Problem von Silke - 40 Jahre

Schwiegereltern sind nur am streiten

Hallo! Mein Lebensgefährte, unsere Töchter (14 und 9 Jahre9) und ich wohnen mit seinen Eltern in seinem Elternhaus.
Sein Vater(70) war schon immer herrisch. Die Mutter(60) kommt aus einem Elternhaus wo Alkohol eine große Rolle spielte. Sie wuchs bei ihrer Oma auf.
Der Vater brüstet sich zu jeder Gelegenheit damit, wovor er seine Frau bewahrt aht und verlangt ständig das sie ihm auch heute noch nach 42 Jahren Ehe dankbar dafür ist.
Der Vater ist seit Jahren schwer gehbehindert, hat massives Übergewicht(150 kg), leidet an COPD, Bluthochdruck und hatte letztes Jahr einen Schlaganfall. Selbst da hat er noch bestimmen wollen, ob ihm was fehlt oder nicht. Er wollte sogar mit dem Stock nach seiner Frau schlagen, nur weil sie den Arzt anrufen wollte. Mittlerweile ist er ihr insgeheim dankbar, das sie sich durchgesetzt hat.
Mein Freund und ich leben seit 22 Jahren zusammen, nächstes Jahr wollen wir endlich heiraten.
Das Problem ist, das sich die Streitereien in letzter Zeit häufen. Es vergeht kein Tag an dem sich die Eltern unten nicht anschreien und mit Schimpfwörtern und Beleidigungen nur so um sich werfen. Mutter pflegt ihren Mann aufopferungsvoll und bekommt von ihm nur Undank. Sie kann sich gegen ihn nicht durchsetzen. Wenn sie Kummer hat sucht sie Trost im alkohol, was die Sache noch verschlimmert.
Ich kenne so ein Verhalten von meinen Eltern überhaupt nicht. Sie lebten beide bis zuletzt harmonisch zusammen. Meine Mutti ist sogar am Verlust meines Vatis zerbrochen und letztes Jahr gestorben.
Auch mein Freund fühlte das erste Mal in seinem Leben Geborgenheit im Familienkreis, als ich ihn meinen Eltern vorstellte. Er kannte nur Zank und Streit, hatte aber, genau wie seine jüngere Schwester, Angst vor der Trennung der Eltern. Heute sagen beide: Es wäre besser gewesen.
Egal was wir den beiden unten sagen, es kommt nicht an. Ausziehen wollen wir nicht, da wir die Mutter nicht im Stich lassen wollen. Unsere große Tochter meidet jeglichen Kontakt zum Opa; sie kannte auch noch meinen Vati und er hatte mehr übrig für sie. Sie mußte sich sogar anhören, das der erstgeborene Enkel (Sohn meiner "Schwägerin") bei ihm an erster Stelle kommt, alles kriegen kann usw. weil er der Erste und noch dazu ein Junge war. Das der Knabe aber nur Blödsinn anstellt, von der schule geflogen ist und die Polizei schon da war: alles halb so schlimm, ist halt sein Junge!
Gestern abend dann haben sich die Eltern wieder dermaßen gestritten. Er provoziert und sie rastet aus.
Meist sind es Kinkerlitzchen an denen er sich aufreibt, oder er vergleicht seine Frau mit anderen, was die für tolle Hausfrauen sind. Seine Frau wäre einfach nur faul. Sie macht und macht, aber nie wirds richtig. Ich werde aber auch nicht bei der Pflege helfen, dafür hat er mich schon zu oft schikaniert. Pflegedienst wurde wieder abbestellt, kostet zuviel. Er hält sich auch nicht an ärztliche Anweisungen(dringend abnehmen, sonst ist der nächste Schlag sein letzter!) erwartet aber im Notfall Hilfe und das die Ärzte zaubern.
Wenn er stürzt(zum Glück ist dabei noch nichts schlimmeres passiert)müssen wir sehen wo wir Hilfe her bekommen. Mein Freund und ich arbeiten Vollzeit, in der Nachbarschaft wohnen nur alte Leute und der Pflegedienst läßt sich das gut bezahlen. rettungsdienst kommt nur im Notfall.
Wir haben schon mit der Hausärztin gesprochen, zum Psychologen wollen beide nicht. Wir wissen bald nicht mehr, was wir noch unternehmen sollen.
Ich wollte das hier mal loswerden, weil ich nicht weiß wohin ich mich wenden könnte. Vielleicht können Sie mir noch einen Rat geben?

