Problem von Anonym - 16 Jahre

Habe ich das Burnout-Syndrom?

Hey :) Ich bin 16 Jahre alt und besuche die Oberstufe eines bayerischen Gymnasiums. Ich fühle mich schon seit letztem Jahr sehr unter Druck gesetzt und der ganze Stoff und das Lernen wird mir einfach zu viel. Die Kommentare von wegen mehr lernen, nicht so faul sein blabla könnt ihr euch gerne sparen. Ich lerne definitiv genug, geht ja auch nicht anders, wenn man noch mitkommen möchte und genau da liegt da Problem. Es ist einfach zu viel! Ich kann dem Druck nicht mehr Stand halten und weine in letzter Zeit sehr oft, weil ich mich überfordert fühle und das nicht das Leben ist, das ich haben möchte. Ich stehe morgens um 6 Uhr auf und bin frühestens um 14 Uhr wieder zu Hause, ich habe zweimal in der Woche Nachmittagsunterricht (was gegenüber letztem Jahr wenig ist) und bin dann erst um 16:20 bzw. 18:00 Uhr daheim. Dann komm ich erst mal völlig erledigt zu daheim an und muss Hausaufgaben für den nächsten Tag machen und mich auf mindestens 5 verschiedene Fächer pro Tag vorbereiten. Das heißt mindestens 3 Seiten lesen und lernen, bei manchen Lehrern sollen wir uns den Stoff selbstständig erarbeiten, was heißt, dass wir erst 5-10 Seiten im Buch lesen sollen, diese zusammenfassen und perfekt auswendig lernen und uns zusätzlich aktuelle Themen, die dazu passen überlegen.... Das regt mich richtig auf. Auch die Klausuren nerven mich. In einem Fach hat uns die Lehrerin verboten mitzuschreiben, weswegen ich nichts mehr wusste, was wir gemacht haben, also musste ich 60 Seiten im Buch lesen und zusammenfassen, nur weil ich nicht allein durchs Hören sondern durchs Schreiben lerne und meine Konzentrationsfähigkeit wegen dem ganzen Stress nicht mehr ausreicht. Seit ca. 8 Monaten habe ich wegen dem Stress einen Tinnitus, der je nach Belastung stärker wird. Ich quäle mich irgendwie jeden Tag nur noch in die Schule und habe daheim keine Kraft mehr zu lernen und würde am liebsten schlafen oder einfach nur rumliegen und nichts tun. Manchmal ist es mir in der Schule zu anstrengend mit anderen Leuten zu reden und ihre "Problemchen" gehen mir einfach nur auf die Nerven. Meine privaten Freunde habe ich mehr oder weniger verloren, weil ich sie wegen der Schule vernachlässigt habe und keine Zeit mehr hatte wegen Nachmittagsunterricht und den Schulaufgaben... Das ging über Jahre und jetzt wo ich erkenne was eigentlich passiert ist und was aus mir geworden ist, erkenne ich, dass das mein größter Fehler war. Aber aus dem Kreislauf komme ich nicht mehr raus... Ich habe keine Kraft nach der Schule mir einen anderen Stressausgleich als schlafen oder fernsehen zu suchen und das lernen ist mir auch zu viel geworden. So gern ich auch wieder mehr mit meinen alten Freunden machen würde, habe ich Angst, dass sie mich nicht mehr akzeptieren, weil ich mich verändert habe und ich weiß auch nicht worüber ich mit ihnen reden soll, weil ich eigentlich nichts mehr erlebe und viele Dinge mir einfach nur noch lächerlich und unwichtig vorkommen... Wie komm ich da wieder raus?

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Liebe Ratsuchende,

ob du am Bourn-out Syndrom leidest oder nicht, kann ich dir nicht beantworten, dass kann dir nur ein Arzt oder ein Psychologe sagen.

