Problem von Dome - 17 Jahre

Alles so komisch...

Hallo liebes kummerkastenteam,

ich weiss garnicht wie ich anfangen soll. Seit ungefähr 2 Jahren fühle ich mich ganz komisch. Es kommt mir vor als wäre ich nicht mit beiden Beinen im Leben. Ich habe schon oft gedacht das ich Depressionen haben könnte. Ich fühle mich oft sehr schlecht aber gleichzeitig total gefühllos. Kann nicht weinen und hab größtenteils kaum noch Motivation für größere Dinge. Und wenns mir ganz schlecht geht kommen auch Mordgedanken mit ins Spiel die aber nun nicht sooo stark ausgeprägt sind. Es fing alles vor 2 Jahren an. Ich kam in die 9te Klasse einer Realschule und konnte mich überhaupt nicht in der Klasse eingliedern. Ich wurde sehr schüchtern und zu einer Art außenseiter. Das interessierte die anderen nicht und sie hackten immer darauf rum das ich kaum rede usw. aber es ging einfach nicht.

Mein damaliger bester Freund war ebenfalls in der Klasse. Wir "entfernten" uns von einander und er fand dort anschluss. Ich hatte dann noch einen Freund aber irgendwann brach er den Kontakt ab. So. 2011 zog ich nach München für meine Ausbildung in der Altenpflege. Ich muss sagen mir gefällt der Beruf nicht wirklich. Ich fühle mich einfach nicht erfüllt. Es ist nicht das was ich machen will. Aber ich weiss nicht so recht was ich überhaupt will. Einerseits wollte ich studieren aber dafür fühle ich mich zu dumm und habe auch nicht den starken Willen und Angst ich würde das nicht schaffen.

Nunja seit ich hier wohne habe ich niemanden. Keine Freunde, keine Familie (auser meinen Vater der alle 2 Wochen mal kommt und guckt ob alles okay ist) . In der Arbeit rede ich kaum mit den Mitarbeitern und dann habe ich mich auch noch in einen verliebt aber ich denke nicht das er genau so fühlt weshalb ich auf Distanz gehe.

Ich weiss nicht wirklich was mein Punkt ist. Ich möchte mich einfach ändern. Ich möchte endlich das tun was ich schon immer tun wollte. Ich habe zb. diesen Wunsch in eine Tanzschule zu gehen (Breakdance) aber wiederum denke ich mir... ne die lachen mich aus, ich schaff das nicht. Ich trau mir das einfach nicht zu es ist so eine große Blockade. Ich weiss auch garnicht was ich dagegen tun soll. Mir kann niemand so richtig helfen und wenn ich zu einem Psychologen sollte könnte der mir auch nicht wirklich helfen denn ich weiss garnicht was ich ihm erzählen soll. Mir kommt es manchmal vor als hätte ich keine Probleme aber ich merke das etwas nicht richtig läuft.

Mein Vater kann mir da kaum helfen... ich mag ihn nicht denn er hatte mich damals immer schwer geschlagen und war sehr aggressiv. Ich meine klar er hilft mir momentan echt und dafür bin ich dankbar aber ich habe keinen richtigen Draht zu ihm. Dann starb letztes Jahr noch meine Oma die ich echt mochte. Das schlimme ist wir trennten uns im Streit. Sie meinte auch ich rede kaum usw. und das brachte mich damals zum verzweifeln. Das schlimmste war jedoch das ich garnicht traurig war das sie starb. Es war mir egal. 'Ich habe keine Hobbys, keine Talente, bin schüchtern, dumm, nichts klappt es nervt mich einfach total. Ich möchte "normal" sein und als Mensch wahrgenommen werden.

Ich hoffe ihr versteht den Text. Er ist schon ziemlich kompliziert geschrieben - sorry.

LG

Dome

Deniz Anwort von Deniz

Lieber Dome,

in deiner Vergangenheit sind viele Dinge passiert, die dich belasten und die du noch nicht verarbeitet hast, was völlig normal und verständlich ist. Du willst etwas an deiner Situation ändern und dir helfen lassen (sonst hättest du uns ja nicht geschrieben) und das finde ich toll!

In der Klasse ein Außenseiter zu sein, ist schlimm und kann einem den Schulalltag total vermiesen. Und dass sich dein bester Freund von dir abgewendet hat, ist noch viel schlimmer und verletzend. Aber so schwer das auch ist, versuch es als deine Vergangenheit abzuhaken. Dass sich dein ehemals bester Freund von dir abgewendet hat, ist nicht deine Schuld. Versuch nach vorn zu schauen und offen für neue Freundschaften zu sein. Wenn dich das Thema aber noch sehr beschäftigt und es dich einfach nicht loslässt, dann schreibe deinem Freund einen Brief. Schreib ihm, dass dich sein Verhalten verletzt hat und wie es dir dabei ging. Schreib alles auf, was dir zu dem Thema in den Sinn kommt. Ob du den Brief dann abschickst oder nicht, bleibt dann dir überlassen. Aber mal alles rauszulassen, tut echt gut.

