Problem von Anonym - 16 Jahre

Mein Vater trinkt

Hallo,


Ich weiß garnicht wie oder womit ich anfangen soll...,
Mein Vater trink ca. schon seit dem ich denken kann, damals vielleicht ab und zu mit Freunden aber jetzt kann er die finger von der flasche kaum noch lassen, wenn ich ihn sehe dann schäm ich mich richtig, will ihn garnicht angucken und frag mich immer wie zum henker kann man sich bloß so zusaufen? Er labert immer Müll daher in seiner "Suff-Sprache"... Meine Mutter schreit ihn deswegen auch oft an deswegen (is ja auch verständlich). Mein Vater streitet immer ab das er kein Alkoholiker sei, aber wer zur Arbeit betrunken geht und eigentlich die ganze zeit betrunken ist... ist ja wohl eindeutig Alkohol abhängig.
Mein Vater schafft es zwar ab und zu mal Clean zusein, vielleicht alle 1-2 Monate , aber sobald meine Mutter mal außer haus ist, gehts direkt wieder los mit Saufen. Und ich kann nichts machen weil ich mich einfach schäme mit ihm oder seinen Problemen zureden, Unsere beziehung war eigentlich nie so wirklich gut... Wir waren uns schon fast fremd! Seit gestern ist meine Mutter im Kranknhaus wegen nem Gesundheitscheck, sie muss dort eine Woche bleiben. Das ist sozusagen ein Freischrein für mein Vater sich mal richtig voll laufen zulassen, sodass er kaum noch laufen kann und irgendwas daher lallt.
Meine ältere Schwester, mein älterer Bruder und ich müssen das jetzt wohl 1 Woche aushalten, bis meine Mutter wieder da ist, aber dann gibts wieder riesen Zoff!
Heute am essentisch war natürlich wieder betreffliches Schweigen, außer natürlich die komischen Gräusche von meinem Vater. Keiner hat lust überhaupt was zusagen, um dem traurigen/peinlichen bis angenervten Schweigen zu entgehen, ess ich natürlich schnell auf und verzieh mich in mein Zimmer und hoff das alles irgendwann besser wird, SEIT JAHREN hoff ich dadrauf. Nur leider ist das nunmal nicht so.. Heute wurde aber das Schweigen gebrochen mein Bruder hat ein ernstes Problem angesprochen und zwar den Zustand von meinem Vater, der schon sehr schlecht ist, weil er vor nem halben jahr nen epileptischen Anfall hatte und so doof auf den Oberarm gefallen ist, das der Oberarm gebrochen war... Nicht nur das ist wahrscheinlich eine Seelische belastung für mein Vater, denn heute habe ich Erfahren das er sich allgemein alleine fühlt oder so(habe das gespräch nur schlecht lauschen können). Er habe Freunde verloren(selbstmord) alles wäre kompliziert und seine Mutter ist gestorben und so weiter und so fort... Ich konnte schon eine art von depression herraus hören und vielleicht sogar schon andeutungen auf einen Selbstmord. Klingt scheiße ist aber so.... Das sind alles so blöde Situationen in meinem Leben, die alles geändert haben. Ich könnte jetzt hier nur einiges Erzählen aber Fakt ist; das ich glaube das mein Vater bald stirbt, sei es durch Alkoholvergiftung oder Selbstmord. Das ist sehr hart für mich, zudem mein Vater unsere einzige Einkommensquelle ist. D.h wenn mein Vater stirbt müssen wir wohl von Harz 4 Leben und das würde unser Leben nochmal drastisch ändern und meine Mutter auch wieder sehr belasten. Ich weiß nicht mehr weiter, ich bin seelisch auch schon stark angefressen und ich glaube das alles machts noch schlimmer.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Unbekannter.

Du beschreibst da sehr gut, in welchen Zwickmühlen Du und Deine Familie sich befinden. Und nach meiner Auffassung ergeht es Deinem Vater nicht viel anders, als dem Rest der Familie. Seelisch gesehen: er fühlt sich verantwortlich, überfordert und allein mit dem, was ihn bedrückt!
Er ist ganz sicherlich alkoholkrank! Alles was Du schreibst, deutet darauf hin! Und wie jeder Kranke, braucht auch Dein Vater dringend fachliche Hilfe!
Und wie die meisten Erwachsenen, lassen sie es sich nicht sagen, dass sie Hilfe brauchen!
Das tückische bei Suchtkrankheiten (auch das beschreibst Du ja sehr gut): allein die Auswirkungen (Lallen, dummes Zeug schwätzen, der mit dem Alkoholkonsum verbundene Geruch), werden ihn zwangsläufig immer einsamer machen! Weil er in eurer Reaktion die Ablehnung sehen muß!
Diese Ablehnung bezieht er aber nicht auf seine Krankheit, sondern auf seine Person! Die trifft es ja auch!
Ihr wendet euch ab und er hat einen weiteren Grund, sich allein gelassen zu fühlen. Ein weiterer Grund, sich in das zu flüchten, was ihm kurzzeitig ein Gefühl der Erleichterung gibt: die Flucht in den nächsten Rausch!
Ein Teufelskreis, der sich da schließt, wo ihr ihn noch mehr ablehnen werdet!

Was könnt ihr als Familie tun?

Zuerst einmal solltet ihr euch mit der Krankheit eures Vaters/Ehemannes auseinandersetzen. Versuchen zu verstehen, wie diese Krankheit funktioniert.
Ratschläge dazu bekommt ihr bei allen Suchtberatungsstellen und z.B. bei den "anonymen Alkoholikern". Über eine Google-Suche werdet ihr euch eine Suchtberatungsstelle in eurer Nähe finden!
In diesen Beratungsstellen findet sowohl ihr als Angehörige und Betroffene, als auch Euer Vater als der Suchtkranke Ansprechpartner, die euch weiter helfen werden!

Tut nicht nur eurem Vater, sondern auch euch selbst den Gefallen: überwindet euch und nehmt die Hilfe an, die euch dort gegeben werden kann!
Vielleicht erleichtert es ja eurem Vater, sich auch an eine solche Stelle zu wenden, wenn ihr ihm vorlebt, dass er euch noch mehr bedeutet, als "nur" ein gescheiterter Ernährer der Familie. Wenn ihr ihm zeigt, dass da noch etwas mehr zwischen euch ist, außer bloße Ablehnung.

Alles Liebe,

Bernd