Problem von Pia - 22 Jahre

Hilfe ich glaube ich schaff das nicht mehr alles! Es ist zu viel! Es gibt glaub ich keinen Ausweg mehr

Liebes Kummerkasten Team.
Ich habe euch schon vor ca. 2 Wochen geschrieben, das ich eine starke Schulter brauche, und ein paar tröstende Worte.
Mein Freund ist nicht in der Lage, diesen "Part" zu erfüllen. Im Gegenteil er war schon in meiner Schwangerschaft mehr eine Last als eine Hilfe und Stütze.
Um einen kleinen Einblick zu bekommen, nenne ich euch ein paar Beispiele.
Ich musste mich um Brot streiten, weil ich seiner Meinung nach zu viel gegessen habe. Er hat selten bis gar nicht auf meinen Bauch gegriffen oder geschaut wenn sich der Kleine bewegt hat. Ich habe 14 Kg zugenommen und er verstand nicht, das ich nicht mehr alles im Haushalt machen konnte, bzw. das mir manche Dinge einfach wehtaten und meckerte mich trotzdem an. Er massierte mich kein einziges Mal, obwohl ich mich vor Rückenschmerzen nicht mehr bewegen konnte. Er kam nicht auf die Idee mit dem Hund, bevor er in die Arbeit fuhr (Alt Deutscher Schäfer 64 Schulterhöhe, 37 Kg) runterzugehen, oder mal mit ihm zu spielen. Das musste ich machen. Obwohl ich den Hund schon vor der Schwangerschaft kaum halten konnte. Lieber saß er vor dem Computer und telefonierte und spielte mit seinen Freunden (darunter auch sein 50 Jähriger Vater. Regelmäßig "verarschten" sie mich weil ich dicker wurde. Ich lernte extra Kochen (Ich hasse Kochen... Bevor ich mit ihn zusammen kam, lebte ich alleine und tat nur das Notwendigste zu Hause, mittlerweile räume ich alles zusammen, putze jeden Tag und putze auch ihn hinterher). Sobald ich ihn freundlich (leider manchmal auch etwas unfreundlicher) sagte, er solle sich um den Hund mal kümmern und nicht andauernd vor dem Pc "versumpfen" landete das Frisch gekochte Essen mit einem lauten Knall in der Spüle.
Auf gut Deutsch wir stritten jeden Tag.
Gebutstermin war am 7.3. 11. Ihr fragt euch sicher warum ich euch heute schon schreibe obwohl das "Kind" noch nicht da sein sollte. Er ist aber schon da. Seit 24.1. Ich hatte einen Notkaiser- Schnitt. Weil das Kind nicht mehr zugenommen hat, bzw extrem untergewichtig war. Am 24.1 (35 Schwangerschaftswoche) hatte er noch immer 1525 g. Und war "nur" 41 cm groß. Also holten sie ihn noch innerhalb 3 Std. Ich hatte bis heute nicht die "Zeit" darüber nachzudenken und das alles zu verarbeiten. Das er mir so "früh" weggenommen wurde. Im Gegenteil. Ich durfte ihn nicht mal am selben Tag sehen. Er kam in die Neo- Intensiv. Dort liegt er heute auch noch. Das heißt für mich, ich darf ihn nur innerhalb der Besuchszeiten sehen (12-18 Uhr und 19.30-21 Uhr). Ich darf ihn dann auch nur bei mir haben wenn eine der Schwestern Zeit hat und ihn mir herausnimmt. Mittlerweile denke ich sogar hab ich Depressionen. Ich denke/träume teilweise das Sorgerecht wem anderen zu überschreiben weil ich Angst habe ihn fallen lassen zu können oder ihn nicht richtig versorgen zu können. Manchmal denke ich mir auch das ich mich am liebsten umbringen wollen würde. Ich habe davon sogar schon geträumt. Das schlimme ist, ich habe am 22.2 Geburtstag. Und er wird da noch immer drinnen sein. Er trinkt nach wie vor nicht selber sondern wird über eine Magensonde ernährt. Manchmal versucht er schon an der Flasche zu nuckeln aber er trinkt dann nur max. 6-8 ml von 40. Stillen kann ich vergessen. Es gibt nur eine Schwester die sagt ich soll das machen und unterstützt und hilft mir dabei (Obwohl es ihn auch nicht interessiert). Bis gestern ist er im Inkubator noch gelegen, gestern kam er Gott sei Dank schon in ein WärmeBett. Trotzdem bin ich einfach nur noch am Ende. Ich heule nur noch, und mache mir nur noch Sorgen. Bevor ich gestern gegangen bin aus dem Krankenhaus, sagten mir die Ärzte noch es dürfte irgendwas mit dem Herzen nicht stimmen. Nichts schlimmes aber man muss es sich anschaun. Weil 2 Werte nicht stimmen.
Mein Freund hat aber noch immer nicht bemerkt wie sehr ich ihn brauche und seine Unterstützung. Im Gegenteil. Egal was ich sage er nimmt es immer persönlich und denkt ich bin sauer oder dergleichen. Er macht mir auch vor den Kleinen und den ganzen Schwestern eine Szene.
Das schlimmste für mich ist/war, ich dachte mit der Geburt regelte sich wieder alles. Ich versprach ihn das er seinen Familiennamen tragen durfte. Naja im Endeffekt stritten wir trotzdem nur noch. Und ich dachte einfach das ich es nicht kann (und es tut auch "sau"- weh) ihn seinen Namen zu geben. Weil über kurz oder lange halte ich diesen Druck und diesen Terror nicht mehr aus. Also sagte ich ihn das ich ihn nicht NUR "****" nennen wollte. Sondern meinen Namen dazu. Zu den Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, dass das nicht geht. Daraufhin tickte er komplett aus. Er meinte er wolle mir das Kind wegnehmen das ich es nie wieder sehe, er mache mir das Leben zur Hölle, ich bin daran Schuld das er da drinnen liegt und nicht bei uns, und er wolle den Kleinen gar nicht mehr sehen weil ich dauernd dort bin. Er hat dem Hund einfach auch so eine "runtergehaun" weil er sauer auf mich war. Darauf hin sagte ich ihn dann das er das geteilte Sorgerecht vergessen kann, weil ich daraufhin es ihn nicht mehr geben kann.

