Problem von Daniel - 23 Jahre

Raus aus der Einsamkeit... nur wie?

Hallo zusammen,

schon lange habe ich ein Problem, das mich sehr belastet: so gern ich es auch tun würde, ich kann einfach keine Nähe zu anderen Menschen aufbauen. Das hat schon damit angefangen, dass ich von meinen Eltern aus dem Kindergarten genommen wurde und in dieser Zeit keine Kontakte zu Gleichaltrigen hatte.
Meine Schulzeit war teilweise ein einziger Alptraum, da ich immer sehr zurückhaltend war und kaum Freunde hatte, mit denen ich was unternehmen konnte. Verstand ich mich doch mal besser mit jemandem, hielt die Freundschaft nie lange und verlief sich bald wieder, vielleicht weil ich schon immer kein Partytyp, sondern sehr ruhig, für manche möglicherweise sogar "langweilig" war. Obwohl es schon Mädchen gab, die sich für mich interessiert hätten, konnte ich nie zulassen dass sich daraus mehr entwickelt und habe alles abgeblockt. So kommt es, dass ich bis heute noch keine richtige Beziehung hatte, was mich manchmal wirklich fertig macht. Auch Hobbys hatte ich nie wirklich, da ich zu schnell wieder die Motivation und Lust an allem verliere, was ich mal anfange.
In der Schule wurde es dann später richtig schlimm, da ein Großteil meiner Mitschüler damit angefangen hatte mich zu mobben, was mich seelisch komplett fertig machte, auch weil diese Situation sehr lange anhielt, ohne dass ich mich dagegen wehren konnte.
Erst mit Anfang der Oberstufe wurde es wieder besser, seitdem habe ich aber regelrecht Angst, mit anderen Menschen zu tun zu haben und zu sprechen, aus Angst sie könnten mich ablehnen oder mich nicht mögen. Ich denke immer, schon fast zwanghaft, über alles nach was ich tue und wie es auf andere wirken könnte und Kritik oder spöttische Kommentare von anderen, auch wenn sie eigentlich noch so geringfügig sind, gehen mir sehr nahe und lassen mir oft tagelang keine Ruhe. Während andere Spaß haben und lustig sind, kann ich einfach nicht aus mir herauskommen. Smalltalk mit anderen zu führen ist für mich fast unvorstellbar, da ich mich kaum dazu überwinden kann, jemanden anzusprechen und, wenn es doch soweit kommt, so nervös bin, dass ich dummes Zeug oder zu leise rede, mich verhasple und damit vor anderen lächerlich mache. Außerdem merke ich immer wieder, dass andere sehr schnell das Interesse an mir verlieren und gar keine Lust darauf haben, mit mir zu sprechen. Obwohl ich mich immer bemühe, anderen gegenüber freundlich zu sein, kommt es mir so vor, als würde man mir ständig mit Ablehnung und Unsympathie begegnen. Dabei kann ich mich, eigentlich, sehr gut ausdrücken, bin nicht dumm und achte auch auf mein Äußeres, deshalb kann ich oft selbst nicht verstehen, warum ich mich in dieser Situation befinde...
Gerne würde ich einen Freundeskreis aufbauen und mit Gleichaltrigen mal etwas unternehmen oder eine Beziehung haben, aber im Moment befinde ich mich in einem Teufelskreis aus Zurückgezogenheit und Einsamkeit, aus dem ich einfach keinen Ausweg sehe... Vielleicht habt ihr einen Rat für mich, wie ich etwas ändern oder an wen ich mich wenden könnte, um endlich mal etwas Spaß am Leben zu haben und nicht mehr so alleine zu sein. Ich wäre euch sehr dankbar.

Viele Grüße, Daniel

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Hallo lieber Daniel,

allein sein ist wirklich keine schöne Sache.
Leider geht es aber vielen Menschen so, dass sie allein sind.

Durch das was du geschrieben hast, würde ich jetzt mal mutmaßen, dass deine Probleme größten Teils in der Kindheit liegen.

Probleme die aus der Kindheit kommen, nehmen wir meistens mit in das "Erwachsenen-Leben". Denn das sind Verhaltensweisen, die wir gelernt haben und die wir solange mit uns herum tragen, bis wir etwas anderes lernen.

Genau das musst du jetzt tun. Du musst umdenken!

Ein Mensch wird so von anderen behandelt, wie er sich selbst behandelt.

Du hast geschrieben, das du Dinge anfängst, sie aber nie/selten zu Ende bringst.
Das du nicht an irgendwas festhalten kannst.

Wie sollen es andere Menschen dann bei dir können?
Anfangen musst du also bei dir.

Bei solchen Problemen, kann ich dir nur Raten dir professionelle Hilfe zu suchen.
Dein Selbstbewusstsein muss aufgebaut werden und du musst lernen, wie man Zwischenmenschliche Beziehungen aufbaut und hält.

Dabei kann dir am besten ein Psychologe helfen, da die Probleme sicherlich ziemlich tief liegen. Du kannst dich natürlich auch an die AWO wenden, Caritas oder Diakonie, diese werden dich aber wahrscheinlich auf einen Psychologen verweisen.

Ansonsten kann ich dir nur raten, einfach alles fallen zu lassen, abschalten und einfach machen. Geh auf die Menschen zu, wie du es dir von ihnen wünscht.

Sei locker, offen und vor allem ehrlich.

Nimm dir erst einmal nicht zu viel vor. Versuch einfach locker mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Beispiel: "Oh man, der Bus ist schon wieder zu spät, schrecklich oder!?"
"Brrr, ist das Wetter kalt."
"Können sie mir vielleicht sagen, wo man hier gut weggehen kann?"
Alles unverfängliche Sätze, auf die fast jeder Antwortet.

Trau dich was, riskier etwas, was kann schon schief gehen ?
Wenn jemand dich nicht mag oder nicht mit dir klar kommt, dann ist das ok.
Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt, da werden sicher schon ein paar gleichgesinnte dabei sein.

Vielleicht könnte es dir auch mal helfen eine Liste über dich und deine Wünsche zu machen!
Was wünscht du dir von dir selbst?
Wie wärst du gerne?
Was musst du an dir ändern, umso zu sein wie du es möchtest?

Setz dir kleine Ziele.
Übe jeden Tag ein bisschen.

Sprich mit der Verkäuferin beim Brötchen holen geh zum Friseur und quatsche eine Runde mit dem.
Das sind Menschen, die es können müssen und die jeden Tag mit den Leuten reden.
Also alles total unverfänglich.

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiter helfen.
Für deinen Weg wünsche ich dir alles, alles Gute.

Liebe Grüße Janine