Problem von Josi12 - 25 Jahre

Ich weiß manchmal nicht mehr weiter

Hallo,
ich weiß gar nicht wo ich richtig anfangen soll. Vielleicht stell ich mich mal kurz erstmal vor. Ich bin 25 und lebe mit meiner Mama in einer Zweiraumwohnung zusammen.
Meine Mama ist seit ich 10 Jahre alt bin Alkoholikerin. Deswegen hatte sich damals dann auch mein Stiefvater von uns getrennt, bzw. von meiner Mama geschieden. Daraufhin hat sie damals dann als ich 14 Jahre alt war eine Entziehungskur absolviert. Nach dieser war sie dann fast 1 Jahr lang trocken und dann fing sie wieder an zu trinken.
2001 sind wir dann aus unserer Heimat weggezogen, wegen meiner Ausbildung. Nun lebe ich mit ihr 600km entfernt von den Rest der Familie (Oma, Opa und Onkel).
Wie gesagt ich bewohne mit ihr eine Zwei Zimmer Wohnung, der wir uns zwei getrennte Wohnungen nicht leisten können. Ich bin vor kurzem arbeitslos geworden, aufgrund der Schließung des Geschäftes in dem ich gearbeitet habe und meine Mama ist im Grunde genommen schon seit 1995 arbeitslos. Sie hat gerade einen Ein-Euro-Job. Und da wir beide in der Privatinsolvenz sind, geht es nur mit einer Wohnung.
Nun zum eigentlichen Problem. Meine Mama geht immer bis Donnerstag arbeiten und dann fängt sie ab Donnerstag Abend meistens alle zwei bis drei Wochen an zu trinken. Ich muss ihr dann immer den Alkohol besorgen, ansonsten beschimpft sie mich und ehrlich gesagt möchte ich auch nicht unbedingt das sie schon betrunken durch die Straßen läuft und dies jemand sieht. Sie trinkt dann das ganze Wochenende durch. Ich werde dann ständig beschimpft (wie blöd, doof und hässlich ich wär). Sie brüllt dann manchmal sol laut, das ich denke das ganze Haus bekommt es mit. Dann hab ich Angst die Wohnung zu verlassen, das mich jemand darauf ansprechen könnte.Aber das schlimmste für mich ist, dass sie sich in meinen Zimmer breit macht. Sie hat einen Ordnungstick und möchte ihr Zimmer dann nicht benutzen. Sie schläft auch mit ihr in einem Bett auch wenn sie betrunken ist. Dann geh ich schon manchmal bei ihr im Zimmer (Wohnzimmer) auf den Boden schlafen, weil ich Angst habe wenn ich ihre Couch benutze das ich wieder Ärger bekomme, das ich alles unordentlich gemacht habe. Vor allem wenn sie zu sehr betrunken ist, macht sie auch unter sich und das alles in meinen Zimmer. Sie stört es dann auch wenn ich am PC sitze oder Fernsehen schaue, ich störe sie. Ich würde sie nur ärgern und was ich doch für ein Kind sei. Ich habe keine Privatspäre. Sie fragt mich ständig was ich gerade am PC mache oder sonst so. Ich habe leider keine Freunde mit denen ich darüber reden kann. Nur hab ich gerade meine zwei Halbbrüder wieder gefunden, aber mit denen kann ich auch nicht gerade jetzt schon darüber sprechen. Ich kenn sie erst seit 4 Wochen. Einen Freund darf ich mir auch nicht suchen, bzw. sieht sie es nicht gern wenn ich einen habe. Dann darf ich Abends auch nicht weggehen, bzw. nicht zu lang, ansonsten setzt es wieder Ärger.
Schließe zwar gerade mein Fernabitur ab und möchte danach auch studieren und auch etwas wegziehen, aber ich weiß nicht wie es mit ihr weiter gehen soll. Erstens kann sie die Wohnung nicht alleine halten und dann würde sie nur noch trinken. Sie hat mir schon gesagt wenn ich wo anders hinziehe, zieht sie mit mir in die gleiche Wohnung wieder. Aber das will ich ja nicht mehr. Ich kann mit ihr über so etwas nicht reden. Sie sieht auch nicht wenn es mir mal schlecht geht. Ich kann nicht über meine Gefühle reden. Auch mit meiner Oma oder Onkel kann ich nicht darüber sprechen. Ich weiß manchmal nicht mehr weiter. Liege manchmal nachts wach und weine dann. Achso wenn sie am Wochenende mal wieder durchgetrunken hat, muss ich sie dann bei der Arbeit entschuldigen und mir eine Ausrede einfallen lassen. Wenn ich dies nicht mache werd ich bestimmt und sie droht mir dann manchmal auch damit sich das Leben zu nehmen.
Grüße, Josi