Bitte helft mir gebt mir eine Starke Schulter. Ich kann einfach nicht mehr. Ich bin verzweifelt. Ich will mein Kind bei mir haben... Ich will am liebsten den Vatre "auslöschen"...

Dana Anwort von Dana

Liebe Pia!

Du wirst gemerkt haben, dass wir dir nicht gleich geantwortet haben. Das ist hier ja meist so, weil einfach zu viele Probleme herein kommen, die beantwortet werden wollen. Inzwischen denken wir, dass es in deinem Fall gut so war. Denn so musstest du dich erstmal mit deiner Situation auseinander setzen und wir haben einen viel besseren Einblick in deine Problematik bekommen.

Anfangs sah es noch so aus, als wollest du nur Trost, als sei alles moemntan halt ein wenig in Unordnung. Doch dann schriebst du ja nochmals und nochmals...und jedesmal spitzte sich eigentlich alles mehr und mehr zu. Wir sind froh, dass du den Mut hattest, hier mehrfach hinzuschreiben, so können wir dir jetzt gezielter helfen.

Im Grunde genommen gibt es bei dir zwei Probleme:

1. du hast ein Kind bekommen (herzlichen Glückwunsch übrigens dazu!), einen Sohn, der aber noch nicht mit heim darf, weil es ein Frühchen ist.

2. du hast große Probleme mit deinem Freund.

Ich habe mal die Mail vom 7.2. als Beantwortungsmail genommen, weil da am meisten drin steht. Du hast ja einfach deine Gefühle und Sorgen von der Seele geschrieben und man erkennt die Hilferufe darin sehr deutlich.

Zu Punkt 1: Ein Kind ist ein großer Einschnitt in ein Leben, aber auch ein sehr glücklicher. Momentan hast du Sorgen, weil der Anfang im Leben deines Kindes nicht so unkompliziert verläuft, wie es wünschenswert gewesen wäre, aber die Hoffnung ist doch groß, dass es den Sprung in ein normales Leben schaffen wird. Deinem Kleinen wird geholfen, so gut es geht. Er ist in der Klinik mit Sicherheit am besten aufgehoben, auch wenn es für dich als Mutter sicher verstörend und besorgniserregend wirkt und du nicht gut schlafen kannst. Ich denke, wenn ich ein Kind auf diese Weise kriegen würde, wäre das ganz ähnlich. Man ist unsicher, man weiß nicht, was da noch auf einen zukommt...und die Ärzte sind oft so im Stress, dass sie sich nicht die Zeit nehmen, um mit dir mal in Ruhe über alles zu sprechen.

Und dieses Recht zu wissen, was mit meinem Kind ist, wie alles weiter gehen wird, das hast du aber! Und da solltest du all deine Kraft zusammen nehmen und einfach mal auf den Tisch hauen! Du bist die Mutter, so MUSST wissen dürfen, was mit deinem Kind ist! Die MÜSSEN dir das sagen.

Insgesamt ist eine Sache dringend: du musst zur Ruhe kommen können.
Und da sind Punkt 1 und Punkt 2 sehr eng miteinander verknüpft.

Zu Punkt 2:

Eigentlich hast du dir da schon selbst die Antwort gegeben.
Ich zähle mal die Fakten auf:

- dein Freund hilft null.
- dein Freund ist gewalttätig.
- dein Freund verschanzt sich, statt teilzunehmen.
- dein Freund hat auf dir "den Daumen drauf", siehe "Name des Kindes" oder "Streit um Brot".
- dein Freund beschimpft dich (Schlampe, Hure).
- dein Freund ist cholerisch (Wutanfälle wie "frisches Essen wegschmeißen").
- dein Freund lässt dich alles Schwierige und Schwere machen, bleibt "Pascha".
- dein Freund ist dem Kleinen nicht wirklich ein Vater, dir nicht wirklich ein Partner.

