Problem von anonym - 15 Jahre

Depressionen und Essstörungen bei Freunden und Mama

Hallo!
Ich bin 15 Jahre alt und habe selbst zwar keine psychischen Probleme, aber dafür die Menschen, die mir nahe stehen.
Vor 4 Jahren hat mein Vater meine Mutter und mich für eine andere verlassen. Seitdem hat Mama Depressionen, sie war schon 4 mal für ein paar Wochen bei einer Kur oder in der psychatrischen Abteilung eines Krankenhausen, doch es geht immer wieder von vorne los!
Meine längste und beste Freundin hat seit 2 Jahren Bulemie, sie redet auch sehr offen vor mir darüber und ihr geht es auch echt besser als vor einem Jahr, aber ihre Essstörung bleibt. Ich habe schon sehr viel mit ihr darüber geredet, doch ich finde einfach keine Möglichkeit ihr zu helfen, denn sie will sich einfach nicht helfen lassen!!
Jetzt kommt auch noch dazu, dass meine beste Freundin aus der Schule immer mehr abnimmt und jetzt bei einer Größe von 1,78m nur noch 51 Kilo wiegt! Ich denke, dass sie auf jeden Fall eine Essstörung hat und außerdem zeiht sie sich immer mehr zurück und ist sehr sehr pessimistisch, schlecht gelaunt, schnell gereitzt und hat starke Stimmungsschwankungen. Das erinnert mich alles so sehr an Mama, also ich glaube, dass sie auf jeden Fall eine leichte Depression hat und es wird immer schlimmer und sie lässt mich auch nicht an sie ran.
Ich bin total verzweifelt, weil ich Mama und meinen Freunden nicht helfen kann und schon so viel versucht habe!
Es belastet mich auch sehr und langsam kann ich einfach nicht mehr...
Wie kann ich verhindern, dass es noch schlimmer wird? Wie soll ich mich verhalten?
Ich liebe diese Menschen einfach so sehr und ich möchte, dass es ihnen gut geht und ich kann irgendwie nur zusehen, das ist echt hart!
Ich würde mich wirklich sehr über Hilfe freuen!!!

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Das große Problem bei deiner Sache ist, dass du nicht wirklich helfen können wirst.
Du bist fachlich nicht geschult, um diese Krankheiten (und das sind Krankheiten) wirklich aktiv bekämpfen zu können. Und es ist nicht so, dass ich dir das nicht zutraue, sondern dass es sachlich und objektiv so ist, dass du als Freundin da kaputt gehen würdest, würdest du dich so involvieren lassen, dass du die Lasten der Menschen, die dir wichtig sind, dir auferlegen lässt.

Es ist schön, dass du ein mitfühlender Mensch bist und du dir Gedanken um deine Freunde und Familie machst. Du schaust nicht weg, das ehrt dich. Aber das einzige, was du machen kannst, ist, die Betroffenen zu einer Therapie zu überreden. Da müssen unbedingt Fachleute ran. Wenn sie sich helfen lassen wollen, tust du einen guten Dienst, indem du es ihnen empfiehlst. Wenn sie sich nicht helfen lassen wollen, weil sie ihre Augen vor der Realität verschließen, bist du ganz und gar machtlos.

Und es ist wirklich wichtig, das zu begreifen, auch wenn es schwer ist. Du bist nicht verantwortlich dafür, dass es deinen Freunden bald besser geht. Du bist nicht in der Pflicht, ihnen Besserung zu verschaffen. Natürlich würdest du es gerne sehen, dass sich ihre Situationen bessern, aber dir sind die Hände gebunden, wie du selbst siehst.

Ja, es ist hart, nicht effektiv helfen zu können, aber du würdest dran zerbrechen, würdest du es versuchen. Menschen mit Störungen haben eine enorme "negative Energie" und können dich schnell mit nach unten ziehen. Du merkst ja jetzt schon, dass du total traurig bist und verzweifelst, weil alles so schlimm um dich herum ist. Das ist dieser Negativstrudel. Nur der bringt keinem was.

Sprich mit den Betroffenen ein ehrliches Wort, erkläre ihnen, was du denkst (nicht, dass du dir Sorgen machst, das erhöht den Druck), dass sie Hilfe benötigen und Freunde als Laien diese Hilfe nicht geben können, sondern nur einer vom Fach. Gerade Menschen mit Essstörungen hören sehr selten auf Dinge wie "du bist viel zu dünn!!". Sie sehen es selbst ja nicht so. Du kannst sie nur mit Fakten konfrontieren (zB mit einem BMI-Wert, der ja viel zu niedrig sein müsste und die Unterernährung anzeigt) und sie bitten, sich helfen zu lassen. Biete ihnen von mir aus an, mit ihnen zusammen mal zum Psychologen zu gehen und sie anzumelden. Tausche dich mit den Eltern aus, ohne dass die Betroffenen es mitbekommen. Manchmal tut es einfach gut, die Sorgen und Befürchtungen mitzuteilen und vielleicht können die Eltern dir dann auch etwas Tröstliches sagen.

Aber mehr kannst du nicht tun. Daran darfst du auch nicht verzweifeln. Du bist eine Jugendliche, deren Aufgabe es NICHT ist, andere Menschen zu retten. Das können die nur selbst. Du kannst ihnen den Weg ebnen und sie auf den Weg schubsen...aber loslaufen müssen sie alleine. Ansonsten würdest du nur ständig gegen eine Mauer rennen und selbst dabei drauf gehen. Nimm Abstand zu ihren Problemen, ohne dabei weniger mitfühlend sein zu müssen. Aber es darf nicht mehr deine Seele so belasten.

Rede auch gerne mit deiner Mutter drüber. Sie hat Erfahrung in dem Gebiet und kann dir vielleicht wertvolle Tipps geben. Meist ist es so, dass man, wenn es nicht einen selbst betrifft, man lockerer über solche Probleme reden kann. Erzähle ihr einfach mal von deinen Sorgen. Du kannst auch mal bei einem Psychologen anrufen und ihn um Rat bitten. Die Nummern stehen im Telefonbuch.

Ich wünsche dir viel Erfolg und den nötigen seelischen Abstand!

Alles Liebe,

Dana