Problem von Anonym - 27 Jahre

Mein Bruder hasst mich

Hallo Kummerkasten-Team,

mein Problem ist mein Bruder. Er ist 10 Jahre älter als ich. Während er natürlich schon längst ausgezogen ist und auf eigenen Beinen steht, wohne ich immer noch zuhause. Ich studiere derzeit noch, und werde es auch noch weitere 2 Jahre tun. Zum ausziehen fehlt mir schlicht und einfach das Geld. Natürlich habe ich es bequem da ich daheim wohne und noch viel von Hotel Mama und Papa unterstütz werde. Aber mein Bruder ist mittlerweile schon krankhaft eifersüchtig. Wir hatten schon immer ein sehr angespanntes Verhältnis. Mal war es besser, mal wieder schlecht. Aber die schlechen Tage überwiegen eindeutig. Ich weiß auch gar nicht wie ich das in der kürze erklären soll. Aber er hasst mich einfach. Alleine wenn er mich schon sieht wird sein Gesicht steinig. Wenn ich anrufe und ihn was fragen will, ist er schnippisch. Und jedesmal fängt er mit meinen Eltern streit wegen mir an. Immer indirekte Andeutungen das manche immer noch zu hause wohnen etc. bla bla. Wir wollen daheim nun umbauen damit ich eine größere Wohnfläche für mich habe. Ich habe jetzt schon Angst, wirklich Angst, wie er reagieren wird wenn er das erfährt. Mittlerweile würde es mich nicht mal wundern wenn er die Bremsen an meinem Auto sabotieren würde. Das ist schrecklich und verletzt mich wahnsinnig! Ich habe ihm noch nie etwas böses getan. Es kommt einfach aus heiterem Himmel. Und mit was ich ebenfalls nicht klar komme - das mein Vater nie was zu ihm sagt. Für mich ist das so, als wenn er ihm stillschweigend zustimmen würde. Ich möchte langsam nicht mehr daheim wohnen. Ausziehen kann ich aber auch nicht. Wie soll das nur weitergehen. Mein Bruder schafft es mittlerweile das meine Eltern und ich auch häufiger in Streit geraten...

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Unbekannte.

Das Verhalten Deines Bruders Dir gegenüber ist sicherlich nicht nur aus dem "Jetzt" und "Heute" heraus zu erklären.
Es wird die Summe der Eindrücke sein, die Du ihm in Deiner Lebensplanung und Auffassung zu "Eigenverantwortlichkeit" und im Umgang mit Deinen Eltern hinterlassen hast.
Mir fällt dazu spontan aus dem, was Du geschrieben hast z.B. auf, dass Du zu dem geplanten Umbau zuerst einmal Angst vor der Reaktion Deines Bruders hast.
Verantwortliches Denken stelle ich mir da z.B. so vor, dass Du Dir zuerst einmal Gedanken darüber machen solltest, ob das für den Zeitraum, den Du noch für Dein Studium veranschlagst, überhaupt angemessen ist. Ob es notwendig ist, dass Deine Eltern diese zusätzlichen Kosten tragen. Ob das Haus nach dem Umbau und Deinem Auszug insgesamt für die Zwecke Deiner Eltern dadurch einen höheren Wohnwert bekommt, oder ob es nur Deinem ausschließlichen Wohlbefinden gewidmet ist.
Sicherlich macht sich Dein Bruder auch Gedanken darüber, (wozu ich nichts sagen kann), welches Studium Dich 10 Jahre lang davon abhalten kann, etwas Eigenes zu Deinem Lebensunterhalt beizutragen.
Studenten, die ich kenne sind entweder mit 29 Jahren im Beruf, oder haben den harten Weg genommen. Über Realschulabschluß, Ausbildung, Berufsoberschule zum Studium. Die haben dann aber auch zwischenzeitlch etwas verdient.
Du schreibst, dass Du finanziell von zuhause abhängig bist. Dagegen ist vom Grundsatz her wenig einzuwenden. Und ich weiß natürlich nicht, wie Du das "Hotel Mama" siehst. Also kann ich Dir dazu nur allgemein schreiben, was Dein Bruder wohl einsehen mag und was ihn eventuell gegen Dich aufgebracht haben könnte.

Es gibt zwei Arten, mit der fortgesetzten Abhängigkeit vom Elternhaus umzugehen.
Die eine Art ist, es sich einfach gefallen zu lassen! Wenn Du als Nesthäkchen geboren wurdest und zur Prinzessin gekürt wurdest, ist es nicht außergewöhnlich, dass "Hotel Mama" einiges mehr an Annehmlichkeit bietet, als eine Studentenbude.
Wenn Du Dich der Abhängigkeit und der Bevorzugung vor Deinem Bruder wirklich stellen willst, gibt es recht einfache Wege, das sowohl Deinem Bruder, als auch Deinen Eltern zu beweisen:

Übernehme - soweit Du das nicht bereits als selbstverständlich ansiehst - in Deinem Hotel zumindest die Arbeiten, an denen Du in einem selbständigen Haushalt auch nicht drum herum kämst.
Lehne es schlicht und einfach ab, dass Deine Eltern für Dich mehr tun, als unbedingt nötig ist! Lehne z.B. den Umbau ab. Rede es Deinen Eltern aus. Frage, was sie selbst, unabhängig davon, wie lange Du noch dort wohnen wirst, davon haben werden!

Gebe Deinem Bruder den Eindruck, dass Du nicht die "Prinzessin auf der Erbse" sein willst, sondern dass Du Dir Deiner Abhängigkeit bewußt bist und gewillt, den Aufwand auf ein Minimum zu reduzieen.

Ich denke, damit kannst Du Deinen Bruder überzeugen.

Alles Gute,

Bernd