Problem von Anonym - 17 Jahre

Meine Mutter ist tot..

Hallo liebes Kummerkasten-Team,
seit meine Mutter am Montag (24.10.) verstorben ist, bin ich total verzweifelt..

Sie war Alkoholikerin. Angefangen hat das, als ich ca. 8 Jahre alt war.
Es gab Phasen in denen lief es ganz gut, da war sie nüchtern. Dann aber kamen wieder die Schlechteren, wo sie wirklich jeden Tag sturzbetrunken war..
Sie war damals in etlichen Therapien etc. aber sie selbst hat ihre Krankheit nicht wirklich eingesehen, deshalb hat das nie viel genützt.. es fing immer wieder von vorn an. Wurde sogar schlimmer.

Vor einiger Zeit hat das größtenteils aufgehört, es gab aber dann dennoch immerwieder diese bestimmten Phasen und irgendwann hat sie auch noch aufgehört zu essen.. egal was wir gesagt/gemacht haben, sie hat nicht darauf gehört.

Am Montag kam es dann, wie es irgendwann kommen musste.. die Krankheit war stärker.. sie ist gestorben.

In den Tagen davor hatte ich teilweise argen Stress mit ihr, weil ich mich mit einem Jungen treffen wollte, den ich seit 4 Jahren - allerdings nur aus dem Chat - kenne. Sie hat sich nur Sorgen gemacht, aber ich dumme Kuh hab natürlich nur darauf geachtet, dass ich mich schon seit Monaten auf dieses Wochenende gefreut habe.
Ich habe ihr vorgeworfen alles kaputt zu machen, dass sie nicht das Recht dazu hätte, weil sie sich die ganzen letzten Jahre doch nicht für mich und mein Leben interessiert hat.. natürlich hat sie das nicht kalt gelassen.
Allerdings waren wir dann wieder auf 'ner normalen Schiene, ich hab dann wieder normal mit ihr geredet und alles.

Die letzten zwei Tage vor ihrem Tod war sie dann wieder total betrunken, hat wieder rein gar nichts gegessen und lag nurnoch auf dem Sofa.

Als ich dann am Montag Abend gehört habe, dass sie tot ist, ist meine Welt zusammen gebrochen..
Ich mache mir solche Vorwürfe, weil ich in den letzten Tagen ihres Lebens so blöd zu ihr war. Es tut weh den Gedanken zu haben, dass der letzte Eindruck von mir bei ihr ein schlechter war, ehe sie von uns gegangen ist.
Ich habe so eine unglaubliche Sehnsucht nach ihr, ich habe sie so lang nicht mehr in den Arm genommen, oder ihr gesagt wie sehr ich sie liebe..
Vorallem aber konnte ich nicht einmal richtig Abschied von ihr nehmen.

Ich weiß nicht was ich tun soll. In unserer Wohnung erinnert mich alles an sie, vorallem im Wohnzimmer fehlt sie einfach, weil sie dort jeden Tag anzutreffen war. Ich rieche ständig an ihrer Jacke, weil sie nach ihr riecht..
Heute (28.10) war ihre Beerdigung, seit dem hat diese Verzweiflung erst richtig angefangen.. ich fühle mich, als würde jemand mein Herz abdrücken.. ich weiß nicht mehr was ich machen soll..

Julia Anwort von Julia

Liebe Unbekannte,

oft kann man nicht das in Worte fassen, was man wirklich ausdruecken moechte, aber es kommt ganzem Herzen wenn ich dir mein Beileid ausspreche. Dein Schmerz ueber diesen Verlust tut mir wirklich sehr leid. Viele Menschen kennen das Leid jemanden zu verlieren, der einem so nah stand und trotzdem empfindet jeder anders. Und sehr oft ist es so, dass egal aus welchen Gruenden, man sich fuer den Tod verantwortlich fuehlt, etwas bereut und das Gefuehl hat etwas verpasst zu haben (wie zum Beispiel mehr Zeit mit der Person zu verbringen).

Trauern ist oft ein langer Prozess und als solcher ein schwerer Weg. Du brauchst diesen nicht alleine zu gehen, niemand erwartet von dir Staerke, die du vielleicht nicht aufbringen kannst. Ich kann dir keinen guten Ratschlag geben wie du deine Trauer am besten verarbeiten kannst, denn wirklich jeder ist anders. Es gibt Menschen, die sich zuhause vergraben und keinen an sich heranlassen und solche, die es ohne Gesellschaft gerade zu dieser Zeit nicht aushalten. Wichtig ist, dass du deinen Weg findest, der dich das Unfassbare verstehen laesst und dir hilft, dir keine Schuld aufzubuergen.

Schau mal auf dieser Seite:
http://www.kinder.trauer.org/
Dort gibt es noch andere Jugendliche, die dein Schicksal teilen und dort findest du viele Moeglichkeiten, wie du all das Verarbeiten kannst.

Ich wuensche dir von Herzen alles Liebe, ganz viel Kraft und schreib uns bald wieder, ich wuerde gerne wissen wie es dir geht,
Julia