Problem von Anonym - 21 Jahre

Probleme mit Ausbilderin

Hallo Zusammen,

ich bin in der Ausbildung zur Automobilkauffrau im 2. Lehrjahr.
Im großen und ganzen bin ich mit meiner Wahl des Betriebes sehr zufrieden.
Allderdings ist die Person, die mich ausbildet grauenvoll.

Ich versuche es mal zu erläutern..

ich bin seit Beginn meiner Ausbildung in der Dispo.. vorher war meine Ausbilderin alleine dort und ich habe mir sagen lassen, dass sie ohne mich oft nervlich am ende war.
Ich kann ihr jetzt im 2. Lehrjahr schon viel abnehmen und mache es in der Regel auch gerne weil mein tag so ja auch schnell umgeht und außerdem ist es ja auch meine Aufgabe.
Allerdings läuft es meistens so ab.. wenn ich fragen habe (und ich denke dass haben Azubis nunmal öfter) reagiert sie immer mit einem lauten Gestöhne. Wenn Antworten kommen dann nur mit irgend einem doofen Spruch danach.

Sie erklärt mir Dinge an einem Tag so und am nächsten Tag wiederum anders.
Dass sie mich anschreit und laut wird ist auch keine Seltenheit..

manchmal habe ich auch angefangen zu weinen..auch vor ihr. Und ich muss sagen, dass ich eig ein sehr selbstbewusstes und starkes Mädchen bin.
Wenn ich dann vor ihr weine kommt sie plötzlich an und fragt ob irgendwas privat bei mir nicht stimmt oder ob das jetzt "nur" daran liegt..dass sie jetzt "etwas lauter" geworden ist. Danach ist sie dann immer so gekünstelt nett zu mir.
Ich bin dann innerlich so wütend und könnte echt ausrasten. Diese Frau raubt mir meine Nerven.
Ich bin auch nicht die einzige in der Firma die so denkt.
Andere werden von ihr auch mit dummen Antworten bombadiert wenn sie fragen haben..obs Verkäufer sind oder Servicemitarbeiter.
Der Unterschied ist nur.. sie können ihr aus dem Weg gehen..ich aber bin auf sie angewiesen und muss ihr 8 std am tag gegenübersitzen. :(

ich könnte euch noch 1000 andere blöde situationen zwischen ihr und mir erzählen. Z.B. dass sie mich wenn ich an ihr vorbeilaufe immer von oben bis unten arogant anschaut. Da krieg ich echt die Krise bei..

Was ich jetzt wissen möchte ist..darf sie mich überhaupt ausbilden? denn schließlich hat sie keine ausbildung in diesem bereich abgeschlossen sondern ist vom 400€ job vorne am counter irgendwie in der Dispo gelandet.

Ich meine sie macht ihren Job gut..das finde ich auch.
Aber mich Auszubildende macht sie echt fertig!

Meine Frage ist jetzt.. was kann ich machen? Zumal mein Chef sie wirklich mag und ich nur eine Auszubildende bin. Da kann ich ihn schonmal vergessen anzusprechen.

Sie selber ansprechen kann ich auch vergessen weil ich weiß dass Sie dann zum Drachen wird.

Darf Sie mich ausbilden? Ich will einfach nur weg von ihr. Darf ich überhaupt die ganze Ausbildung in der Dispo verbringen?

So langsam bekomme ich nämlich auch Bauchschmerzen wenn ich morgens aufstehe .. und das wollte ich nie! :(

Christian Anwort von Christian

Hallo!

„Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“, pflegt mein Vater immer zu sagen und als ehemaliger Jugendvertreter eines großen Unternehmens bin ich froh, dass man in vielen Betrieben heute mit einem anderen Verständnis an die Ausbildung junger Fachkräfte heran geht.

In der Regel müssen Ausbilder eine berufliche Qualifikation haben und darüber hinaus den sogenannten AdA-Schein besitzen. (Ausbildung der Ausbilder) oder Ausbildereignungsschein im Grunde nichts anderes als eine arbeitspädagogische Eignung. Es kommt vor, dass Kollegen angelernt worden sind und seit Jahren schon ein bestimmtes Tätigkeitsfeld abdecken, da besteht die Möglichkeit der Zuerkennung fachlicher Eignung wie es die IHK ausdrückt. Also muss ein Ausbilder wiederum nicht zwangsläufig eine Ausbildung im entsprechenden Bereich haben.

