Problem von Anna - 18 Jahre

Vergewaltigung

Hey ich brauch dringend eure Hilfe!!!
Ich weiß nich wo ich anfangen soll also ich werd es in einem gedicht erklären:

Dunkelheit, Schweiß, ein zerwülltes Bett, schreiend wach ich auf.
Es war nur ein Traum, war es nur ein Traum?
So real, so verflucht real.
Ich sah sein widerliches Grinsen, roch sein Gestank, fühlte Schmerzen.
Ich sitz in meinem Bett, zieh die beine an meinem Körper
Schling die Arme darum und wippe
apatisch vor und zurück.
Angst schleicht sich in meinem kopf
Psychologen, verdammte Psychologen, sie wollen das ich es überwinde
Indem ich es immer wieder durchlebe.
Hilft mir das, kann ich es so verarbeiten?
Oder wühlt es mich nur auf?
Ist das die lösung, hilft mir das?
Hören sie mir wirklich zu, oder hören sie nur
was sie hören wollen?
Alle wollen nur helfen, helfen wie, wie sollen sie das machen?
Sie sehen nicht was ich seh, fühlen nicht was ich fühle,
können es nur erahnen, können mich nicht verstehen.
Ich veränder mich, verschließe mich, reagiere wie sie es wollen,
antworte was sie wollen, ich sterbe stück vor stück.
Will nicht ihre fragen, will Antworten.
Bin ich schuld?
Habe ich es Provoziert?

Das alles tut mein eigener Bruder mir an!!!

Ich denke und hoffe das dies deutlich macht, was mein problem ist.
ich kann ziemlich schlecht darüber reden und wüsste auch nicht wo ich anfangen sollte.
Ich hab deswegen mein ganzes leben verloren und die personen die mir am wichtigsen sind. Nämlich all meine Freunde. Ich hab angfangen darüber mit meine Freunde zu reden und sie haben mich in stich gelassen. Ich weiß das es ein fehler war mit ihnen darüber zu reden aber ich brauchte personen andere als Psychologen ich brauchte freunde die an meiner seite stehen und mir in die armen nehmen wenn ich nicht mehr weiter konnte. es ist immer noch nicht vorbei und ich kann langsam ohne freunde ohne familie nichtmehr damit umgehen. Bitte gibt mir irgendeinen Rat es ist echt dringend!!!
Lg anna

Marie Anwort von Marie

Liebe Anna,

ich danke dir für dein Vertrauen in uns!

Ich möchte versuchen, dir eine Antwort auf deine Fragen zu geben.
Zunächst einmal zu der Frage, ob du Schuld bist, ob du es provoziert hast.
Darauf kann ich ganz klar sagen: Nein!
Das, was dein Bruder getan hat, das hätte niemand tun dürfen, unter gar keinen Umständen! Dass er dir das angetan hat, ist allein seine Verantwortung. Dafür kannst du nichts und egal, wie du dich verhalten hättest, er hätte es trotzdem getan, einfach weil er sich dafür entschieden hat, es zu tun. Schuld daran ist ganz allein er und nicht du!

Ob dir das Wiedererleben hilft, es zu verarbeiten?
Aus fachlicher Sicht kann ich sagen: Ja. Aber wenn du das Gefühl hast, dass es dir nichts bringt und dich nur fertig macht, kannst du damit auch noch warten, bis du dich bereit dafür fühlst.

Den Psychologen etwas vorzuspielen, wäre aus meiner Sicht nicht der richtige Weg, denn dann bringt dir die Therapie nichts und ihr redet völlig aneinander vorbei. Du kannst deinem Therapeuten entweder mitteilen, wie du die Therapie empfindest und was du dir stattdessen wünschst (z.B. mit einem Brief, wenn dir das leichter fällt), oder du suchst nach einem anderen Therapeuten, bei dem du dich besser verstanden fühlst und dich besser öffnen kannst, oder du brichst die Therapie erst einmal ab und fängst sie evtl. später noch einmal an.
Die Psychologen können nicht hundertprozentig verstehen, wie du dich fühlst, weil sie es nicht selbst erlebt haben. Richtig verstehen können dich wahrscheinlich nur Menschen, die selbst etwas ähnliches durchgemacht haben.
Wenn du magst, kannst du ja einfach mal bei Google nach Selbsthilfegruppen für Opfer von sexuellem Missbrauch/Vergewaltigung in deiner Nähe suchen.
Auch im Internet gibt es zahlreiche Foren, wo du dich anonym mit anderen Betroffenen austauschen kannst, wenn du das möchtest.
Hier habe ich noch einen sehr guten Link für dich: http://hab-keine-angst.de

Ich denke nicht, dass es ein Fehler war, mit deinen Freunden darüber zu reden. Vielleicht waren sie überfordert damit, aber dich einfach im Stich zu lassen, war trotzdem nicht richtig von ihnen. Leider erkennt man oft erst in der Not, wer ein wirklicher Freund ist und wer nicht.
Wie gesagt, ich denke, dass dir der Austausch mit anderen Betroffenen am besten helfen könnte. Ich hoffe, dass du auf diesem Weg schnell Menschen findest, bei denen du dich verstanden fühlst und die dir Halt geben können.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie