Problem von Anonym - 23 Jahre

Es geht wieder bergab...

Liebes Kummerkasten-Team,

2008 hab ich in einer von meiner Heimatstadt 300 Kilometer entfernten Stadt begonnen, zu studieren. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in einer, wie soll man sagen, symbiotischen Beziehung, die mich weitgehend daran hinderte, sozialen Anschluss zu finden. Das Studium wurde zur Qual, nur äußerst selten schleppte ich mich zur Hochschule (unser Studiengang ist sehr klein, sodass den Dozenten mein Fernbleiben auch schon auffiel, was mich wiederum noch weniger dazu motivierte, dieses Verhalten zu ändern, aus Angst, direkt darauf angesprochen zu werden...). Ich war sehr unglücklich, die Beziehung wurde beendet, ich war noch unglücklicher. Nicht nur das Studium fiel mir schwer, sondern auch einfache Sachen wie Einkaufen, Kochen oder Waschen. Es ging so weit, dass ich Rat bei einem Psychotherapeuten suchte, bei dem es aber auch nur zu zwei Sitzungen kam.

Dann kam der Umbruch, den ich niemals für möglich gehalten hatte, weil ich immer davon ausgegangen bin, dass einzig ich alleine für mein Unglück verantwortlich und nur 'ne dumme Meckerliese bin, weil ich mich einfach nicht zusammenreiße: Von August 2010-Januar 2011 machte ich ein Praxissemester, etwa 60 km entfernt von meiner Heimatstadt (ich erwähne das immer, da es ja vielleicht daran liegen könnte?). Ich habe sehr für diese Stelle gekämpft, weil ich immer davon geträumt hatte, genau da mal zu arbeiten und trotz dieser hohen Ansprüche an das Praktikum, konnte die Firma all meine Erwartungen erfüllen, wenn nicht sogar übertreffen! Ich hab in einer super WG gewohnt, verknallte mich in meinen Mitbewohner (nciht grade förderlich, ich weiß ;)) und war sooo glücklich durch die Arbeit. Ich hatte kaum mehr negative Gedanken, die mich während des Studiums so plagten. Die ganze Zeit wusste ich aber: Der Zeitraum ist begrenzt.

Seit Anfang Februar bin ich nun in Spanien, um mein Auslandssemester zu machen. Es hat mir so weh getan, einfach so aus diesem Glück herausgerissen zu werden, obwohl mich doch ein Auslandsaufenthalt in Spanien total freuen müsste! Das hab ich mir auch eingeredet, aber jetzt kann ich sagen, dass es mit meinem Glück wieder bergab geht. Mir gefällt es hier zwar, ich mag die Sprache, die Leute, die Stadt...Aber ich fange schon wieder damit an, notwendige Haushaltsarbeiten aufzuschieben und mir graut's vor dem Studium, das am 28. anfängt, obwohl der Studenplan einigermaßen human ist. Ich kenne mich und auch, wenn ich es mir jetzt vornehme: Höchstwahrscheinlich werde ich mich wieder nicht dazu überwinden können, regelmäßig hinzugehen, weil es mich nicht glücklich macht - wobei es mich auch nicht glücklich macht, nicht hinzugehen und gar nichts zu tun - ein Teufelskreis! Es ist auch nicht so, dass ich nciht gerne lerne, aber ich habe festgestellt, dass ich eher Autodidaktin bin, ich kann mir Dinge auch besser merken, wenn ich sie lese, statt sie zu hören...

Die Zeit in Spanien, da bin ich optimistisch, krieg ich schon irgendwie "geschaukelt". Was mir viel mehr Sorgen bereitet: Wenn ich zurück zu meinem Studienort muss...Alles sträubt sich gegen diesen Gedanken. Ich denk mir: Es ist nur ein Semester! Aber ich wieß einfach, dass mich die kommenden Situationen wieder total erschlagen werden.

Was kann ich tun, um regelmäßig zur Uni zu gehen, mich dabei wohl zu fühlen und vielleicht auch den Spaß daran zu erkennen? Bitte helft mir dabei, mir meine Angst zu nehmen...

Maria Anwort von Maria

Liebe Unbekannte,

dein Problem haben sehr viele Menschen überall auf der Welt. Deshalb denke nicht, dass du allein bist. Dein Willen das Studium trotz deiner Schwierigkeiten wahrnehmen zu wollen, finde ich klasse! Viele an deiner Stelle hätten schon längst abgebrochen. Du scheinst eine Kämpfernatur zu sein.

So nun direkt zu deiner Frage. Ich denke, dass du richtig vermutest. Du scheinst deine Heimat arg zu vermissen. Die Nähe zu den Menschen, die du liebst, die Sicherheit dort und deine Erinnerungen, die dort entstanden. Du hast erwähnt, dass du während deiner Praktikumszeit wieder glücklich warst. Zum Einen lag es bestimmt daran, dass du wieder deiner Heimatstadt näher warst, aber auch deine Unterkunft in einer WG.
Da ich dich nicht kenne, kann ich nur vermuten, dass du vielleicht eine Person bist, die Gesellschaft benötigt, um Erfolge im Studium zu erzielen und dich wohl in einer Stadt zu fühlen. Das ist ganz normal. Hast du denn an deinem Studienort in einer eigenen Wohnung, im WOhnheim oder auch in einer WG gewohnt? Wenn du allein gelebt hast, versuche es doch einmal in einer Zweckgemeinschaft. Du hast Gesellschaft und wirst mitgetrieben im Leben. Die Gefahr, dass du zuhaus allein auf dem Sofa landest anstatt zur Uni zu gehen, ist gering.
Du musst die einfachen Dinge im Leben erkennen, um dich daran zu erfreuen. Kommst du denn mit deinen Komillitonen klar bzw hast du Freundschaften zu ihnen geknüpft? Trefft ihr euch privat? Das wären auch noch Anregungen, die ich dir geben kann.

Ich wünsche dir viel Erfolg und drücke dir die Daumen! Halt uns auf dem Laufenden!!!
Liebe Grüße