Marie Anwort von Marie

Liebe Josi,

bitte lies dir zuerst einmal unsere Soforthilfe zum Thema Alkoholmissbrauch durch: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/28/Alkoholmissbrauch.html
Insbesondere den Punkt "Soforthilfe für Partner und Angehörige von Alkoholikern" solltest du beherzigen.

Du versuchst, ihre Krankheit vor anderen zu vertuschen, besorgst ihr Alkohol, entschuldigst sie mit irgendwelchen Ausreden bei der Arbeit.
Doch damit hilfst du ihr nicht, im Gegenteil: Du unterstützt dadurch ihren Alkoholismus und sie hat dadurch auch keinen Grund, irgendetwas zu verändern.

Diesen Grund wird es nur geben, wenn du aufhörst, die negativen Folgen ihres Alkoholismus von ihr fernzuhalten.
Das bedeutet konkret: Entschuldige sie nicht mehr auf der Arbeit. Besorge ihr keinen Alkohol mehr. Nimm sie vor niemandem mehr in Schutz.
Denke daran: Sie ist selbst verantwortlich für das, was sie tut. Wenn sie trinkt, muss sie auch die Konsequenzen dafür tragen.

Außerdem wäre es, wegen der ganzen Probleme, die du beschreibst, gut, wenn du dir eine eigene Wohnung suchen würdest. Du kannst dich z.B. beim Arbeitsamt erkundigen, auf welche Leistungen du Anspruch hast - eine eigene Wohnung sollte auf jeden Fall möglich sein. Entweder in eurem Ort oder dort, wo du dann studieren möchtest. Du kannst auch beim Jugendamt nachfragen - die sind zwar nicht mehr für dich zuständig, können dir aber sagen, an wen du dich in deiner Situation wenden kannst.
Du befürchtest, dass wenn du ausziehst, deine Mutter die Wohnung nicht mehr halten könnte und nur noch trinken würde.
Das kann natürlich passieren. Aber es ist manchmal der einzige Weg, damit alkoholkranke Menschen merken, dass es so nicht weitergehen kann, und den Entschluss fassen, etwas zu verändern bzw. sich Hilfe zu suchen.

Und es muss sich eindeutig etwas verändern, denn so, wie es jetzt ist, kann es nicht ewig weitergehen. Sonst wohnst du in zehn Jahren immer noch bei deiner Mutter und kümmerst dich um sie, während sie dich immer noch wie ein kleines Kind behandelt.

Suche in einem klaren Moment das Gespräch mit deiner Mutter und erkläre ihr, dass du sie immer noch lieb hast, auch gern weiterhin mit ihr Kontakt haben möchtest, aber jetzt erstmal dein eigenes Leben brauchst.
Sage ihr auch, dass du ihr keinen Alkohol mehr kaufen wirst, sie nicht mehr vor anderen entschuldigen wirst, ihre Wohnung nicht mehr putzen wirst etc. Und, auch wenn es schwer fällt und sicher einiges an Nerven kosten wird: Setze das dann auch konsequent durch!
Biete ihr aber an, sie zu unterstützen, wenn sie sich Hilfe suchen möchte (z.B. eine Therapie machen möchte). Meistens bringt ein Entzug allein nicht viel, sondern es ist wichtig, im Anschluss an den Entzug noch eine richtige Therapie zu machen, in der man lernt, sein Leben ohne Alkohol zu gestalten und dauerhaft abstinent zu bleiben. Dafür gibt es auch spezielle Kliniken (findet man z.B. über Google).

Es gibt in eurer Nähe bestimmt auch eine Suchtberatungsstelle, wo du auch als Angehörige weitere Informationen und Hilfestellungen bekommst, wenn du das möchtest.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie