Problem von Luisa - 13 Jahre

was tun gegen Selbstverletzung?

Liebes Kummerkasten Team,

ich habe ein Problem...also ich fang mal an: Vor ungefähr 5Monaten hatte sich mein Leben schlagartig , ich war auf einmal Opfer und wurde gemobbt von meiner Parallelklasse und ein paar Ältern, ab da hab ich angefangen mich zu ritzen, das war mein letzter Ausweg vor dem Selbstmord. Ich muss schon sagen ich hatte wirklich viele Selbstmordgedanken. Naja und jetzt 4 Monate später, kann ich nicht mehr mit dem Ritzen aufhören...mittlerweile habe ich schon Narben am Arm und besonders an der Pulsader, ich hatte sie mir versucht aufzuschneiden, was aber nicht geklappt hat..zudem habe ich angefangen zu rauchen, nur 1-3 Ziagretten pro Tag, dann haben meine Eltern mein Tagebuch durchgelesen und wissen jetzt alles über meine Selbstmordgedanken und über das Ritzen, dann haben sie mir mein Messer und meine Zigaretten weggenommen, wir verstehen uns jetzt auch nicht mehr gut. Ich will nicht mit ihnen darüber reden, weil ich weiß das sie es nicht verstehen. Ich hab gehört wie meine Mutter gesagt hat: Sie ist gut erzogen, ich weiß garnicht woher sie ihr komisches Verhalten hat..sie findet mich komisch, naja ich finde mich ja selbst auch krank, manchmal(wenn ich mich 1-3 Tage nicht geritzt hab) zittern meine Hände und es ist so eine Stimme in mir die sagt: RITZ DICH, TU ES! oder SCHNEIDE DIR ENDLICH DEINE PULSADERN AUF,DANN MUSS DICH KEINER MEHR ERTRAGEN!!
Ich weiß nicht, was ich machen soll!

Bitte helft mir!

LG und Vielen Dank

Luisa

Marina Anwort von Marina

Liebe Luisa,

du bist mit deinen Problemen nicht alleine und es ist ein guter Schritt von dir gewesen, dich an jemanden zu wenden - in diesem Fall an uns.

Für jeden ist es einen Schock, wenn sich das eigene Leben ganz plötzlich und unerwartet ändert und meist sogar, ohne dass man weiß, warum eigentlich.
Du schreibst, dass dein erstes Erlebnis als Opfer in etwa ein halbes Jahr her ist, das ist eine sehr lange Zeit, in der du dich mit vielen Gedanken herumgeschlagen hast, die nicht leicht sind. Hast du an der Schule vielleicht Freunde, die dich unterstützen können? Es besteht auch die Möglichkeit in einem Mobbingfall die Schule zu wechseln. Ich selbst habe damals mittendrin die Schule gewechselt und danach relativ schnell Anschluss gefunden zu Menschen, die mich mit all meinen Macken angenommen und akzeptiert haben. Es ist nicht leicht loszulassen und wieder neu anzufangen, aber wenn die Situation so schlimm an deiner jetzigen Schule ist, dass du angefangen hast dich selbst zu verletzen, kann es auf Dauer nicht gut für dich sein.
Ich verstehe, dass du mit deinen Eltern nicht mehr reden möchtest, weil du das Gefühl hast, sie verstehen dich nicht und wissen auch nicht, was mit deinem Leben gerade passiert. Es sind deine Eltern, sie wollen das Beste für dich, sie können sich deine Reaktion nicht erklären. Sie müssen es auch nicht verstehen. Falls du einen Schulwechsel in Betracht ziehst müssen sie nur wissen, dass es für dich das Beste ist. In diesem Fall sprich mit ihnen darüber, erzähl ihnen, dass du dich dort nicht wohlfühlst. Sie haben dein Tagebuch gelesen - was sie nicht dürfen - und dadurch wissen sie, dass es dir nicht gut geht. Du wirst von ihnen sicherlich Unterstützung bekommen.

Falls du nicht gleich mit deinen Eltern reden möchtest, rede mit einem Freund oder Freundin. Gute Freunde sind dazu da, damit du jemanden hast, der dich auch in großer Not stützt. Es ist vielleicht nicht einfach oder vielleicht schämst du dich auch, aber wenn du deine Situation erklärst, wird sie/er dir zuhören. Und es ist nur gut für dich, wenn du jemanden hast, an den du dich wenden kannst, in Momenten, in denen du nicht alleine sein willst. Oder wenn du merkst, dass du dich wieder ritzen möchtest, kannst du denjenigen anrufen und versuchen dich abzulenken. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die du einfach ausprobieren kannst, z.B. anstatt dich zu ritzen, halte das Messer nur an deine Haut, spüre das kalte Metall und warte, bis das Bedürfnis schwächer wird (das kann unter Umständen schon ein bisschen dauern). Versuche alle scharfen Gegenstände so aufzubewahren, dass sie nicht immer in deinem Blickfeld oder leicht erreichbar sind. Drücke deine Gedanken -wie du auch schon in dem Tagebuch getan hast- in Worten oder Bildern aus. Manchen hilft es Sport zu treiben, einfach ein paar Runden um den Block zu rennen.
Mit dem Ritzen kannst du eventuell nicht von jetzt auf gleich aufhören, das erwartet auch niemand, es ist wie eine Sucht. Und du bist nicht komisch, es ist eine Reaktion auf Stress und Druck, das zeigt sich bei jedem anders. Mache dir einmal Gedanken dazu, warum ritzt du dich, hilft es dir? Bringt es dich weiter? Du kannst dir dafür auch professionelle Hilfe holen durch einen Therapeuten, Adressen findest du auf dieser Seite (http://www.therapeutenfinder.com/therapeuten/ ), dort gibst du deinen Wohnort an und im Bereich "Psychotherapie", du kannst dort auch nach "Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen" suchen. Falls dir eine Selbsthilfegruppe lieber ist kannst du diese auch durch die Seite (http://www.nakos.de/site/adressen/rot/ )finden.

Lass dich von all dem nicht abschrecken, du bist damit nicht alleine, es gibt viele Menschen, die sich selbst verletzen und es gibt auch ausgebildete Leute, die sich um eben diese Menschen kümmern um ihnen zu helfen wieder Spaß am Leben empfinden zu können. Denn das Leben bietet so viel Schönes, wenn man den Kopf frei hat um es genießen zu können. Du solltest dein Leben nicht einfach beenden, gestalte es viel mehr nach deinen Wünschen. =)

Ich drücke dir die Daumen für alles Weitere und wünsche dir das Beste, damit du wieder mehr Spaß und weniger Sorgen im Leben hast. =) Ich bin zuversichtlich, dass du das schaffst.
Liebe Grüße
Marina