Dana Anwort von Dana

Liebe Silke,

herrische Ehemänner/Schwiegerväter...das ist meist ein großes Problem, da die ganze Familie damit belastet wird. Das größte Problem: er kam damit Jahrzehnte durch und wird sich nur mit großer Mühe noch ändern. Deine Schwiegermutter ist mit den Nerven fertig und weiß, dass da kein großes Fortkommen mehr möglich ist, aber es tut ihr einfach weh und sie ist ausgelaugt...genau wie ihr auch auslaugt.

Die Schwierigkeit ist nun, dass es zwei Möglichkeiten gibt und ich euch nicht zu einer raten kann, da ihr völlig andere Menschen seid als ich.

Möglichkeit 1: Wissen, dass er sich nicht mehr ändert, Verständnis aufbringen und "durch". Der Mutter so gut es geht, beistehen.

Lerneffekt beim Schwiegervater = 0

Möglichkeit 2: mit der Mutter "zusammenarbeiten" und dem Schwiegervater sämtliche Hilfe verwehren, sobald er "grantig" wird. Dazu ein ehrliches Wort. Nennt das Kind beim Namen.

Lerneffekt: "sobald ich mich übelst benehme, verlassen alle Leute das Zimmer und ich bin alleine. Ich bin auf meine Leute angewiesen."

Ich würde die zweite Möglichkeit wählen, da ich mich auf keinen Fall so behandeln lassen wollte. ABER es ist Familie und es würden euch harte Zeiten bevorstehen, da er sich natürlich dagegen zur Wehr setzen würde und zumindest eine Zeit lang "rumtobt". Die erste Möglichkeit ist die für euch wesentlich anstrengendere, die ohne Lerneffekt und immer verbunden mit der Hoffnung, dass der Schwiegervater endlich das Zeitliche segnet...ich würde daher eher versuchen, ihn zu zermürben, so blöd das klingt.

Ein Gespräch mit ihm führen, dass nun andere Seiten aufgezogen werden und er so auf keinen Fall weiterhin mit euch umspringt. Nicht groß auf Diskussionen einlassen. Ihm ruhig sagen, dass geliebt wird, dass es auf diese Weise aber sehr schwer fällt. Er muss wissen, dass er geliebt wird, weil diese Art auch eine Folge von Verbitterung sein kann.

Wenn er die Schwiegermutter anranzt, sollte diese ohne ein Wort das Zimmer verlassen. Und dies jedesmal. Gerade dass sie auf seine Verletzungen eingeht, sind ja seine Motivation. Vielleicht hat er keine Freude mehr am Leben und will sie anderen auch vermiesen oder er weiß einfach nicht, wie er sich sonst vermitteln soll. Vielleicht ist es für ihn auch unglaublich schlimm, so abhängig zu sein.

Er muss kapieren, dass er nicht alles tun kann, was er will. Das kann auch ein 70jähriger noch hinkriegen, wenn er merkt, dass seine Grantigkeit Folgen hat, die ihn selbst betreffen. Momentan verletzt er nur sein Umfeld, ohne selbst was zu spüren. Das würde ich ändern.

Allerdings wäre es wirklich wichtig, ihm auch immer mal wieder sehr ehrlich zu sagen, in einem RUHIGEN Ton, dass er es euch sehr schwer macht, ihn zu mögen und lieb zu haben. Dass ihr ihn liebhabt und nur sein Bestes wollt, dass er aber so auf keinen Fall weiter machen kann.

Es wird bitter für ihn, weil er das so nicht kennt und anstrengend für euch, weil er sicher manchmal fies reagiert. Aber wenn ihr es nicht mehr aushaltet, wie es jetzt läuft, muss eben etwas anderes geschehen.

Wenn er sich "benimmt", solltet ihr ihn mehr einbeziehen. Überlegt euch, was er gerne macht oder sehr mag und überrascht ihn damit. Er soll sehen, dass es sich lohnt, netter und freundlicher zu sein. Es könnte sein Lieblingsessen geben oder einer von euch setzt sich zu seiner Lieblingsfernsehsendung oder was auch immer.

Und sobald er wieder loswettert, ist er alleine und verlassen.

Ich denke, das merkt er dann schon.

Ich weiß, das klingt total barbarisch, aber die Frage ist doch, ob ihr weiterhin diese Diktatur ertragen wollt, weiterhin diese Streits, weiterhin sehen wollt, wie die Schwiegermutter immer fertiger wird...oder ob ihr was dagegen unternehmt.

Das kann ich euch nicht abnehmen.

Ich wünsche euch den Mut, alle zusammen zu halten und etwas zu tun. Ansonsten könnt ihr nur warten, bis er (endlich) stirbt...und das wäre doch schlimm und äußerst schade.

Liebe Grüße,

Dana