Und das Schlimmste: du scheinst regelrecht Angst vor deinem Freund zu haben.

Und das ist kein Leben, Pia.
Du bist restlos überfordert, denkst ja schon darüber nach, dein Kind weg zu geben, nur um dich des Berges zu entledigen, der sich da vor dir auftut.

Aber darin, dass du uns mehrfach geschrieben hast, sehen wir: Du WILLST Hilfe. Und du bekommst sie.

Zuerstmal solltest du dir bitte im Klaren sein, dass dir die momentane Beziehung zu deinem Freund nicht gut tut. Du hast Angst, er ist dir keine Unterstützung und hindert dich eher am Weiterleben als dass er dir hilft. Du stehst völlig unter Strom, bist mit allem eigentlich überfordert, das ist nicht gut.

Was du momentan am meisten brauchst, sind geordnete Verhältnisse, wo es ZUERSTMAL um DICH geht. Um niemanden anderen. Um DICH. Und um dein Kind. Denn du hast einem Kind das Leben geschenkt und musst zu Kräften kommen! Da, wo du momentan bist, geht das nicht, weil dein Freund dir in absolut unerklärlicher Weise die Hilfe verweigert. Denkst du, du hast das vielleicht verdient? Aber mit Sicherheit nicht!

DU musst jetzt erstmal ausruhen.
DU musst dich und dein Kind pflegen dürfen, wenn es heim kommt.
Für DICH muss jetzt erstmal gesorgt werden.
Du musst dich umsorgen lassen können! Das ist dein Recht!
Du darfst nicht dauernd Angst haben müssen.

Deine Umgebung und dein Freund sind momentan das absolut Falscheste, was du dir aufhalsen könntest. Daher kommen wir nun zum nächsten Punkt:

Wie weiter verfahren?

Ich halte momentan einen absoluten Schnitt für das Beste. Da du über deine Familienverhältnisse nichts geschrieben hast, sondern nur deinen Freund und dessen Eltern erwähntest, gehe ich mal davon aus, dass deine eigenen Eltern dir keine Hilfe sind/sein können, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht bist du ja auch nur noch bei deinem Freund, weil du Angst hast, alleine weiter zu machen?

Das muss so nicht sein!
Es gibt viele Einrichtungen, die dir helfen würden. Auch welche, die nur vorübergehend helfen, bis sich alles etwas normalisiert hat. Aber zuallererst: GEH VON DEINEM FREUND WEG. Wirklich.
Was, wenn er irgendwann so wütend wird, dass er nicht nur den Hund schlägt? Was, wenn das Kind schreit und schreit...und er es schlägt? Was, wenn DU wieder Schläge kassierst? Das darfst du nicht zulassen! Du bist doch wertvoll! Und dein Sohn ist es auch!

Schütze dich und suche dir lokale Hilfe!

Möglichkeiten:

Frauenhaus oder Pro Familia. Auch die Kirchengemeinden, egal ob man gläubig ist oder nicht, helfen gerne weiter. Die Caritas auch! Es gibt viele Möglichkeiten, dass du und dein Kind unterkommt und versorgt werdet. Du musst nur bitte diesen nächsten Schritt machen.

Wenn du dich nicht traust, alleine zu suchen, gib uns hier Bescheid und gib bitte auch deine Heimatstadt an, dann suchen wir für dich nach einer Möglichkeit. Du brauchst nicht die ganze Adresse anzugeben, wenn du nicht möchtest, allerdings wird sie nicht veröffentlicht und bleibt nur hier unter uns Mitarbeitern. Schreib einfach nochmal mit deiner verwendeten Email-Adresse, wir filtern dein Schreiben dann schnell heraus.

Am leichtesten wäre es allerdings, wenn du einfach mal nach "Frauenhaus" + dem Namen deiner Heimatstadt googelst. Wenn es da keins gibt, nimm die Nachbarstadt. Sag deinem Freund davon erstmal nichts, geh erstmal da hin! Es ist wichtig, dass dir JETZT jemand in deiner Nähe hilft. Dass du nicht alleine bist, dass du jemanden hast, der MIT DIR da durch geht. Und die Mitarbeiter dieser Einrichtungen tun das!

Du wärst mit vielen Müttern zusammen, die ähnliche Schicksale haben, du würdest viel Hilfe bekommen, auch eine Starthilfe für ein neues Leben.

Trau dich bitte, dein Leben wieder lebenswerter zu machen. Du musst zur Ruhe kommen...und das kannst du nicht, wenn du weiterhin Angst haben musst und keine Hilfe bekommst.

Ich wünsche dir, dass du meine Antwort ernst nimmst und Schritte einleitest. Und wirklich: wenn du dich dazu zu schwach fühlst oder dich nicht traust: schreib uns nochmal! Wenn wir wissen, in welcher Stadt du wohnst, können wir wirklich nach Hilfe suchen. Das ist schon öfter gelungen.

Liebe Grüße,

Dana