Problem von nicky - 20 Jahre

etwas, das ich nicht vergessen kann

hallo zusammen
ich habe fast ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil ich hier mein Problem schreibe, denn ich bin eigentlich der Meinung, dass es nichts schlimmes ist. Das es mich aber seit längerer Zeit beschäftigt, habe ich mich entschlossen, trotzdem zu schreiben.
Im letzten Herbst habe ich ein einwöchiges Praktikum als Lastwagenmechanikerin gemacht. Am zweiten Tag des Praktikums ist es dann geschehen.
Am Morgen, es war etwa halb sieben und noch dunkel, wollte ich vom Bahnhof zu der Praktikumsstelle gehen. Dazu musste ich einen Treppenabgang benützen, der in einem Industriegebiet liegt und sich dort deshalb nicht viele Menschen aufhalten. Vor dem Treppenabsatz befindet sich ein recht dichtes Gebüsch. Als ich n diesem Morgen an diesem Gebüsch vorbei gehen wollte, hörte ich plötzlich einRascheln und dann die Stimme eine Mannes: "Willst du nicht ein bisschen zu mir hinein kommen?" Ich war schrecklich erschrocken und sofort den Abgang hinuntergerannt und weiter Richtung Praktikumsstelle. Der man lief mir oberhalb von mir, auf einer Mauer nach und sagte etwas zu mir, was ich aber nicht mehr verstand. Dann blieb er plötzlich stehen. Ich lief noch ein Stück weiter und rief dann meine Mutter an, um sie zu fragen, was ich machen soll. Sie riet mir, die Polizei anzurufen, was ich dann auch tat. Der Polizist versprach mir am Telefon, einen Streifenwagen vorbei zu schicken und riet mir, zu meiner Praktikumsstelle zu gehen. Mittlerweile zitterte ich wie Espenlaub und weinte. Ich versuchte mich dann zu beruhigen und ging zu meiner Praktikumsstelle. Dort teilte ich der Person, die für mich verantwortlich war, mit was geschehen war und sagte ihm auch, dass die Polizei kommen würde. Er war sehr freundlich und hat sich auch mehrmals erkundigt, ob es mir gut gehe. Ich bejahte das, obwohl es eigentlich nicht stimmte. Ich hatte aber das Gefühl, dass er überfordert war und nicht so recht wusste, was er tun sollte. Deshalb versuchte ich einfach so gut es ging ruhig zu bleiben. Nach und nach kamen die anderen Mitarbeiter zur Arbeit ( leider arbeiten dort in der Werkstatt nur Männer). Als dann das Polizeiauto vorfuhr, fingen sie an Witze zu machen, was ich ihnen nicht übel nehme, weil sie wohl wirklich nicht wussten, wie sie reagieren sollten. Ich wüsste es ja auch nicht. Dann fragte mich eine Polizistin, was genau geschehen sei und ihr Kollege ging mit seinem Hund bei diesem Gebüsch nachsehen. Der Hund zeigte zwar an, dass sich jemand im Gebüsch aufgehalten hatte, aber der Mann war schon längst über alle Berge. Ich habe dann an diesem Tag ganz normal gearbeitet, als wäre nichts geschehen. Erst am Abend, als ich im Bett lag, bekam ich wieder fürchterliche Angst. Das passiert auch heute noch ab und zu. Das viel grössere Problem ist für mich aber, dass ich jetzt immer höllische Angst habe, wenn ich alleine im Dunkeln unterwegs bin. Im Sommer werde ich eine Ausbildung beginnen und dann muss ich jeweils am Morgen, wenn es (im Winter) noch dunkel ist, ab und zu alleine durch eine Parkähnliche Anlage gehen, die sehr unübersichtlich ist. An einigen Tagen wird einer der Lehrlinge mit mir den selben Weg gehen. Jetzt habe ich Angst, dass es wieder passiert. Was soll ich tun? Gibt es Beratungsstellen? ( ich habe bis jetzt nur solche gefunden, die sich an Frauen richten, welche sexuell missbraucht wurden. das ist ja bei mir zum Glück nicht der Fall)
Wenn ihr auch der Meinung seit, dass es kein so schwerwiegendes Problem ist, dann antwortet mir nicht, es gibt sicher dringendere Fälle. Es hat aber auf alle Fälle gut getan, das Ganze mal aufzuschreiben.
Vielen herzlichen Dank

Marie Anwort von Marie

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LG, Marie


Liebe Nicky,

ich kann sehr gut verstehen, dass du Angst hast.
Das geht wahrscheinlich jedem so, der schon einmal so etwas erlebt hat.

Mir persönlich hilft es, wenn ich im Dunkeln solche Wege entlanggehe, immer ein Pfefferspray dabeizuhaben. Das gibt mir eine gewisse Sicherheit, mich notfalls verteidigen zu können und dann ist die Angst nicht mehr so schlimm. Vielleicht wäre das auch was für dich?

Darüber hinaus könnte auch ein Selbstverteidigungskurs sinnvoll sein. Solche Kurse werden auch speziell für Frauen angeboten (z.B. WenDo, das Elemente verschiedener Kampfsportarten kombiniert, um sich im Notfall effektiv und ohne großen Kraftaufwand verteidigen zu können; die Grundlagen lassen sich bereits an einem Wochenende erlernen). Das kann dir noch einmal zusätzliche Sicherheit geben und dir ein wenig die Angst nehmen.

Vielleicht hilft es dir auch, ein paar Mal im Hellen durch diese Anlage zu gehen, damit sie dir nicht mehr so fremd und unübersichtlich erscheint.
Und wenn du den Weg ein paar Mal (auch im Dunkeln) gegangen bist, ohne dass etwas passiert, wird die Angst auch bald von allein nachlassen. Das passiert ganz automatisch, wenn man etwas tut, wovor man Angst hat: am Anfang ist es schlimm, aber je öfter man es macht, desto mehr gewöhnt man sich daran und die Angst lässt nach.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen, und wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie