Problem von Anonym - 43 Jahre

Mein Freund ist nur noch gemein

Liebes Kummerkastenteam! Ich brauche dringend jemand, der mir zuhört, und ich danke Euch schon mal dafür, dass ich meinen Kummer von der Seele schreiben darf.

Mein Freund (46) und ich leben schon sehr lange in einer Beziehung. Wir haben zwei Kinder im pubertären Alter und momentan richtig große Probleme miteinander.

Er hat sich in der Vergangenheit immer mehr zum Pascha entwickelt. Ich muss mit ihm aufstehen und das Frühstück richten, was ich eigendlich auch gerne mache, aber er würde nicht mal den Tisch decken oder mal Brot aufschneiden, ohne dass ich ihn drum bitte. Er setzt sich grundsätzlich an den Tisch und wartet darauf, dass alles bereit steht und er nur noch essen muss.

Er ist nur noch mies drauf, ich denke er arbeitet viel zu viel, lässt alles an mir aus. Ärgert er sich über unseren Sohn, dann bin ich erst mal an allem schuld. Wenn unser Sohn Werkzeug aus seiner Werkzeug verschlampt, war es nicht unser Sohn, sondern wir alle (außer mein Freund natürlich) . Ich habe ihm schon oft gesagt, er soll doch die Sachen, die unser Sohn angestellt hat mit ihm abklären und nicht immer unsere Tochter und mich als mitschuldig hinstellen. Meistens bekommen wir noch nicht mal mit, dass unser Sohn Werkzeug u. ä. aus der Werkstatt genommen hat. Nun verlangt er von mir, dass ich unseren Sohn "überwache" (Er ist 14!!!) Ich sei ja den ganzen Tag zu Hause und hätte "Freizeit", so waren gestern seine Worte.

Er schreit ständig mit den Kindern, Widerworte kann er nicht akzeptieren. Und wenn die Kinder sich streiten, und das tun die heftig, flippt er regelrecht aus. Manchmal verhält er sich wie ein Kleinkind, so bockig. Kritik kann er überhaupt nicht vertragen, er macht ja keine Fehler. Nur wir.

Ich vermisse den lustigen, toleranten Mann in dessen Lachen und trockenen Humor ich mich damals verliebt habe. Er nur noch verbissen, mir gegenüber total respektlos und denkt nur noch an Arbeit, Arbeit, Arbeit. Und er verlangt von mir, dass ich den Weg der Arbeit bis spät Abends noch mit gehe.

Wenn ich abends um 21.00 Uhr auf der Couch liege, und mir einen schönen Film o. ä. ansehe, mault er rum, wir würden ja ewig auf der Couch liegen, er müsse ja arbeiten. Ich kann doch nichts dafür, wenn er sich so viel aufhalst. Ich helfe ihm ja wo ich kann, aber irgendwann ist auch mal gut!!!

Und wenn wir unterwegs sind und es dauert mal etwas länger, dann bekomme ich auch schon wieder zu hören, dass er in der Zeit schon wieder nichts arbeiten konnte.

Im Urlaub gibt es auch immer wieder Streit mit den Kindern, weil mein Freund am liebsten Museen ansieht, die mit Autos, alten Motorrädern, alten Trakoren eca. bestückt sind. Und regt sich dann auf, wenn sich unsere Tochter nicht dafür interessiert, total gelangweilt ist und rummotzt. Wenn wir mal einen Vorschlag machen, was wir unternehmen könnten was uns auch Spaß macht, ist er mit Sicherheit nicht daran interessiert und hat dann wieder schlechte Laune und hält uns vor, wie viel das wieder gekostet hat.

Das Thema Geld ist auch so ein großes Problem. Er will nicht, dass ich arbeiten gehe, wir haben einen kleinen Landmaschinenhandel, in dem ich mithelfe, aber kein Geld dafür bekomme. Wenn ich mit ihm darüber rede, wieder arbeiten zu gehen, meint er, dann können wir das Geschäft abmelden. Ich muss aber an meine Altersversorgung denken, denn abgesichert bin ich in keinster Weise und er denkt auch nicht daran, mich abzusichern. Außerdem könnte ich dieses Geld was ich verdienen würde sehr gut gebrauchen, ich bekomme außer Kindergeld keinen Cent. Ein richtiges regelmäßiges Haushaltsgeld gibt es von ihm nicht. Wenn er mir mal 50 Euro gibt für Lebensmittel... Shoppen gehen mit Freundinnen? Fehlanzeige, kein Geld. Mir mal neue Klamotten bestellen? Kein Geld. Er gibt für sich sein Geld aus, für uns hat er nix. Die Kleidung für die Kids sind fast alle von Freunden / Verwandten, die ältere Kinder haben. Für die Kinder brauche ich fast keine Kleider zu kaufen. Vielleicht mal ein paar Schuhe.