Das du überfordert bist, merkst du selber.
Nun, an deinen Schulzeiten kann man nichts ändern, die anderen haben das nun mal auch. Später im Arbeitsleben ist es genauso, wenn nicht noch schlimmer.
Arbeitszeit ist Arbeitszeit.
Auch das lernen wird dir, wohl oder übel, keiner abnehmen können.

Das was du tun kannst ist z.B. mal mit deinen Lehrern sprechen.
Es gibt verschiedene Lerntypen und wenn du weißt, dass du nur dann was behalte kannst, wenn du mitschreibst, dann sag es deiner Lehrerin.
Im Unterricht mitzuschreiben, darf dir eigentlich keiner verbieten. Sollte sie es weiter tun, dann sprich doch mal mit deinem Klassenlehrer oder einem Lehrer, der es mit dieser dann bespricht.
Andernfalls kannst du ja auch mit deinen Eltern sprechen, damit die mal mit deiner Lehrerin sprechen.

Was du noch tun kannst um aus dem Stress ein bisschen heraus zu kommen, ist abschalten.
Auch wenn du nach der Schule noch Hausaufgaben machen und lernen musst, wird dir doch sicher die Zeit bleiben ein/zwei Stunden etwas für dich zu machen.
Egal was es ist, hauptsache du fühlst dich wohl dabei.
Und das machst du bevor du wieder an die Aufgaben gehst.
Ein bisschen Pause und dann weiter machen.

Da du 16 bist, gehe ich mal davon aus, dass du nicht mehr allzulange in der Schule bist.
Versuche doch einfach daran zu denken, dass es nicht mehr lange so ist und du es bald geschafft hast. Wenn du dein Abi in der Tasche hast, dann hast du eine ganze Menge für dein weiteres Leben erreicht.

Es gibt viele andere, die das auch schaffen. Man muss für sich einen Weg finden.
Ich kenne dich nicht und kann dir nicht genau sagen, was dir gut tut. Das wirst du am besten selbst wissen. Du schreibst, dass du keine Zeit mehr für Freunde hast, aber wie machen denn die anderen aus deiner Klasse das?
Sicher wirst du am Wochenende mal Zeit haben, in den Ferien, oder auch nach der Schule.
Du wirst doch nicht 365 Tage im Jahr und davon 20 Stunden am Tag lernen oder?
Nutze diese Zeit einfach.
Du musst es ja nicht jeden Tag machen und unter der Woche auch nicht Stunden lang, aber zwei Stunden werden doch drin sein, oder?

Ich kann verstehen, dass es ganz schön viel ist und man sich mal überfordert fühlt, aber das geht jedem so. Man muss dann manchmal die Zähne zusammen beißen und einfach weiter machen. Kümmer dich um das was du tun musst, so gut du eben kannst.
Aber vergiss nicht das, was Spaß macht.

Deine Freunde haben ganz sicher Verständnis für deine Situation und werden nicht sauer auf dich sein, weil du dich eine Weile nicht gemeldet hast.
Auch dafür sind Freunde da.

Sollte all das nicht nützen, dann kannst du ja vielleicht ein Jahr in der Schule nachholen, um wieder rein zu kommen und mal einen Gang zurück schalten.
Oder du redest mal mit deinem Arzt. Vielleicht kann er dir eine Kur verschreiben.
Natürlich kannst du auch zu einem Psychologen gehen und dort mal über deine Probleme sprechen.

Aber auch hier solltest du vielleicht deine Freunde zu rate ziehen, wer weiß vielleicht haben sie einen guten Tipp. Und auch deine Eltern könnten dir helfen.
Wichtig ist, dass du darüber redest und nicht allein bleibst.
Das kann dir nicht wirklich helfen.

Also nutze die Zeit, die du übrig hast, auch wenn dir manchmal die Motivation fehlt, du weißt ja wofür du vom Sofa aufstehst.
Und dann reden. Mit wem auch immer.
Nutze alles was du bekommen kannst und mache das Beste für dich.

Ich drücke dir die Daumen, dass es besser wird und du bald ein bisschen mehr Freude an allem hast.

Liebe Grüße Janine