Problem von Anne - 24 Jahre

Der Wert meiner Arbeit in der Familie

Liebes Kummerkasten-Team,

ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll!
Mein selbstständiger Lebensgefährte und ich sind seit knapp 4 Jahren zusammen!
Letztes Jahr am 08.Januar habe ich unseren gemeinsamen Sohn zur Welt gebracht!
In unserer Beziehung war es nicht immer einfach. Als wir zueinander fanden war er noch verheiratet!
Aber wir konnten uns irgendwann nicht mehr gegen unsere Gefühle wehren (das dauerte ca. 1 Jahr) und machten unsere Liwbw öffentlich.
Ich hatte vorher nicht gerade ein geregeltes Leben. Schwierige Kindheit, keine Eltern, rauchte ca 1 Jahr lang fast täglich Marihuana und hatte vor Ihm mit 5 verschiedenen Männern Sex (welche aber alle eine Beziehung waren und keine One-Night-Stands.
Ich erzählte Ihm das nicht, weil ich mich schämte. Doch dann kam der Tag andem er meine Tagebücher las!
Er beschimpfte mich, sagte ,mir dass ich krank sei und eine Schlam....
Ich kämpfte um Ihn, ging sogar in eine Klinik, weil ich dachte, dass ich vielleicht einfach alles mal aufarbeiten müsste was in meinem Leben so geschehen war...
Doch meine Psychiologin sagte mir bei jeder Sitzung, dass Sie selten einen so intelligenten und hilfsbereiten Menschen wie mich kennengelernt hatte.
Nach dem Klinikaufenthalt dauerte es etwa ein halbes Jahr und wir fanden wieder zueinander. Wir zogen in eine gemeinsame Wohnung und irgendwann war ich schwanger.
Er hatte auch seine Problem, musste das gemeinsame Haus verkaufen, wollte den einen Laden abgeben, weil er mit einem mehr verdiente und die Scheidung musste auch durchgezogen werden!
Da er sehr bekannt in der Stadt ist, wurde ich natürlich von sämtlichen Vorurteilen der Menschen geplagt. Ich habe es nie auf sein Geld abgesehen, sondern wirklich aus Liebe gehandelt, das schwöre ich bei Gott und allem was mir heilig ist!
Er brachte mich zum Lachen, half mir aus der Magersucht raus und hat mich zu einem völlig neuen verantwortungsbewussten Menschen gemacht!
Nun ist unser Sohn ein Jahr alt und Roberto ist nie zuhause! Er arbeitet 6Stunden am Tag, aber sein großes Hobby sind Immobilien. Er kaufte sich vor ein paar Monaten eine kleine 1-Zimmer Wohnung, welche er sanieren/renovieren und dann verkaufen möchte. Dann kommt die Problematik mit seinem Geschäft dazu, dass von seinem Vermieter ein Umbau in Kostenhöhe von 40.000EUR verlangt wird obwohl die Ladeneinrichtung gerade 5Jahre alt ist.Aber sein Vermieter möchte in Deutschland ein einheitliches Bild erlangen!
Das er den Kopf voll und Existenzängste hat kann ich nachvollziehen. Aber er setzt mich mit den 100qm Haushalt unter Druck, es ist aber sehr ordentlich und steril bei uns. Nur bügeln und Kind und Haushalt überfordern mich. er sieht nie die getane Arbeit, sondern nur, wenn beispielsweise 3 T-Shirts im Waschkeller liegen die noch nicht gewaschen wurden. Er hat für mich kein offenes Ohr mehr, wenn ich Ihm meine Sorgen anvertraue hört er mir nicht zu. Außerdem ist er nicht Kritikfähig und sieht nicht wie schlecht es mir geht. Ich habe hier keine Freunde, keine Familie, weil meine Freunde ihm alle nicht gut genug waren und ich mich von ihnen distanziert habe. ich bin vor 6 Jahren aus meiner Heimatstadt weggezogen.
Das ich auf mich allein gestellt bin ist nicht das schlimmste. aber ich habe keinerlei einnahmen, nicht 2 Euro für ein Busticket im Haus und das Kindergeld geht zu 100% für unseren Sohn drauf.
Vorletzten Monat ist das Elterngeld ausgegangen und ich habe für mich gar nichts mehr und stecke in ein völligen Abhängigkeit. Er geht zwar Einkaufen aber es ist nicht angenehm wegen Geld zu fragen wenn man beispielsweise ne Packung OBs braucht. Ich habe keine Zeit mehr für mich, in der Zeit wo unser Sohn Mittagsschlaf macht, mache ich die Sachen im Haushalt, die ich nicht erledigen kann wenn er wach ist!Ich habe Ihm das gesagt wie ich mich fühle, aber er hat kein verständnis und redet immer nur davon das es anderen viel schlechter geht! er redet nur vom finaziellen! aber das eine frau auch mal ein nettes wort braucht versteht er nicht! er gibt mir weder emotial noch sexuell etwas! kein "schatz ich bin stolz das du das alles so hinbekommst" oder"ich liebe dich" nichts mehr! und als ich ihm gesagt habe das ich das alles nicht mehr aushalte und ich gern ausziehen würde, sagte er ob ich nicht von zwölf bis mittag denken könnte, weil er mich und den kleinen dann unterhalten müsste!
Ich möchte keine tausend Euro. aber ich möchte mir auchmal die freiheit nehmen und spontan nen kaffee trinken gehen zu können oder einfach nur mal mit dem nus in die stadt zu fahren! er geht jeden morgen, 6tage in der woche vor der arbeit seinen kaffee trinken! und wenn ich ihn darauf anspreche sagt er nur: ja, ich gehe dafür auch arbeiten! aber tue ich hier denn nichts???
Bitte ghelft mir, ich weiß nicht mehr weiter!

