Problem von annika - 15 Jahre

Vertrauen/ nicht Vertrauen

es fällt mir echt schwer euch das jetzt zu schreiben, da mein problem darin liegt das ich echt fast keinem menschen mehr vertraue.... ich weiß nicht genau warum, aber ich habe eine vermutung... das problem ist das ich nicht weiß ob es richtig ist euch das zu schreiben, da ich nicht weiß wer das hier liest bzw. klingt es bestimmt auch ziemlich lächerlich " jemanden der niemandem vertraut" albern.... aber nein ich finde das nicht albern es ist ein echtes problem, denn wenn ich probleme habe mit wem soll ich drüber reden??? mit freunden natürlich aber wie wenn ich ihnen nicht vertraue? ich weiß nicht warum? ich habe mit ihnen schon drüber geredet und sie meinten zu mir das es für sie okay sei und sie es mir auch nicht böse nehmen das ich ihnen nicht vertraue und sie mir aber trotzdem vertrauen. das finde ich auch sehr gut denn mir hilft es bei manchem sachen auch einfach schon wenn ich weiß das sie da sind und hinter mir stehen egal ob ich ihnen halt vertraue oder nicht. gut, aber wenn man schon nicht mit den freunden redet dann könnten man ja eig zu den eltern gehen, aber ganz ehrlich denen vertraue ich noch weniger als meinen freunden und da liegt glaube ich auch schon die ursache für dafür warum nich niemandem wirklich vertraue. es fällt mir jetzt echt schwer das zu schreiben, weil es mich wirklich sehr verletzt hat und mir auch den boden unter den füßen weggezogen hat.... ich habe als ich 14 war (also ca. letztes jahr) durch zufall erfahren das ich zur hälfte adoptiert bin das heißt ich kenne meinen leiblichen vater nicht. es war in der schule wir sollten bewerbungen für ein praktikumsplatz schreiben dazu gehört auch ein lebenslauf, den sollten wir dann abgeben damit unser lehrer überprüfen konnte was wir richtig und was wir falsch gemacht haben. ja zu mir kam der lehrer und meinte nur in meinen schulunterlagen wäre jemand anderes als vater eingetragen. ich stand echt nur da und wusste überhaupt nix mehr. ich habe meine mutter natürlich drauf angesprochen, aber die meinte nur ja also nur weil der typ ( mein leiblicher Vater) als vater auf der geburtsturkunde steht heißt das noch lange nicht das er auch dein vater ist. das verstehe ich auch aber immer wenn ich etwas über meinen leiblichen vater wissen will blockt sie total ab und sagt dazu überhaupt nix mehr. Seitdem ich halt weiß meine mutter hat mich einfach mal so 14 jahre lang angelogen hat sich bei mir einfach alles verändert seitdem ist es noch extremer geworden mit dem niemandem vertrauen. es tut einfach so weh wenn man sich überlegt die eltern sind eig. die einzigen den man immer zu 100% vertrauen kann aber ich kann das nicht.... ich habe noch mit niemanden drüber geredet weil ich immer angst davor habe das sich jemand darüber lustig macht oder das ich anfang zu weinen wenn ich es erzähle....aber langsam halte ich das nicht mehr aus ich will endlich jemandem haben dem ich vertrauen kann dem ich sagen kann wie es mir geht wie ich mich fühle und was in mir vorgeht.... früher konnte ich das meinem freund mit dem ich 2 jahre zusammen war erzählen doch ich habe mit ihm schluss gemacht weil er in der zeit wo ich das mit meinem vater mitbekommen habe natürlich auch gemerkt hat dsa was ist aber ich konnte es ihm einfach nicht sagen und anlügen wollte ich ihn auch nicht. ich konnte ihm dann iwann nicht mehr in die augen sehen deswegen habe ich schluss gemacht weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe er war immer so lieb und hat rücksicht auf mich genommen ohne das er wusste was los war.... ich fand einfach er hat was besseres verdient jemanden der ihm vertraut und nicht wie ich ....ich hatte ihm eig. immer vertraut doch seitdem meine eltern mich so angelogen hatten habe ich einfach niemandem mehr vertraut.... ich verstehe das selbst nicht weil eig. müsste das doch nur das verhältniss von mir und meinen eltern beeinträchtigt haben, oder nicht? bitte ich fänds echt super wenn ich mal eine rat von euch bekommen könnte, ich weiß nicht was ich tun soll???

