Problem von Laura - 16 Jahre

hilfe.

hallo. ich habe so etwas noch nie gemacht aber das ist mein letzter ausweg. Mein ganzes leben ist scheiße. Das hört sich komisch an da ich erst 16 bin aber es ist so. Meine kindheit war die hölle. Mein Vater hat meine schwester blutig geprügelt und ich musste zusehen und konnte nicht helfen. ich habe nachts albträume die mich auffressen und immer mehr in die enge treiben. Meine mutter findet das ich eine nichts nutzige dumme kuh bin die nichts auf die reihe bekommt. Für meine ganze familie bin ich nur die fette sau die niemand will. Immer öfter erwische ich mich dabei wie die schnitte in meinen arm tiefer gehen und ich endlich schlafen will. ich will nicht mehr allein sein. Nicht mehr so ungeliebt sein. ich will oben im himmel sein. Bei meinem hund. Bei jemandem der mich versteht. Was soll ich nur tun? ich komme nicht mehr klar mit meinem leben. ich will nicht mehr. ich habe angst. angst vor mir selber.

Dana Anwort von Dana

Meine liebe Laura!

Ich hoffe sehr, dass dich meine Antwort erreicht, vor allem auch deshalb, dass du merkst: hier hört mir jemand zu.

Du schriebst, dass du gerne endlich schlafen möchtest...endlich nicht mehr alleine sein, bei deinem Hund, der anscheinend schon gestorben ist...oben im Himmel. ABER: du hast es nicht getan. Du hast deinem Leben kein Ende bereitet, obwohl die Gedanken daran dir schon öfter gekommen zu sein scheinen und die Möglichkeiten ja sicher existieren würden. Warum nicht?

Ich denke, das, was du möchtest, muss hier auf Erden passieren und eine Flucht würde da nicht unbedingt Erleichterung verschaffen. Du möchtest anerkannt sein, geliebt werden, nicht die sein, die dauernd beschimpft wird. Und ENDLICH, meine liebe Laura, endlich fängst du an, für dich zu sorgen und es einzufordern. Dir Hilfe zu suchen. Hilfe für DICH, für deine Seele für deine Wünsche und deine Sehnsüchte.

Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung und auf den kannst du schon mal richtig stolz sein. Es ist schwierig, seine Ängste und Sorgen zu fassen, ihnen ins Gesicht zu sehen, sie jemandem mitzuteilen und um Hilfe zu bitten. Du hast dich das hiermit getraut - das war sehr mutig! Und ich habe dir zugehört, kenne nun dein Problem, sehe, wie es in dir aussieht und werde in den folgenden Absätzen versuchen, dir eine Hilfestellung zu geben, die du in deinem täglichen Leben nutzen kannst.

Zuerst mal ist es sehr wichtig, dass du genau da weiter machst, wo du gerade stehst. Du hast erkannt, dass du selbst nicht das bist, für das dich andere halten, dass du etwas Besseres bist, dass du selbst mehr wert bist als ein Messer in deinem Arm. Und genau da musst du weiter gehen.

Du hast dich des Öfteren selbst verletzt, hast dir in die Arme geschnitten, um zu merken, dass du noch da bist, dass du noch etwas fühlen kannst. Der Schmerz, das Schneiden, ein Ventil, um Druck abzulassen, vielleicht sogar, dich selbst zu bestrafen für Dinge, an denen du keine Schuld hast. Das ist die verkehrte Richtung, Laura. Aggressionen, Wut, Verletzungen der Seele, all das muss nach draußen! Nicht nach innen. Diese Schmerzen verschaffen dir sicher einen Moment Erleichterung, lassen alles in dir auf deinen Arm blicken und die Seele hat einen kleinen Moment Ruhe. Doch dein Körper ist dadurch verletzt worden. Die Verletzung umzuwälzen, so dass etwas anderes mehr weh tut und die Seele mal kurze Zeit nicht ganz so arg schreit, ist ein verlorener Prozess, denn du bestrafst dich ja jedes Mal mit.

Du hast keine Schmerzen verdient. Du bist ein wertvoller Mensch mit deiner ganz eigenen Sensibilität, mit dem Mut, mit der Verletzlichkeit, mit der Intelligenz, die du hast. Du hast ein Recht darauf, unbeschimpft und unverletzt zu sein, sowohl, was deine Familie angeht, die dich demütigt, als auch, was dich selbst angeht, die du dir Wunden zufügst.

Da ich dich nun schon als Menschen kennen gelernt habe, der zwar mutig, klug und sensibel ist, dies aber anscheinend von sich selbst nicht denkt und lieber sich selbst geschädigt hat bisher als die Wut und die Wünsche nach außen zu richten, möchte ich dich dazu auffordern, dahingehend Änderungen vorzunehmen, die dich selbst schützen und dir auf einen besseren Weg helfen.

Deine Familie scheint sich auf dich eingeschossen zu haben. Ich weiß nicht, ob sie die Intelligenz besitzen, sich auf ein Gespräch mit dir einzulassen. Wenn deine Mutter dich schon als Kuh beschimpft…das ist wirklich niveaulos. Du bräuchtest also jemanden, der mit dir auf einer Ebene ist, der in der Lage ist, deine Problematik zu verstehen und dich nicht direkt wieder weg zu schicken. Du brauchst einen Berater/eine Beraterin, die mit dir an deiner Heilung arbeitet, die dir zeigt, wie du dich wieder selbst lieben kannst und auch daran glauben kannst, dass DU liebenswert bist, auch wenn deine Familie das anscheinend nicht sieht.

Doch das ist nicht dein Problem, Laura. Das ist ihrs. Du bist liebenswert. Und du hast es verdient, dass vor allem du selbst das wieder siehst und glaubst.

Dein Selbstverletzen wird nicht von einem auf den anderen Tag aufhören, das geht meist nicht. Das verlangt auch keiner. Doch wäre es wichtig, nach Alternativen zu suchen, die den Schmerz auch aufnehmen und dir ein ähnlich intensives Gefühl geben können. Wie wäre es mit Schreiben? Gedichten? Oder einfach auch Seiten füllen, ohne groß nachzudenken? Wie wäre es, wenn du versuchst, diese Wut nach draußen zu tragen, indem du zB anfängst zu laufen? Erst nur ein wenig, langsam, dann immer mehr und etwas schneller…das tut deiner Figur gut und setzt Endorphine frei, die dir innerlich gut tun. Später dann könnte eine Kampfsportart dazu kommen, in der du lernst, deine inneren Gefühle nach außen zu tragen.

Traust du dir zu, nach einer Psychologin selbständig zu suchen? Du kannst das absolut alleine machen, da braucht es keine Eltern dazu. Ich glaube, dass es eine wichtige Chance wäre, mit jemandem vom Fach zu sprechen, der dir erklärt, wie du in deinem Alltag wieder stark werden kannst. Es wäre wirklich wichtig, dass du diese Chance wahrnimmst, Laura. Für dich. Für deine Gesundung deiner Seele, die schon so viel abbekommen hat.

Du findest Psychologen/Psychotherapeuten in deiner Nähe einfach über Google. Google mal nach diesen Schlagworten und deiner Heimatstadt. Und dann such dir jemanden mit einem netten Namen aus und geh hin. Einfach hingehen. Es kostet dich nichts.

Wenn Gewalt in deiner Familie herrscht, die dich traumatisiert hat (Albträume, Suizidgedanken etcpp), dann kannst du auch überlegen, ob du vielleicht von deiner Familie weg willst und selbständig neu anfangen möchtest. Auch das ist in deinem Alter schon möglich, man muss sich mit dem Jugendamt kurzschließen.

Hab keine Angst, Laura. Hab keine Angst vor dem, was dich da erwartet, sondern geh mutig und entspannt diesen neuen Weg, der dir viel Hilfe verspricht. Du bist es wert, dass du für dich kämpfst und mal klarstellst, dass DU sehr wohl eine wertvolle Person bist! Tu es für dich selbst. Dein Tod dient niemandem. Aber dein LEBEN…das dient dir.

Ich wünsche dir, dass du diesen Weg gehen kannst. Wenn du Hilfe brauchst und dich nicht alleine traust, kannst du gerne über Feedback nochmals an mich schreiben und zumindest deine Stadt, in der du lebst, nennen, dann höre ich mich um. Besser wäre es natürlich, du würdest das selbst anpacken, denn ich glaube, du schaffst das.

Alles Liebe dir, Laura.
Du hast ein tolles Leben verdient. Also los, pack es an!

Liebe Grüße,

Dana