Problem von Kathi - 16 Jahre

Austauschjahr - Soll es das wirklich schon gewesen sein?

Hallo liebes Kummerkasten Team! Ich heisse Kathi und bin seit ca 7 Monaten in den USA im Staat Michigan. An sich finde ich die USA schon total
cool, aber bei mir hat schon alles nicht ganz so gut angefangen. Schon am Anfang hatte ich Schwierigkeiten in der Schule Freunde zu finden. Wir sind 10 Austauschschueler an unserer Schule. 6 davon sind Deutsche. Die Schueler an unserer Schule zeigen daher ziemliches Desinteresse an den Austauschschuelern, da ja jedes Jahr Neue kommen und wir einfach nichts Besonderes mehr sind. Na klar habe ich in den 7 Monaten Leute gefunden, mit denen ich rumhaenge und so, aber das sind eher so oberflaechliche Freundschaften. Es gibt nur wirklich 2 Maedchen hier die mich verstehen: Eine mexikanische Austauschschuelerin und eine Deutsche, aber das ist ja nicht der Sinn des Austausches hier. Ich wollte ja AMERIKANISCHE Freunde finden. Ausserdem musste ich noch die Gastfamilie wechseln, weil ich mit meinem alten Gastvater nicht klargekommen bin. Er hat getrunken und ich war auch den ganzen Tag alleine weil meine beiden Gasteltern den ganzen Tag gearbeitet haben. Kinder hatten sie auch keine und Sportteams oder Clubs konnte ich auch nicht beitreten weil mich keiner abholen konnte. Meine neue Gastfamilie ist echt toll. Ich habe 3 Gastbrueder. Mit dem 16-jaehrigen verstehe ich mich totaaal gut, aber er hat auch einen ziemlich merkwuerdigen Freundeskreis. Mein aeltester Gastbruder wusste bis vor ein paar Tagen nicht einmal wie mein Name geschrieben wird oder was mein Nachname ist. Nun war ich in Californien und habe dort um die 50 andere Austauschschueler kennengelernt und mich natuerlich auch mit denen unterhalten. Alle von denen sind superhappy und wirklich ALLE die ich gefragt habe, haben nur 1-2 Austauschschueler an ihrer Schule und sind total beliebt dort. Sportteams kann ich auch nicht mehr beitreten, weil es dafuer schon zu spaet ist, aber ich ehrlich gesagt eh nicht so viel von Sport halte, ich mag Musik eher. Nun bedrueckt mich, das ich hier einfach total gelangweilt bin und mich der Gedanke quaelt, das ich keine RICHTIGEN Freunde hier habe, die um mich weinen werden wenn ich gehe. Ich bin hier noch 2 einhalb Monate und denke mir: Soll es das wirklich schon gewesen sein? War das schon alles? Mir sagen alle immer dass ihr Austauschjahr das beste Jahr ihres Lebens war, bei mir ist das das genaue Gegenteil. Ich habe wir so viel mehr von diesem Jahr erhofft und so viel mehr erwartet. Ich habe fuer mich selber wirklich viel dazugelernt und es hat mich auch viel staerker, selbstbewuster und selbststaendiger gemacht, aber geniessen kann ich das Jahr hier nicht wirklich und das macht mich zienlich traurig. Ich zaehle nur noch die Tage bis ich nach Hause kann. Was wuerdet ihr mir empfehlen?

Julia Anwort von Julia

Liebe Kathi!!

Oft ist es so, dass man sich ein Auslandsjahr ganz anders vorgestellt hat und dann kommt alles anders. Als ich damals in die USA gekommen bin, hatte ich auch keinen super Start. Doch jetzt gerade in diesem Moment bin ich zu Besuch wieder in der Stadt wo ich vorher lebte, sitze auf einer Bank am Strand, neben mir mein Freund aus Peru der sein Buch liest und bin gluecklich. Warum ich dir das schreibe? Ich frage mich, warum es dir so wichtig ist unbedingt Amerikaner als Freunde zu haben. Die USA hat soviel mehr zu bieten, soviele interessante Kulturen, Sprachen, nicht nur die Landeseigene. Freundschaften festigen sich nur, wenn du etwas dafuer tust. Warum also sich an den Amerikanern in der Schule klammern, wenn diese dich nicht beachten? Werde taetig und entdecke die schoenen Seiten an den USA. Lade doch mal deine Freunde, wie das mexikanische Maedchen zu dir ein, kocht etwas zusammen, lasse sie etwas aus Mexico kochen. Meine mexikanische Freundin kann die BESTEN Burritos ever, sowas solltest du nicht verpassen. Wo du auch viele junge Leute kennen lernen kannst, Amerikaner wie auch nicht Amerikaner sind in Kirchen. Ich weiss nicht ob du glaeubig bist, ich bin es nicht habe es aus Interesse aber mal veruscht. Hier an der Ostkueste gibt es tausende von Kirchen, die Jugendgottesdienste anbieten und die Kirchen sind immer ueberfuellt. In der die ich damals besuchte hat der "Kirchenchor" kirchliche Rocklieder plus Gitarre, Schlagzeug etz gespielt und hatte ein ansprechendes Thema fuer junge Menschen. Nehme eine Freundin mit und ihr werdet sehen, ihr werdet viele neue Leute kennenlernen.

Ausserdem koenntest du die Moeglichkeit nutzen zu reisen. Nutze die Gelegenheit, rede mit deinen Gasteltern darueber und fahre mal ein Wochenende mit dem Zug und einer Freundin zu einer groesseren Stadt in deiner Naehe. Du kannst ja auch fliegen, wenn du es dir zutraust alleine es in den USA zu tun. Falls du etwas Geld ansparen kannst, solltest du dir unbedingt mal Disney World in Orlando anschauen. Aber da du erst 16 bist, solltest du unbedingt mit deinen Gasteltern darueber reden und mit ihnen gemeinsam Plaene machen.

Krall dich nicht so an den Gedanken UNBEDINGT Teil des amerikanischen Lebens zu sein, wie du es dir vorher vorgestellt hast. Oeffnest du deine Augen siehst du, dass die USA keine eigene Kultur hat, sondern aus vielen verschiedenen besteht. Feier ihre Feiertage, gehe mit den Maedchen aus, die du magst, egal ob aus Deutschland oder sonst wo und geniesse deine restliche Zeit. Stelle nicht so hohe Anforderungen an DEIN Jahr, denn egal was Andere erlebt haben, solange dir dein Jahr gefaellt, ist es egal mit wem und wo du es verbracht hast.

Wende dich ausserdem an deine Gasteltern mit der Frage, was du tun kannst, oder wo du neue Leute kennenlernen kannst und scheue dich nicht davor die Freundschaften zu festigen, die schon bestehen.

Ich wuensche dir eine schoene Restzeit und dass du nacher doch nach Hause gehen kannst mit einer Erfahrung, dessen Erinnerungen dir ein Leben lang bleiben duerfen.
Alles Gute
Julia