Problem von Anonym - 14 Jahre

Mit 14 schon Depressionen?

Hallo liebes kummerkasten-team :)
Ich habe euch schon sehr oft ein Problem gegeben... naja bis jetzt wurde noch keins beantwortet, ist aber weiter nicht schlimm, die letzten Sachen konnte ich schon mit mir alleine regeln und ich suche ja nur nach einen Rat, der mir hoffentlich helfen würde...

Nur mein Problem ist, dass ich schon seit 2 Jahren die meiste Zeit traurig bin. Natürlich, es gibt Tage, die ich küssen könnte und niemals loslassen wollen würde, und ich liebe jeden einzelnen Tag, trotzdem wünsche ich mir sehr oft zu sterben, das wäre ich auch schon, wenn die wichtigste Person meines Lebens mich nicht gehindert hätte. Klar, die meisten würden jetzt sagen, dass das die Pubertät wäre, aber da bin ich mir nicht sehr sicher. Mein Verhalten blieb immer normal, nur nach einigen sehr traurigen Ereignissen, die doch immer gut ausgingen, wurde ich immer mitgenommener, letztens erkrankte mein Wellensittich, ich habe jetzt jeden Tag immer noch panische Angst, dass er stirbt... Denn ich hänge mich meist nur an Sachen, die mir wirklich wichtig sind, darum tue ich im Moment alles, um meinem Vogel zu helfen...

Ich habe ja schon oft von meiner Homosexualität geschrieben, dass die nicht von meiner Mutter akzeptiert wird, nächster Schlag, den ich aber gut verkraften kann; meine Freunde haben nichts dagegen und wollen mich sogar dabei unterstützen :). Aber manchmal denke ich mir trotzdem... 'was bist du für ein schlechter Mensch(ich glaube nicht an Gott)! Mädchen und Mädchen ziehen sich nicht ab'... manchmal nisten sich diese Gedanken in meinem Kopf ein und versauen mir den Tag.

Nur mein Problem ist... ich habe schon einige Male mich 'versucht' selbst umzubringen, habe mir das Bettlaken um den Hals gewickelt, richtig fest, weil man es nur schwer auswickeln konnte. Und in dieser Zeit habe ich es mir noch mal anders überlegt und habe es in letzter Minute wieder ausgewickelt. Ich habe mir auch oft das Messer, womit man Schinken schneidet, an Hals oder an die Pulsader gelegt und habe in der Zeit auch über mein Leben nachgedacht. Habe mich aber noch nicht absichtlich mit dem scharfen Messer geschnitten.

Eigentlich habe ich auch noch nicht vor zu sterben, nur ich kann diese... diese immer neuen Mordgedanken nicht mehr ertragen. Vor zwei Jahren warens nur 2 Tage im Monat, an denen ich mich nicht gut fühlte. Jetzt ist es schon fast jeden Tag... Ich habe immer noch Hoffnung für die ich Kämpfe! Trotzdem habe ich große Angst vor mir selbst, weil ich weiß, dass ich mir selbst schaden könnte, OBWOHL ICH DAS NICHT WILL, ich habe mich auch schon oft am Bein geritzt, aber keine Sorge, ich mache es nicht mehr und kann gut mit angeblichen Suchten aufhören.

In der 5 Klasse bis fast zur 7. wurde ich gemobbt. Ich hatte keine Freunde in der Schule und alle haben mich niedergemacht. Ich habe mir natürlich alles gefallen lassen, habe immer an mich selbst geglaubt! Aber genau das war die Zeit, in der ich am meisten Sterben wollte, die Zeit in der alles auf einen Schlag kam und ich noch nichts hatte an das ich mir festhalten konnte. Ich wurde sogar im Internet gemobbt, weil ich viel zu reif für mein Alter (früher 11-12) war. Das... bereitete mir ziemliche Schmerzen. Und jetzt?

- Jetzt in der 8. Klasse bin ich die neutralste! Unsere Klasse hat sich in 2 gespaltet, die, die Markenklamotten tragen, und die, die einfach 'normal, chillig, nicht tussihaft' sind (Mädchenschule). Und ich sehe mich als keine Gruppe. Keiner lästert mehr über mich und ich bin mit fast allen aus der Klasse befreundet! Und verhalte mich sogar denen, die mich früher gemobbt haben, höflich. Im Moment bin ich sogar eine sehr gute Vertrauensperson geworden und habe 2 sehr gute Freunde gefunden.

Trotzdem verstehe ich die Welt nicht mehr... klar, ich hatte immer eine aller beste Freundin, aber... mir wurde immer wieder das Herz gebrochen und ich kann immer noch nicht von meiner früheren abkommen...