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Anne.

Es ist schon traurig, wie sich eure Beziehung zueinander so sehr verändert hat. Offensichtlich ist bei Deinem Lebensgefährten der Alltag eingezogen. Die Liebe zu Dir unter den existentiellen Sorgen verschüttet worden.
Leider neigen Männer wohl recht oft dazu, ihre Arbeit und ihre Sorgen für das Wichtigste auf der Welt zu halten. Und vergessen darüber leicht, dass sich das Ganze ja eigentlich überhaupt nur "lohnt", wenn es euch gemeinsam "reicher" macht.
Und dass dieser Reichtum nicht unbedingt nur materieller Natur sein muß: das sehen Männer sehr oft nicht! Dass Sorgen gemeinsam getragen, leichter zu verstehen und zu tragen sind, ist Männern auch oft fremd.
Und vor lauter Einzelkämpfergehabe sehen sie sehr oft eure - Deine - Arbeit nicht. Und schätzen und würdigen sie auch nicht richtig.

Familienrichter sehen das übrigens ganz anders! Natürlich wird im Haushalt und vor Allem auch mit der Erziehung unserer Kinder wertvolle und wichtige Arbeit geleistet! Und da diese Arbeit dem Partner den Rücken frei hält, sich um den Rest zu kümmern, kann man diesen Wert Deiner Arbeit sogar feststellen lassen!
Das ist zugegebener Maßen in einer Partnerschaft eine recht heikle Angelegenheit: dem Partner, mit dem man ja noch zusammen leben will, mit dem Anwalt zu kommen. Schwierig wohl vor Allem auch, weil da dann sofort auch gleich etwas wie "mögliche Trennung" mitschwingt, wenn er ein Schreiben vom Anwalt bekommt.

Vielleicht schaust Du Dir diesen Link einmal an:

http://www.familienrecht-ratgeber.de/familienrecht/unterhalt/content_02.html

Unter Punkt 2 steht etwas zu dem Stichwort "Ehegattenunterhalt"!

Du siehst also, dass Deiner Arbeit ein Wert zugemessen wird!

Wo wir uns als Außenstehende natürlich wirklich schwer tun: Dir zu raten, wie Du es Deinem Partner in einer Art klar machen kannst, ohne eine totale Abwehrreaktion zu provozieren. Denn weil er sich so absolut sicher ist, alles richtig zu sehen und zu machen, wird er sich wohl direkt angegriffen fühlen.

Aber, wenn Du nicht absolut untergehen willst, solltest Du wohl eine Möglichkeit finden, ihm dieses Dein Recht einmal zu verdeutlichen! Vielleicht zuerst einmal ohne Anwalt?
Schlage ihm vor, dass Du ein eigenes Konto einrichtest, auf dass er Dein Taschengeld und das Haushaltsgeld regelmäßig überweisen soll.
Mache ihm klar, dass ihr ja jetzt, ohne Anwalt, noch alles gütlich und vernünftig regeln könnt. Also auch über den Betrag reden!
Versuche ihm klar zu machen, wie viel billiger ein nettes Wort und ein Zeichen der Zusammenghörigkeit, der Anerkennung auch Deiner Arbeit doch sein kann, als das, was Dir eigentlich zusteht.
Vielleicht findet ihr ja in solch einem Gespräch doch auch wieder näher zueinander?

Wenn Du den Weg allerdings einmal eingeschlagen hast, solltest Du auch konsequent dran bleiben. Dich nicht vertrösten lassen.

Viel Mut, Kraft und Geschick

wünscht Dir

Bernd