Ich dumme Kuh bin eigendlich selbst dran schuld, denn wenn ich ihn nicht so sehr unterstützen würde und mehr an mich denken würde, ginge es mir besser und er würde nicht alles so selbstverständlich sehen.

Ich gehe an meiner dämlichen Hilfsbereitschaft noch kaputt. Ich stehe ständig unter Strom und habe Angst Fehler zu machen und wieder Ärger mit ihm zu kriegen. Ich möchte doch nur eins: Frieden in unserer Familie!

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

ich habe dein Problem sehr aufmerksam gelesen und in mir gehen aber wirklich alle Alarmglocken an.

Du schreibst es selbst richtig: "Ich gehe an meiner dämlichen Hilfsbereitschaft noch kaputt".

Exakt. Das wirst du.

Zählen wir mal die Fakten auf, die in deinem Beitrag rausblitzen.

- du hast dich in einen Mann verliebt, der er nicht mehr ist.
- er hat nur noch Arbeit im Kopf, alles andere zählt nicht.
- er schätzt und achtet dich nicht.
- die Kinder sind ihm eher lästig.
- er hilft null mit.
- er entwickelt sich immer mehr zum Rumschnauzer.
- er gibt das verdiente Geld für sich aus, für euch ist kaum was da.
- du schluckst das alles.
- du machst alles mit.
- du wehrst dich nicht!

Und was ich am allerschlimmsten und bedenklichsten finde:

- du bist KOMPLETT von ihm abhängig!

Meine liebe Unbekannte, das geht so nicht weiter! Das darf so nicht weiter gehen!

Du hast dich da in eine Rolle drücken lassen, die höchst ungesund für dich ist. Und du hast dazu beigetragen, dass dein Freund eine Rolle in eurer Beziehung bekommen hat, die ihm einen goldenen Teppich auslegt, obwohl er sich wie der letzte Kerl momentan benimmt.

Versteh mich nicht falsch. Ich bin bestimmt keine Feministin oder so. Ich kann auch nachvollziehen, dass dein Lebensgefährte sicher viel Druck im Job hat, wenn er sich charakterlich so verändert und dauernd nur an die Arbeit denkt. Oder, was auch sein kann, dass er ein großes Problem mit sich selbst hat und begonnen hat, sich über die Arbeit zu definieren. Das würde erklären, warum er arbeiten will und kein Familienleben mehr möchte.

Es ist nun sehr wichtig, dass du, egal, was er dazu sagt, für DICH anfängst zu sorgen! Was ist, wenn er irgendwann austickt und die Beziehung beendet? Oder wenn du nicht mehr kannst und es nicht mehr willst? Dann stehst du da, ohne einen Cent! Dass du keinerlei Absicherungen hast, macht mir große Sorgen. Dass du keine Rentenversicherung hast, keinerlei Altersvorsorge, dass du nicht auf das Geld Zugriff hast, dass du so kurz gehalten wirst! All das macht dich zu 100% von deinem Freund abhängig. Du kannst ja eigentlich gar nicht anders als schlucken, weil du sonst vor dem Nichts stehen würdest!

Bitte, das musst du doch sehen! Du bist doch auch noch da! Weder darf es sein, dass du keine Sicherheiten hast noch darf es sein, dass du kaum Geld zum Leben hast, während er es ausgibt! Ok, er will eine Hausfrau zu Hause. Wenn du diese Rolle ausfüllen möchtest und dir das Recht ist, ok. Aber ihr seid nicht verheiratet, du hast keinerlei Schutz! Und wenn er so geizig ist, dass du und deine Kinder nichts abbekommt vom großen Topf...sorry, dann darfst du das nicht so hinnehmen!

Du wirst ausgenutzt. Merkst du das?

Du musst schnellstens aus diesem Abhängigkeitsverhältnis raus. Mit 43 Jahren nicht zu arbeiten und kein eigenes Geld zu haben bei zwei Kindern, die von euch abhängig sind, geht nicht. Mit 43 Jahren keine Altersvorsorge zu haben, geht auch nicht! Da muss man ganz früh anfangen, da reinzuzahlen, sonst kriegt man, wenn die Rente da ist, nur ganz wenig Geld.

Bitte, wach auf und sorge für dich, schütze dich!

Das bedeutet, dass du schauen musst, wo du Geld her bekommst. Wenn dein Freund den Landmaschinenhandel nur führen kann, wenn du dich ausbeuten lässt, dann ist es kein guter Handel. Er müsste dich mindestens in die Altersvorsorge nehmen und dir einen Lohn zahlen, mit dem du gut über die Runden kommst. Allerdings bist du dann wieder von ihm abhängig, deshalb würde ich dir vorschlagen, dich doch mal umzuhören (erstmal vielleicht ohne dass er das weiß), wo du arbeiten könntest. 43 ist so ein "Grauzonenalter". Manche stellen noch ein, andere nicht mehr, weil du ihnen zu alt bist. Guck dich um, ich weiß nicht, was du für eine Ausbildung hast, es gibt sicher Möglichkeiten.

Und wenn du eine Möglichkeit für dich gefunden hast, dann sollte ein Gespräch mit deinem Freund laufen. Stell ihn vor die Wahl: Entweder du zahlst mir mehr für mein Leben und steckst nicht alles ein und gibst mir einen Arbeitsvertrag und eine gescheite Altersvorsorge oder ich gehe ganz normal arbeiten und ICH MACH DAS WIRKLICH. Er hat dich momentan total "im Säckel" und macht, was er will, egal, wie es dir dabei geht. Und dass er sich keine Gedanken macht, wie du später da stehen wirst, ist sehr, sehr schlimm. Wie wichtig bist du ihm denn noch?

Versteh mich nicht falsch, ich will hier nicht streng mit dem Rohrstock stehen, aber ich sehe, wie du dich und dein Leben langsam aber sicher in den Sand setzt. Die Beziehung ist mehr als gefährdet, du hältst das so nicht mehr lange aus. DU bist gefährdet. Daher musst du dich bittebitte schützen. Ich schreibe nur so, weil es wirklich sehr dringend ist und ich nicht möchte, dass du irgendwann vor dem kompletten Aus stehst. Und dann geht gar nichts mehr.

Es werden Schwierigkeiten auf dich zukommen, wenn dein Freund erfährt, dass du wieder arbeiten gehen willst. So wie ich ihn einschätze, wird er dir sogar drohen, alles hinzuschmeißen oder versuchen, es dir zu verbieten. Bitte, nimm diese Schwierigkeiten dann in Kauf, stell dich ihm entgegen und bleib hart! Es geht hier um dich und deine Zukunft!

Was auch gut wäre: wenn du dich mit diesem Problem jemandem in deinem Umkreis anvertrauen könntest. Jemandem, den du vertraust und der nicht gleich zu deinem Mann rennt und ihm alles steckt, der deine Verhältnisse aber kennt. Ich merke, dass ich am liebsten aufspringen, zu dir kommen und euch alle mal durchschütteln würde. Mal Tacheles reden, mal für dich einstehen! So jemanden brauchst du in deiner Nähe, jemanden, der dir Kraft gibt und mit dir ein Stück Weg geht. Dann bist du nicht so alleine auf weiter Flur.

Das könnte eine Freundin, ein Freund sein, deine Eltern, wenn es die noch gibt oder auch ein Therapeut, der dir hilft, mal klar zu sehen und einen Weg zu ebnen. Das kann übrigens auch ein Anwalt sein, auch wenn sich das schlimm anhört. Die Eingangsberatung kostet höchstens 180 Euro und du würdest viele Infos bekommen, was laufen darf und was nicht.

Beim Therapeuten könntest du zB auch erfahren, wie du ein Gespräch mit deinem Freund führen kannst, das ihm sehr genau darlegt, dass es so nicht weiter gehen kann. Es ist ja nicht nur die finanzielle Seite sondern weitaus mehr auch die persönliche. Du merkst selbst, dass du an einem Punkt angekommen bist, wo du so nicht mehr weiter willst, sonst hättest du uns nicht geschrieben.

Schütze dich selbst! Und warte bitte nicht damit. Kämpfe für dich! Du bist das doch wert! Das musst du sehen! Du bist das wert.

Ich wünsche dir wirklich, dass du das hinkriegst. Es ist deine einzige Chance auf Sicherheit und auf Änderung der momentanen unhaltbaren Zustände.

Alles, alles Gute!

Liebe Grüße,

Dana