Problem von Werner - 60 Jahre

Meine Tochter nutzt mich nur aus!

Ich habe seit 2002 meine Eigentumswohnung (kann sie wegen Ortswechsel etc. nicht mehr selbst bewohnen) an meine Tochter (41 und einziges Kind) vermietet, die mit ihrem Mann und einem inzwischen volljährigen Sohn dort wohnt. Die Tochter (auch volljährig) ist inzwischen ausgezogen. Aber vom Beginn des Mietverhältnisses bis heute werde ich permanent um die Miete geprellt. Mal zahlen sie weniger als vereinbart und mal überhaupt nicht. Wobei sie oft nicht einmal die Nebenkosten (Hausgeld) überweisen, welches ich aber monatlich von der Eigentümergemeinschaft abgebucht bekomme.

Ich weiß nicht wie oft es in diesen Jahren schon zu Unterredungen kam und mir Besserung gelobt wurde. Immer wieder war ich zu Zugeständnissen bereit, weil die finanzielle Situation meiner Tochter und ihrer Familie nie sehr rosig war. Ich konnte das bis 2007-8 finanziell alles noch relativ gut verkraften, weil ich recht gut verdiente und einiges an Rücklagen hatte.

Doch dann wurde ich betriebsbedingt arbeitslos und inzwischen sind meine Ersparnisse fast aufgebraucht, sodass ich auf die Mieteinnahmen aus meiner Wohnung angewiesen bin. Ich bin zwar inzwischen freiberuflich tätig, aber mein Einkommen ist geringfügig. Aber das alles scheint meine Tochter und mein Schwiegersohn nicht zu interessieren. Sie prellen mich nach wie vor um die Miete. In den letzten 3 Jahren sammelte sich ein Mietrückstand von fast 10.000 Euro an.

Ich habe ihnen dann in einem der letzten Gespräche klar gemacht, dass ich (sollte sich ihre Zahlungsmoral nicht ändern) gezwungen bin, die Wohnung entweder zu verkaufen oder anderweitig zu vermieten. Denn der Unterhalt der Wohnung (Rücklagen für Reparaturen, Modernisierungen etc.) kostet ja auch Geld.

Diese "Drohung" hat leider auch nicht gefruchtet.

Sie wissen wohl zu gut, dass ich nicht skrupellos sein kann und einfach zu gutmütig bin. "Man schmeißt doch nicht die eigene Tochter und deren Familie auf die Straße"....

Ich habe nun das Problem, dass ich handeln muss und kenne auch meine Rechte als Vermieter. Kündigung mit eventueller Räumungsklage wäre angebracht. Aber ich weiß nicht, ob ich den Schritt gehen soll/kann. Irgendwie bringe ich das nicht übers Herz. Aber welche Alternative habe ich? Mich weiter ausnutzen zu lassen? Ich bin psychisch schon ziemlich fertig deswegen, habe schlaflose Nächte usw.

Kann mir jemand (vielleicht als ähnlich Betroffener) mit einem Ratschlag unter die Arme greifen?

LG W.

Ps: Das "Perverse" an der Sache ist noch, dass meine Tochter wohl nicht kapiert, dass die Mietzahlungen letztendlich in ihre eigene Tasche (quasi als ein Teil ihrer Altersversorgung) gehen. Denn ich habe ihr versprochen, dass ich ihr die Wohnung überschreibe, wenn sie selbst in Rente geht. Bei meinem vorherigen Tod erbt sie natürlich schon früher. Sie (und ihr Mann auch) hat keine hohe Rente zu erwarten und da ist der Besitz einer Eigentumswohnung "Gold wert". Aber das setzt sie irgendwie aufs Spiel.

Michaela Anwort von Michaela

Hallo!
Vielen Dank für deine Email!
Ich kann dich wirklich nur für deinen Langmut bewundern. Diese mangelnde Zahlungsmoral hättest du bei einem anderen Mieter sicher nicht so lange geduldet. Die Frage ist jetzt wirklich, ob du mit deiner Tochter das ganze Programm - sprich Räumungsklage - bis zum bitteren Ende durchziehen willst. Ich würde dieses Vorgehen als ultima ratio im Hinterkopf behalten.
Deine Tochter nutzt dich und deine Gutmütigkeit aus. Sie weiß, welche Knöpfe bei dir gedrückt werden müssen, damit du weiter stillhältst. Wenn du vor einer Räumungsklage noch einen letzten Versuch starten möchtest, würde ich dir folgendes raten: deine Tochter und dein Schwiegersohn wissen, dass sie es mit dir bisher machen konnten. Ein paar leere Versprechen, vorgetäuschte Zerknischung und natürlich die feste Zusage, dass nächsten Monat alles besser wird, haben bisher gereicht, damit du weiter stillhältst. Das muss jetzt ein Ende haben. Konsequenzen, die du ankündigst, musst du unbedingt durchziehen! Du kannst deiner Tochter z.B. sagen, dass deine finanzielle Lage, die ja auch durch die fehlende Miete bedingt ist, dich zwingt, die Wohnung zu verkaufen. Vielleicht ist es schon ein heilsamer Schock, wenn mal ein Makler mit ein paar Interessenten die Wohnung besichtigen.
Auch eine normale Kündigung, per Einschreiben, kann (falls nicht schon geschehen) ein letzter Warnschuss sein.
Sie muss sehen, dass du es ernst meinst und das es diesmal anders läuft, als sie gewohnt ist. Wenn sie die Veränderung sieht, wird ihr vielleicht auch endlich die Ernsthaftigkeit deiner Forderungen bewusst. Sollte das auch nicht fruchten, wirst du wahrscheinlich um eine Räumungsklage nicht herumkommen. Das ist nie schön, schon gar nicht, wenn die eigene engste Familie betroffen ist. Aber andererseits dürfen sie sich auch nicht wundern; mit einem anderen Vermieter wären sie schon längst auf der Strasse gelandet. Und deine Gutmütigkeit über so lange Jahre so schamlos auszunutzen, ist eine Unverschämtheit. Deine Tochter ist erwachsen und dazu gehört eben auch ein selbstständiges Leben. Sich auf Papas Portemonnaie auszuruhen und darauf zu vertrauen, dass er seine Familie schon nicht auf die Strasse setzen wird, ist das Letzte. Es geht hier letztlich um deine finanzielle Sicherheit und da bist du gezwungen, egoistisch zu sein. Das muss auch deine Tochter einsehen.
Wenn du den Weg der Räumungsklage gehen musst, rate ich dir dringend, einen Rechtsanwalt zu konsultieren. Der kann dann alle erforderlichen Schritte mit dem notwendigen Abstand zur Sache für dich erledigen.
Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Kraft auf deinem Weg,
viele Grüße,
Micha