Problem von Anonym - 17 Jahre

Kollegen

Hallo. Ich mache seit 2 Monaten ein freiwilliges Jahr in einem Krankenhaus, um daran teilnehmen zu können musste ich von Zuhause wegziehen. Ich fühle mich von meinen Arbeitskollegen ausgenutzt und nicht akzeptiert. Ständig werden Fehler in mir gesucht. Negative Gespräche hinter meinen Rücken finden sicher statt. Bin freundlich zu Jeden obwohl mir manchmal nicht danach ist, renne ständig wenn jemand was will. Für mich ist die Situation schon so schwierig .. fremde Stadt, ich kenne hier keinen, vermisse meine Eltern die ich nicht jede Woche seh. Mit manchen macht es echt Spaß zu arbeiten, jedoch mit anderen nicht. Mir flossen schon öfters mal die Tränen über die Wangen, wenn ich daran denke.

Christian Anwort von Christian

Hi!

Ich verstehe deine Gefühlslage sehr gut. Du bist 17 Jahre alt, in einer neuen Arbeitsumgebung und mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dir die Arbeitswelt auch noch nicht so gut bekannt. Dazu kommt die Selbstständigkeit, die du in einer völlig fremden Umgebung nun erfahren musst. Das sind zwei große Schritte die du sozusagen auf einmal gemacht hast, die jeder für sich alleine sehr am Nervenkostüm zerren. Es wird eine Zeit dauern bis sich deine Gefühle auf die neuen Eindrücke einstellen.

Sitzt du den ganzen Tag alleine zu Hause herum, wird es schwer sein neue Kontakte zu finden. Am einfachsten ist es meistens an der Arbeit Kontakte zu knüpfen. In dem Krankenhaus wird bestimmt ausgebildet und so könntest du relativ leicht mit gleichalten Mädchen und Jungen ins Gespräch kommen, der geeignetste Ort ist dafür die Kantine oder der Pausenraum. Eine weitere Möglichkeit in Kontakt zu kommen sind soziale Netzwerke, es ist doof jemanden anzuklicken, den man gar nicht kennt. Allerdings finden sich dort auch ganz viele Interessensgemeinschaften oder Verbände, denen du dich anschließen kannst. Umso mehr du in deiner neuen Umgebung sozial integriert bist umso weniger musst du an zu Hause denken.

Das Berufsleben scheint gerade als Einsteiger eine Welt für sich zu sein. Vieles ist anders als in der Schule und so manch ein Arbeitsablauf scheint unlogisch und total umständlich oder liegt nicht auf der Hand wenn man noch neu ist. Als einzigen Rat kann ich dir geben: Gehe mit offenen Augen durch das Krankenhaus bzw. durch die Station und lerne. Es gibt bekanntlich 3 Arten zu lernen: 1) Durch abschauen, dass ist die einfachste. 2) Durch Nachdenken, dass ist die edelste. 3) Durch Erfahrung, dass ist die bitterste. Im Berufsleben ist anders als in der Schule abschauen durchaus erwünscht und mit der Zeit wirst du merken, dass du dich in dieser Arbeitsumgebung besser zu Recht findest. Souverän durch Nachdenken zu Lernen ist nicht so einfach, da braucht es mindestens einige Monate Erfahrung in der Tätigkeit. Am Anfang ist es völlig normal, dass man Sachen verkehrt macht es soll dich nicht entmutigen, aber man spricht von Jahren bis man selbstständig und entscheidungssicher wird. Es sieht immer nur so einfach aus! Versuche deine Kollegen besser kennen zu lernen, besprich von deinen Erfahrungen die du über den Tag machst. Oftmals reden ältere Kollegen irgendwas daher und wissen gar nicht mehr wie diese Welt aussieht, wenn man neu ist. Der Ton kann ziemlich schroff und bestimmt ausfallen, das passiert im Arbeitsalltag aber ist zu 90 % nicht böse gemeint. Immerhin ist das „Arbeit“. Als Praktikant, Azubi oder im Sozialen Jahr wird man häufig als Arbeitshilfe gesehen. Diese Ansicht ist nicht völlig falsch, da man nur so lernt. Bekommst du von mehreren Leuten Arbeitsaufträge, so erledige immer einen nach dem anderen und ist der eine Auftrag noch nicht fertig, dann sag es denjenigen der dir neues geben will. Nur so kannst du dich vor Arbeit retten. Versuche nicht so viel darüber nachzudenken was deine Kollegen hinter deinem Rücken sagen, du bekommst es eh nicht raus wenn es so sein sollte. Davon abgesehen ist das auch gar nicht gut für dich selbst, denn wenn du deinen Kollegen verschlossener und vorsichtiger gegenüber trittst werden sie wieder darauf reagieren. Was möglicherweise in dein Bild rein passt aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Damit wären wir bei der sich selbst erfüllenden Prophezeiung:
„In diesem Dorf leben nur böse Menschen und sie wollen mir nur schlechtes… und die Dorfbewohner denken sich: Diese Frau guckt so komisch, na ja da sind wir lieber vorsichtig!“

Halte durch, halte auch den Kontakt mit Familie und Freunden und versuche auf die Menschen zuzugehen, du kannst dabei nur gewinnen!

Christian