Jetzt noch zu meinem sehr großen Problem; ich habe immer Verfolgungswahn, ich habe Angst, dass irgendwer in meinem Zimmer ist, gucke immer unterm Bett, in den Schränken und habe sogar Angst vor dem Spiegel. Das kommt nicht vom Filme schauen, nein, ich habe diesen Verfolgungswahn schon seit Jahren und manchmal verzweifle ich sogar, wenn ich alleine bin, dadurch...

Mein Problem ist; ich weiß nicht mehr, was mit mir anzufangen ist, ich bin zwar erst 14, aber immer noch ein klar denkender Mensch, also bitte beachtet das Alter nicht, denn sowas verletzt mich meist sehr :)

Gut... könntet ihr mir... Tipps geben, mein Leben besser zu gestalten? Ich bin kein froher, spaßiger, und Party Mensch... Aber ... gibt es da nicht irgendwas, was gegen den fast werdenden Depressionen hilft?... Ich weiß ja noch nicht mal ob das Depressionen sind, heute zum Bespiel hätte ich überglücklich sein müssen! Aber als ich von der Schule kam legte ich mich einfach auf den Boden, weil ich mich einfach kaputt fühlte... Wie jetzt auch. Und ich treffe mich gelegentlich mit Freunden, das ist nicht das Problem...

PS: ich habs zweimal eingesendet, beantworte aber nur ein mal mit der Mail, weil ich aus versehen den Titel vergaß!
Vielen Dank liebes kummerkasten Team!

Daniel Anwort von Daniel

Liebe Anonyme,

du befürchtest zu Recht das man deine Gefühle in deinem Alter als pubertäres Gefühlschaos abtut nicht zuletzt weil viele junge Leute denken, dass sie Depressionen haben obwohl sie nicht wirklich darunter leiden.
Diesen Eindruck habe ich bei dir jedoch nicht.
Du weist viele eindeutige Symptome einer Depression auf zum Beispiel das sich traurig und kaputt fühlen, sowie die zunehmenden depressiven Episoden und die doch recht heftigen Gedanken in Kombination mit deinem "Bettlaken-versuch" und der Sache mit dem Messer, auch dein Verfolgungswahn ist überaus besorgniserregend.
Das sich dein soziales Umfeld gebessert hat freut mich sehr, aber du hast richtig festgestellt, dass dich das nicht vor finsteren Gedanken schützt, natürlich sind Freunde trotzdem sehr wichtig, denn sie halten dich manchmal in genau dem dunkelstem Moment von schlimmen Dingen ab und geben dir im Alltag viel Rückhalt.

Du solltest dir eine Vertrauensperson (eine Freundin, Geschwister oder dein Vertrauenslehrer) suchen die diesen Namen auch wirklich verdient hat und ihr von deinem Gedanken erzählen, dies wird zwar nicht dein Problem lösen, aber du wirst das Gefühl haben als sei dir eine unglaubliche Last von der Seele genommen werden. Diese Person wird dich auch bei deinem nächstem Schritt unterstützen und zwar bei dem Gespräch mit deinen Eltern. Natürlich ist es unangenehm das vor den eigenen Eltern anzusprechen, aber bitte glaub mir wenn du ihnen deine Situation genauso schilderst wie du es in deinem Brief an uns getan hast, dann werden sie dich und deine Sorgen ernst nehmen und dich nicht verurteilen oder ähnliches. Im Endeffekt werden deine Eltern wahrscheinlich mit dir zu einem Psychologen gehen, um eine genaue Diagnose stellen zu lassen.

Wenn du trotz allem auf keinen Fall mit deinen Eltern reden möchtest kannst du auch einfach zu deinem Hausarzt gehen und dir eine Überweisung zu einem Psychologen holen, denn mit 14 Jahren kannst du das schon und dein Arzt wird aufgrund seiner Schweigepflicht deinen Eltern nichts erzählen.

Im Prinzip ist es nicht wichtig WIE du zu einem Psychologen kommst, wichtig ist nur DASS du dich bei einem in Behandlung begibst, denn es ist leider überaus unwahrscheinlich, dass dein Zustand sich von alleine bessert.
Du musst dir auch keine Sorgen machen was der Psychologe wohl mit dir machen könnte, denn sie sind so gut wie immer super nett und absolut tolle Menschen. Die Behandlung wird wahrscheinlich aus Gesprächen und vielleicht einer ganz geringen Medikation bestehen. Du musst keine Angst haben das du irgendwo stationär in eine Klinik kommst, denn solange du das nicht möchtest machen die gar nichts mit dir.

Ich wünsch dir alles Liebe und hoffe nur das beste für dich :)
Daniel