Problem von Lisa - 17 Jahre

Ich hab Angst um meine Schwester

vor ca. 3 Monaten hat meine ältere Schwester (20J.) erfahren, dass sie schwanger ist. Sie und ihr Freund haben sich sehr dadrüber gefreut.
Auch die Familie stand hinter ihr. Doch vor kurzem ist irgendetwas vorgefallen, was sie keinem erzählt hat nicht mal ihren Freund.
Wie soll ich es beschreiben...sie ist verrückt geworden. Sie versucht irgendwie auf seltsamen Weisen selbst das Kind abzutreiben.
Sie hat mal alle Tabletten auf einmal genommen die in unseren Badezimmerschrank waren, sie hat versucht sich einfach mal die Treppen mehrmals runterpurzeln lassen, studenlang in Eiswasser gebadet bis unsere Mutter kam und sie irgendwie daraus geschleift hat, aber das ist nicht alles sie hat sich auch fast ins Komma getrunken….wir versuchten sie zu überreden mit uns zu reden oder einen Psychiater aufzusuchen, doch sie ignoriert uns als wären wir nicht da. Ich kann neben ihr stehen uns sie was fragen, aber sie nimmt mich einfach nicht wahr. Sie ist teilnahmslos und hat des Öfteren glasige Augen.
Wir wissen einfach nicht mehr weiter, ich fühl mich so hilflos. Ich stand ihr mal so nah und jetzt sie mir so fern. Bitte hilft ihr und mir…ich konnte seit dem keine Sekunde mehr ruhig schlafen. In der Schule kann ich einfach über nichts anderes mehr nachdenken.

Julia Anwort von Julia

Liebe Lisa,

du liebe Guete, ich kann wirklich sehr gut verstehen, dass du dir grosse Sorgen um deine Schwester machst. Und ich kann nur allzugut nachvollziehen, dass du ihr gerne helfen und verstehen moechtest, was ihr solchen Kummer bereitet.

Was sich deine Schwester dem Baby, aber gerade sich selbst antut ist wirklich sehr ernst zu nehmen. Ich finde es aber wirlkich super, dass nicht nur du hinter ihr stehen moechtest, sondern auch deine Eltern, denn das ist ganz wichtig. Es ist nicht nur fuer deine Schwester wichtig, sondern auch fuer dich. Denn du solltest dir auf keinen Fall einreden, dass du an deine Schwester rankommen MUSST, dass du fuer irgendeiner Handlung ihrerseits Schuld bist, oder denkst etwas verhindert haben zu muessen. Es ist wichtig fuer dich, im Kontakt zu deinen Eltern zu stehen. Vertraue ihnen an wie es dir geht, dass du Angst um deine Schwester hast. Sie sind mit Sicherheit auch in grosser Sorge und mit sich selbst beschaeftigt, aber vielleicht koennen sie dir eine wirklich grosse Stuetze sein. Ganz bestimmt hilft aber auch eine Person, die nicht im direkten Kontakt zu euch steht, eine Tante, oder eine Vertrauensleherin der du gerne mal dein Herz ausschuetten moechtest? Du kannst dich auch an diese beiden Nummern wenden:

Hier eine Telefonnummer fuer Jugendliche
Die Nummer gegen Kummer 0800 111 0 333
von Mo-Fr 14-20 Uhr

oder
hier eine Nummer, die du zu jeder Zeit anrufen kannst, auch wenn du dir mal Nachts grosse Sorgen machen solltest. Das ist die allgemeine Telefonseelsorge
0800/111 0 111

Es ist nicht so, dass dir deine Schwester egal ist, wenn du dich auch mal ganz gezielt aus solch einer Situation herausziehst. Versuch nicht die Dinge zu vernachlaessigen, die dir sonst gut getan haben, wie das nachgehen von Hobbies, oder Treffen von Freunden, Ablenkungen wie Lesen, Malen, Sport oder auch das Aufschreiben all deiner Gedanken koennte dir helfen. Es ist nichts dabei, wenn du versuchst etwas runter zu kommen, ganz im Gegenteil, es ist sogar sehr wichtig. Trotzdem kannst du fuer deine Schwester da sein und ihr zeigen, dass sie egal wann sie moechte mit ihren Sorgen zu dir kommen kann. Vielleicht anhand eines Briefes und indem du versuchst in Alltagsdingen mit einzubinden (wie zusammen kochen, mal ein Eis essen gehen). Nimmt sie dein Angebot an, solltest du sie aber nicht zum Reden zwingen, dass tut sie wenn sie sich bereit dazu fuehlt. Und lehnt sie es ab, verzweifel nicht, sie tut es nicht um dich zu verletzen.

Was du deinen Eltern raten koenntest, ist bei einem weiteren Vorfall (und ich wuensche euch sehr, dass es nicht mehr vorkommt) sofort den Notarzt zu rufen. Tabletten schlucken, mit Absicht die Treppe herunter stuerzen, ins kalte Wasser legen - das sind alles Handlungen, bei dem ein Notarzt gerufen werden sollte und der kann auch entscheiden, ob deine Schwester fuer eine kleine Weile erstmal mit ins Krankenhaus genommen werden sollte. Dort ist deine Schwester in staendiger Aufsicht und dort gibt es auch Aerzte, die das Problem deiner Schwester ernst nehmen.
Ausserdem koennten sich deine an ihrem Hausarzt wenden, oder direkt in einer Klinik fuer Psychiatrie und Psychotherapie anrufen und sich erkundigen, was sie tun koennen, um die Verantworung auch in Haende abgeben zu koennen, die wissen, wie sie mit deiner Schwester arbeiten koennen.

Bleib mit deinen Sorgen nicht alleine, ich wuensche dir und vorallem deiner Schwester alles Gute
Julia