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Hallo liebe Annika,

ich kann dich gut verstehe, dass du niemandem mehr wirklich vertrauen kannst.
Nach so einer Sache ist es auch verdammt schwer.

Das ausgerechnet das, was man immer für unanfechtbar gehalten hat, nicht mehr wahr ist, kann einem das ganze Weltbild zerrücken.
Die Menschen die dir am nächsten stehen und denen du am meisten vertraust, haben dich belogen.
Für dich ändert sich dadurch fast alles, oder?
Wahrscheinlich fühlt es sich zumindest so für dich an.

Ich denke, dass du auch keinem anderen mehr vertrauen kannst, weil du immer denkst, dass etwas dahinter steckst.
Bestimmt fragst du dich, was andere Menschen dir vorenthalten bzw. womit sie dich belügen.

Leider sind Menschen so. Du hast es jetzt das erste mal richtig am eigenen Leib erfahren.
Du bist das Opfer, der Probleme deiner Eltern.

Was deine Mutter oder deine Eltern da getan haben, ist nicht richtig gewesen.
Zumindest sieht es erst einmal so für dich aus.

Doch du sagst selbst, dass du es teilweise verstehen kannst.
Das ist toll und sehr reif.
Deine Mutter hat recht mit der Aussage, dass einen Vater mehr auszeichnet, als auf der Geburtsurkunde zu stehen.

Aber dennoch ist da der Wunsch, deinen leiblichen Vater kennen zu lernen oder etwas über ihn zu erfahren.
Und das ist auch dein gutes Recht.
Sicherlich hat deine Mutter ihre Gründe dafür, wieso sie nicht über ihn sprechen möchte.
Wer weiß, was zwischen den beiden vorgefallen ist.
Trotzdem hast du das Recht zu wissen wer dein Vater ist.

Ich gebe dir den Rat, rede mit deiner Mutter.
Bitte sie, wenn sie mal ein wenig mehr Zeit hat, sich mit dir hinzusetzen und zu reden.
Sag ihr, dass es wirklich dringend ist und es dir nicht gut geht.
Ist es dann so weit, dass ihr Zeit habt, dann sage ihr, das es dich sehr verletzt hat, dass sie dich belogen hat.
Erzähle ihr, wie es dir damit geht, was es bei dir angerichtet hat und das du gerne die Gründe dafür verstehen möchtest.

Versuche ihr verständlich zu machen, dass es sehr wichtig ist zu wissen, wieso man so belogen wurde und das man weiß wo man her kommt.
Gib ihr ein bisschen Zeit. Wahrscheinlich muss sie sich nun auch Dingen stellen, denen sie sich nicht stellen will und für sie ist es ganz bestimmt auch nicht einfach.

Eltern tun manchmal Dinge, die sie für das beste halten und bedenken dabei oft nicht, was passiert wenn die Wahrheit heraus kommt.
Es kann gut sein, dass du das alles nach einem klärenden Gepräch verstehen kannst und das du erkennst, das es so vielleicht besser war.

Wenn du mit deiner Mutter sprichst, dann versuche so ehrlich und offen zu sein, wie du kannst. Auch wenn du dabei weinen musst. Das ist überhaupt nicht schlimm und du brauchst dich auch nicht dafür zu schämen!
Es zeigt deiner Mutter, wie traurig und verletzt du wirklich bist und öffnet ihr vielleicht auch die Augen.

Wichtig ist nur, dass ihr beide nicht gestresst seit und das ihr wirklich Zeit habt.
Nur in Ruhe, kann so ein Gespräch funktionieren.

