Problem von Anonym - 21 Jahre

Was ist bloß aus meinem Leben geworden? (Schlechtes Gewissen)

Hallo,

in letzer Zeit eigentlich schon länger aber besonders in letzer Zeit habe ich gemerkt wie unglücklich ich bin. Aber jedes Mal wenn ich mich so fühle, dann kriege ich ein mega schlechtes Gewissen, weil ich eigentlich ein schönes Leben habe. Nun zu meinem Leben.
Ich bin 21 und bin schon sehr früh Mama geworden. Meine Tochter ist jetzt 6 Monate alt und habe einen Monat vor ihrer Geburt geheiratet. Ich habe einen wirklich liebenswerten Mann, der sich gut um sie und mich kümmert. Ich kriege von vielen Seiten zu hören, wie sie mich beneiden, dass ich so eine kleine süße Familie habe. Ich liebe meine Tochter wirklich mehr als alles andere auf der Welt und ebenso meinen Mann, aber trotzdem vermisse ich mein altes Leben manchmal heimlich. Das mit dem Kind war nicht geplant, aber es hat mich trotzdem nie davon abgehalte, nur eine Sekunde daran zu denken, dass ich es nicht bekomme und das ist das schlimmste ich habe diesen Weg ausgesucht und es nicht mal ein schlechter Weg, aber es hat sich so vieles verändert und jetzt merke ich doch, dass ich irgendwie doch zu jung so viel Verantwortung bekommen habe. Auch die Ehe hat sich verändert. Wir waren vorher schon länger zusammen gewesen und es war unglaublich. Die Liebe war trotz längerer Beziehung so voller Leidenschaft und diese ganzen Probleme (Geld, Sorgen um das Kind, allgemein noch mehr Sorgen, weil noch so vieles dazu gekommen ist) die ich nicht hatte. Ich konnte das Leben so genießen und er hat mir so viel Liebe gegeben und jetzt? Er liebt mich (das weiß ich weil er egal wie immer hinter mir steht) aber dass er mir zeigt, dass er mich liebt das hat zu 100% abgenommen. Es dreht sich mehr um die Geldproble und um die Arbeit und das Geld verdienen und manchmal habe ich das Gefühl, dass er sich hinter dem allem versteckt, weil er sich irgendwie auch heimlich das alte Leben zurück wünscht. Es hat sich einfach zu viel verändert und das einzig gute ist wirklich nur noch meine Tochter und das macht mir ein schlechtes gewissen, weil ich froh sein sollte, dass ich sie habe, andere Leute wünschen sich Kinder und können sie nicht haben und ich habe ein zauberhaftes Kind und wünsche mir einfach manchmal noch mehr zeit gehabt zu haben, mein Leben wirklich zu leben. Ich weine oft wenn beide schon schlafen, weil ich mich frage, ob das alles gewesen sein soll? Wo bleibt das Gefühl geliebt zu werden? Wieso muss sich so viel zwischen uns verändern, nur weil wir ein Kind haben? Und dann noch die ganzen Sorgen die dazu gekommen sind. Ich habe schon öfter versucht mit meinen Mann darüber zu reden und wenn ich nur anfange, dann kriege ich nur zu spüren, dass er das nicht ernst nimmt. Wenn ich sage wieso hat sich so viel verändert. Ich vermisse die alte Zeit ich vermisse die alte Person (damit meine ich ihn) dann regt er sich auf und meint, dass doch alles in ordnung wäre. Er will nichts darüber hören.
Ich weiß wirklich nicht ob ihr mich verstehen könnt, aber ich kann mit niemanden darüber reden, weil keiner mich versteht.

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte.

Sicherlich ist es ein ganz gewaltiger Einschnitt im Leben einer jeden Frau, vom Twen zur Mutter zu werden. Und es ist wohl auch immer so, dass Mütter diese Veränderung ganz anders verspüren, als die dazu gehörigen Männer.
Es ist ja so, wie Du es spürst und beschreibst: Euer Kind bindet all Deine Aufmerksamkeit an sich und lässt Dir wenig Raum, Dich auch um Dich selbst zu kümmern.
Deinem Mann fällt das einerseits nicht auf, weil für ihn ja der Alltag so weiter geht, wie bisher. Zumindest im Beruf. Und die Sorge um euer Wohlergehen wird sicherlich eine Zeit lang bei ihm das Gefühl verdrängen, dass ihm auch etwas Wesentliches fehlt.

Männer verstecken sich tatsächlich sehr oft und sehr gerne! Hinter dem, was sie als "ihre Aufgabe" ansehen.
Darunter wird auch bei uns eine Menge an "Gefühlspotential" verschüttet.
Sicherlich ist einer der Gründe darin zu suchen, dass wir Männer uns nicht ganz dazugehörig fühlen zu der neuen trauten Zweisamkeit, die Euch mit Eurem Kind so ganz natürlich verbindet!
Da gibt es für uns etwas, was man durch einfaches "miteinander reden" nicht erfassen kann!

Euer "altes Leben" werdet ihr sicherlich so nicht wieder finden können!
Und vor Allem: Du wirst es mit einem Mann nicht "bereden" können!
Was Du an ihm vermisst: lasse es ihn fühlen!
Zeige ihm, dass er dazu gehört! Zu Dir und (Deinem)Euren Kind!
Zeige ihm, dass Du neben dem Kind seine Nähe und Geborgenheit suchst! Dass er nicht Störfaktor oder "nur" Ventil für Dich ist, an dem Du Deinen Frust ablässt!
Sage ihm nicht, was Dir fehlt, sondern plane das, was Du gerne neben Eurem Kind mit ihm erleben willst!
Du weißt besser als er, welche Freiräume Dir/Euch das Kind lässt! Du hast die Möglichkeit, in Eltern/Schwiegereltern/Freunden Verbündete zu finden!
Vielleicht ist das erst nach der Stillzeit möglich.
Aber es ist ungeheuer wichtig - auch für Euer Kind -, dass Du Deinen eigenen Lebensinhalt nicht aus den Augen verlierst!

Plane nicht "trotz" Kind, sondern "mit" Kind!

Der einzige Unterschied, das wirst Du dann erleben: es mag einiges an "Spontanität" verloren gehen.
Aber es wird für Euch alle drei ein aktives Leben werden!

Weißt Du, was Deinen Mann mehr überzeugen kann, als tausend Worte?
Wenn Du eine Deiner heimlichen Tränen nicht nur für Dich allein vergießt!

Drehe Dich nicht weg und weine allein, sondern lasse ihn Deine Tränen fühlen!

Glaube es mir, oder glaube es mir nicht!

Was Männer sehen und hören, lässt sie zuerst einmal Euren Vorwurf erfahren!

Wogegen Männer, die Euch lieben sich nicht wehren können: Wenn sie Euren Herzschlag und Eure Tränen spüren!

Alles Liebe,

Bernd