Problem von Anonym - 24 Jahre

Motivationslos

Hallo liebes KuKa-Team!
Zufällig bin ich gerade auf Eure Seite gestoßen... Ich sitze hier im Büro und sollte eigentlich arbeiten. Das Problem ist: Ich hasse meine Arbeit. Ich sehe keinen Sinn darin hier jeden Morgen hinzufahren. Es ist jeden Tag der selbe Mist und ich bin völlig unterfordert.
Am besten beginne ich von vorn. Früh, als ich noch jünger war wollte ich immer Jura studieren und Anwältin werden. Das legte sich aber, als ich ca. 16 Jahre alt war. Die Kunst geriet in meinen Kopf & mein Herz und wollte dort nicht mehr ausziehen. Ich malte, photographierte, macht Skulpturen etc... Lieblingsfach in der Schule: selbstverständlich Kunst (und Geschichte). Ich wollte den Kunst LK belegen (welcher leider mangels Nachfrage nicht zustande kam) und mich nur noch mit Kunst beschäftigen. Galerist werden, im Museum arbeiten, Restaurateur werden... Damals war mein Berufswunsch-Spektrum noch sehr weit gefächert. Nunja, letztendlich belegte ich leider nur den Kunst GK. Doch eines war klar: Nach dem Abitur geh ich nach München und dort studiere ich Kunstgeschichte. Ich machte also mein Abitur und bewarb mich an diversen Universitäten. Dann folgten die Gespräche mit einen Eltern. "Was willst Du damit? Museum auf- & zuschließen?" usw... "Ich solle doch lieber vorher eine Ausbildung machen. Etwas kaufmännisches. Am besten im elterlichen Betrieb. Dumm & naiv wie ich war hörte ich auf sie. Ich fing nach dem Abitur die Ausbildung zur Groß- & Außenhandelskauffrau an und beendete diese im Jahr 2009. Jetzt sitze ich hier also, seit fast 5 Jahren. Es ist eine Arbeit die ich hasse und niemals machen wollte. Es unterfordert mich und langweilt mich. Zudem interessiert es mich nicht einmal ansatzweise. Motivation gibt es auch keine. Der Lohn ist eher gering. So gering, dass ich mir nicht einmal eine eigene Wohnung suchen kann. Ich bin wirklich frustriert, wenn ich sehe, dass einige meiner alten Klassenkameraden Ihre Wohnung haben, Ihr Auto & Ihr Leben. Und ich hänge hier in dieser Firma. Vermutlich für immer. Ich habe immer gesagt, nach der Ausbildung gehe ich studieren. Gemacht habe ich es nie. Ich kann das meinem (Stief)Vater nicht antun, einfach wider zu verschwinden. Er setzt große Hoffnungen in mich. Vermutlich als Sekretärin für seinen eigenen, lebensunfähigen Sohn (28). Ich habe das Gefühl, dass mir so viel aufgebürgt wird (nicht geistig anstrengend, aber es sind Massen die zu bewältigen sind), auch an Verantwortung, dass ich darunter bald zusammenbreche. Das schlimmste ist, dass ich meine Eltern im Moment dafür verfluche. Ich verfluche beide bis aufs Blut. Wieso haben Sie mir das ausgeredet? Und wieso war ich so dumm auf sie zu hören? Meine kleine Schwester macht gerade Ihr Abitur. Sie geht danach nach Münster. Biologie studieren, ihren Traum verwirklichen einmal als das zu arbeiten, was ihr Spaß macht.
Ich werde vor diesem Schreibtisch alt werden. Ich glaube ich bin zu alt um jetzt noch einmal komplett auf Kunst umzusatteln... Das schlimmste ist eigentlich, dass ich seit Beginn meiner Ausbildung nicht mehr gemalt habe. Selbst dazu bin ich zu unmotiviert.

Ich danke Euch für's "Zuhören". Irgendwie musste das alles mal raus. 'Tschuldigung, dass es etwas mehr geworden ist.

Liebe Grüße & schöne Ostertage

Marie Anwort von Marie

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Liebe Grüße,
Marie


Liebe Ratsuchende,

wenn ich es richtig verstehe, ist der einzige Grund, warum du diese Arbeit noch machst, der, dass du es deinem (Stief)Vater nicht antun könntest, "einfach wieder zu verschwinden".
Dir fehlt ein wenig der Mut, noch einmal komplett neu anzufangen und dich selbst zu verwirklichen, weil es bedeuten würde, dich gegen die Erwartungen deiner Eltern zu stellen.
Das kann ich gut nachvollziehen - aber ich muss dir auch sagen: DU bist diejenige, die letztendlich mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben muss. Und DU bist dafür verantwortlich, wie du dein Leben gestaltest.

Ich würde dir raten, mal ganz in Ruhe darüber nachzudenken und alle Möglichkeiten, die du im Moment für dich siehst, aufzuschreiben. Dann überlegst du dir, welche Folgen - sowohl positive als auch negative - die verschiedenen Möglichkeiten nach sich ziehen und was sie für dich und deine Zukunft bedeuten würden, und schreibst das ebenfalls auf.
Wäge ab, wie wichtig dir die einzelnen Punkte sind.

Dadurch fällt es dir evtl. leichter, herauszufinden, welcher Weg für dich der beste wäre, und letztendlich eine Entscheidung zu treffen - dafür, so weiterzumachen wie bisher, oder dafür, etwas zu verändern.

Wenn du merkst, dass es mit der Entscheidungsfindung oder mit der Umsetzung nicht so richtig klappt, kannst du dich auch jederzeit an eine psychologische Beratungsstelle/Lebensberatungsstelle in deiner Umgebung wenden.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie