel Mutter-Kind-Turnen, Babychwimmen oder Spielgruppen? Ich glaube dass dir viele schöne, positive Erinnerungen die du gemeinsam mit deinem Kind sammelst auch helfen können..und sei es nur um dir immer bewusst zu halten, dass es da nicht nur deine Ängste und Albträume gibt.
Hast du Kontakt zu anderen Müttern? Falls nicht bieten die Aktivitäten, von denen ich geschrieben habe sicher gute Möglichkeiten. Ich glaube ein Austausch mit anderen Müttern mit Kindern im gleichen Alter würde dir gut tun. Vielleicht haben manche ähnliche Ängste, Tips wie du besser damit umgehen kannst...oder sie verschaffen dir "nur" ein wenig Boden unter den Füßen.
Ich will deine Sorgen und Ängste bestimmt nicht abwerten.
Aber eine weitere wichtige Erfahrung, die ich gemacht habe war, dass man etwas dagegen tun kann, von den Ängsten beherrscht zu werden, selbst wenn sie davon vielleicht nicht sofort verschwinden. Und mit je mehr "Realität" man sich konfrontiert, je aktiver man ist, desto kleiner ist der Platz, den die Schreckgespenster zur Verfügung haben.
Auch wenn es zuerst vielleicht ein bisschen Überwindung kostet, die wegzuschieben, und den Tag statt dessen mit positiven Erfahrungen zu füllen.

Nun schreibst du, du traust dich kaum noch aus dem Haus..
Liebe Nina, wenn du das Gefühl hast, dass dein Alltag so überschattet ist von deinen Ängsten, dass gar nichts mehr geht (keine Unternehmenungen, vielleicht nicht mal die Suche nach einem Therapeuten), dann würde ich dir dringend dazu raten eine Weile in eine Klinik zu gehen, wo man dir hilft mit deinen Ängsten klarzukommen.
Es gibt Kliniken, in die du auch dein Kind zu einer solchen Kur mitnehmen kannst. Bitte wende dich für mehr Informationen an deinen Hausarzt, die Krankenkasse oder einen der Therapeuten, die du aufsuchst.
Einen Therapeuten in deiner Nähe findest du hier: http://www.therapie.de/psychotherapie/

Abschließend will ich dir etwas mit auf den Weg geben.
Angst ist etwas Natürliches und sogar sehr Wichtiges. Wenn sie so außer Kontrolle gerät wie bei dir, dann bedeutet das, dass in dir irgendwas durcheinander gekommen ist. Aber ich bin sicher, das kann man mit genug Geduld, Liebe, und Hilfe von Menschen die Erfahrung mit sowas haben wieder ordnen.
Ich lese aus deinen Zeilen die tiefe Sorge um deinen Sohn heraus, und wie verzweifelt du schon bist, und hoffe ich schaffe es, dir etwas Mut zu machen.
Bitte überwinde dich und stelle dich dem Kampf gegen diese Schreckgespenster, die euer Leben so durcheinander bringen. Leicht wird es kaum, aber man kann das in den Griff kriegen, da bin ich mir sehr sicher - und je früher du damit anfängst, desto besser.

Ich wünsche dir und deinem Kleinen viel Mut und viel Kraft!
Alles Liebe,
Sarah L.