Falls deine Mutter es wieder komplett abblockt, dann sage ihr, dass es dein Recht ist und frage sie, wie du ihr je wieder richtig vertrauen sollst, wenn sie dich nicht aufklärt.
Du kannst ihr dann auch sagen, dass wenn sie Zeit braucht, bevor sie dieses Gespräch führen kann, du gerne bereit bist ihr diese zu geben.
Aber sag ihr gleich dazu, dass du es nicht mehr Wochen oder sogar Monate lang aushälst, auf eine Antwort zu warten.

Sollte deine Mutter absolut nicht mit dir darüber reden wollen, dann kannst du auch selbst versuchen etwas heraus zu finden.
Frag deinen Lehrer nach dem Namen deines Vaters und begib dich auf die Suche nach ihm.
Oder frag den Lebensgefährten deiner Mutter, ob er dir hilft deine Mutter zu umzustimmen.

Was dann noch ganz wichtig ist, ist das du den nicht den Glauben an alle deine Freunde aufgibst.
Auch wenn es sehr schwer für dich ist. Versuche deinen Freunden zu erklären, wieso du das Gefühl hast keinem mehr trauen zu können.
Wenn sie jetzt schon Verständnis für dich haben, dann wird es sicherlich noch größer werden, wenn du ihnen sagst, was passiert ist.

Eventuell können sie dir auch zur Seite stehen und dich unterstützen.
Gerade in so einer Situation ist es wichtig zu wissen, das man jemanden hat, dem man noch trauen kann.

Frage dich doch einmal selbst, ob deine Freunde dich schon einmal richtig belogen haben.
Haben sie dir jemals einen Anlass gegeben, dass du ihnen nicht trauen kannst?

Da deine Freunde so viel Verständnis für dich aufbringen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es so ist.
Dann solltest du es zu lassen, dass sie es dir beweisen. Gib ihnen die Chance für dich da zu sein und zu zeigen, dass sie wahre Freunde sind.

Gibst du ihnen diese Chance nicht, dann nimmst du dir selbst jede Hoffnung.
Verlierst du den Glauben an das Gute, dann bist du einsam.
Und wenn du einsam bist, dann machst du es für dich nur noch schlimmer.

Das alles ist ungemein schwer und es ist auch nicht fair, dass du unter den Fehlern anderer leiden musst.
Aber manchmal ist das im Leben so.
Du bist eine junge Frau, die Menschen hat, die sie lieben und die für dich da sind.
Lass es zu, dann kann es dir am Ende nur besser gehen.

Zusammen gefasst:

Rede als erstes mit deiner Mutter, versuche die Dinge zu klären und so das Vertrauen wieder aufzubauen.

Finde das herraus, was du für dich unbedingt wissen musst, damit es dir besser geht und du mit der Situation besser umgehen kannst.

Nimm deine Freunde in dieser schweren Zeit als Anker.

Igel dich nicht ein, sondern öffne dich und lasse deine Gefühle zu.

Durch breche den Teufelskreis indem du dich befindest.

Wenn du das schaffst, dann hast du einen ganz großen Schritt in Richtung erwachsen sein gemeistert.
Dann bist du ein ganzes Stück reifer geworden und du hast eine Erfahrung fürs Leben gemacht.

Solltest du es nicht schaffen mit den Menschen in deiner nächsten Umgebung zu sprechen, dann kannst du dich auch hier wieder melden, oder hier:

Kinder- und Jugendtelefon
Telefon 0800 111 03 33
Internet: www.kinderundjugendtelefon.de
E-Mail: info@kinderundjugendtelefon.de

Telefonseelsorge
Telefon 0800 111 0 111 (evangelisch)
oder 0800-111 0 222 (katholisch)
Internet: www.telefonseelsorge.de

Oder suche dir im Internet, junge Leute, denen genau das passiert ist, was dir selbst wieder fahren ist. Vielleicht haben sie noch Tipps für dich.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen und du schaffst es wieder vertrauen zu den Menschen zu haben.

Liebe Grüße Janine