In der Praxis sieht es zumindest in den gewerblich technischen Bereichen so aus, dass Ausbilder in der Regel Meister sind und daher die Eignung zum Ausbilden haben. Es ist praktisch aber auch so, dass das „Ausbilden am Azubi oder an der Azubine“ nicht direkt vom Ausbilder erfolgen muss, es genügt schon wenn dieser eine dritte Person im Betrieb mit deiner Ausbildung beauftragt und braucht dich selbst nicht durch den Tag begleiten. Wichtig ist nur, dass es im Betrieb einen Ausbilder gibt, der für deine Berufsausbildung verantwortlich ist, diese Person ist in deinem Ausbildungsvertrag namentlich benannt.
Also ja sie darf dich während deiner Ausbildung auch über Wochen und Monate hinweg betreuen, egal was du von ihr hältst oder deine Kollegen im Betrieb oder in welchem Beschäftigungsverhältnis sie mit der Firma steht. Ich halte es für taktisch äußerst unklug diese Person anzugreifen oder gleich mit der rechtlichen Keule Drohgebärden zu machen, da du eindeutig am kürzeren Hebel sitzt (rechtliche Schritte oder Auslegungen sollten das letzte Mittel sein, besser ist es immer vernüntig zu argumentieren) was du tun kannst:

Gehe zu dem Ausbilder, der namentlich auf deinen Vertrag genannt ist (vorausgesetzt es ist nicht diese Frau) oder deinen Chef und spreche mit ihm über deine Ausbildung. Du könntest ihm darauf aufmerksam machen, dass du seit Beginn deiner Ausbildung in der Dispo eingesetzt bist und gerne auch andere Bereiche und Arbeitsfelder unabhängig von deinen möglichen Einsatz nach Beendigung deiner Ausbildung, kennen lernen möchtest. Damit schlägst du drei Fliegen mit einer Klappe: 1) Du bekommst etwas Abstand zu dieser Frau, 2) Du lernst einen anderen Bereich kennen und 3) Der Chef merkt du interessierst dich für die Firma und stehst voll hinter deiner Ausbildung. Als mögliches Argument dafür kannst du den Ausbildungsrahmenplan auslegen und dass du möglichst viele Bereiche kennen lernen möchtest. Angenommen sie brauchen dich in der Dispo kannst du ja immer noch sagen, dass du sehr gerne diese Frau unterstützt und es dich freut, dass du gebraucht wirst. Allerdings bist du in erster Linie Azubine und zum Lernen da, damit kommst du eigentlich immer durch… Theoretisch darfst du deine ganze Ausbildung in der Dispo verbringen, wenn diese die Inhalte im Ausbildungsrahmenplan abdecken. Praktisch ist es aber gut, wenn du verschiedene Bereiche kennst, damit du für das Unternehmen flexibler einsetzbar bist. Ein weiteres Argument.

Zu deiner Kollegin möchte ich anmerken. Ich habe ständig von „der Frau“ geschrieben. Natürlich nur weil es hier anonym ist. Rede immer mit ihrem Namen über sie. Vermutlich hat sie selbst großen Druck damit überhaupt ihr Arbeitspensum zu schaffen. In der heutigen Zeit ist es leider so, dass jeder Einzelne starkem Druck ausgesetzt ist. Als Jugendvertreter weiß ich, dass oft die Kommunikation zu kurz kommt und man einfach mal sagen muss, wenn man persönlich unter irgendeinen Umstand leidet. Auch wenn sie sich im ersten Moment durch einen Gegenangriff verteidigt, wird sie trotzdem darüber nachdenken, das es so ist zeigt mir ihre Reaktion wenn du geweint hast. Versuche solch einen Gegenangriff nicht über zu bewerten. Schreit sie, sag ihr dass du nicht wolltest, dass sie sich aufregen muss aber es ist deine Einschätzung, es sind deine Gefühle . Sie wird merken, dass deine Kritik kein Angriff ist.

Stehst du morgen auf und gehst zur Arbeit, dann wünsche ich dir viel Erfolg mit diesen Tipps. Ich hoffe sehr, dass du irgendwann wieder gerne zur Arbeit gehen kannst.

Christian