Erfülle dir deinen Wunsch mit der Tanzschule. Hab keine Angst dich zu blamieren, Breakdance ist ja nicht so leicht zu tanzen wie zum Beispiel ein Walzer und wenn du einen Anfängerkurs besuchst, wirst du auf Leute treffen, die genauso Fehler machen, wie du. Und unter Gleichgesinnten findet man auch leichter Freunde, da hat man ja immer ein Gesprächsthema.

Wenn du in deinem Job nicht glücklich bist, solltest du dir wirklich überlegen, was dir stattdessen Spaß machen würde. Bedenke, dass du dein ganzes Leben arbeiten musst und wenn du einen Beruf ausübst, der dir keinen Spaß macht, wird jeder Morgen, an dem du aufstehen musst, zur Qual. Und wenn es ein Job ist, für den du studieren musst, dann nimm deinen ganzen Mut zusammen und trau dich! Häng dich richtig rein, lerne was das Zeug hält und gib dein Bestes! Und wenn du dein Studium gemeistert hast, kannst du stolz auf dich sein, es durchgezogen zu haben und endlich in dem Job arbeiten, der dich ausfüllt. Und wenn du mal was nicht verstehst, tu dich mit anderen Studenten zusammen und lern mit ihnen. Glaub an dich, du schaffst das!

Dass du dich in einen Kollegen verliebt hast, der aber anscheinend nicht das Gleiche für dich empfindet, ist schade. Aber in München gibt es ja viele Ausgehmöglichkeiten und irgendwann wirst du einen Mann finden, der deine Gefühle erwidert. Schau mal, ich hab hier einen Link gefunden mit Ausgehtipps für Schwule und Lesben in München.

http://www.muenchen.de/themen/lesben-schwule/rosa-viertel.html

Wenn du auf der Arbeit mehr Kontakt zu deinen Kollegen haben möchtest, versuch mit Smalltalk mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Frag sie, was sie am Wochenende gemacht haben, wo sie im Urlaub waren oder wohin sie dieses Jahr fahren wollen. Lass sie erzählen, hör genau zu und stell ab und an eine Frage zu ihrem Erzählten. Wenn Menschen das Gefühl haben, man interessiert sich für sie, dann freuen sie sich und fühlen sich wohl.

Dass dich dein Vater früher geschlagen hat, ist schlimm und wird immer auf dir lasten, wenn du dir nicht helfen lässt. Gewalt vom eigenen Vater erfahren zu müssen, verletzt und verstört eine Kinderseele. Bitte überleg dir nochmal, zu einem Psychologen zu gehen. Geh zu deinem Hausarzt und rede mit ihm. Du musst ihm ja nicht alles detailliert schildern, aber er kann dir bestimmt einen netten und guten Psychologen empfehlen, der dir gerne hilft. Und einem Psychologen kannst du alles erzählen, genau wie du es uns erzählt hast. Bei deinen Gefühlen gibt es kein richtig oder falsch, sag ihm, was dir in den Sinn kommt, was dich beschäftigt und belastet. Dass du dich wie betäubt fühlst und kraftlos bzw. machtlos an deiner Situation etwas zu ändern, kann ein Zeichen für Depressionen sein, aber dafür musst du dich nicht schämen. Eine Depression ist eine Krankheit, wie jede andere auch, man kann sie behandeln und irgendwann glücklich und befreit durchs Leben gehen.

Wenn du mal ganz kurzfristig Hilfe brauchst und mit jemandem reden möchtest, so findest du hier immer ein offenes Ohr:


Telefonseelsorge - 0800 - 1110111 oder 0800 - 1110222
(bundesweit, 24h am Tag, gebührenfrei, auf Wunsch anonym)

Kinder und Jugendtelefon - 0800-1110333
(Auskunftszeiten: Mo bis Fr 15.00 bis 19.00 Uhr, kosten- und gebührenfrei)

Kinder- und Jugendsorgentelefon - 0800 - 0080080
(kosten- und gebührenfrei)

Das du deine Oma verloren hast, tut mir sehr leid. Auch, dass ihr euch im Streit getrennt habt, ist schlimm, aber deine Oma wusste hundertprozentig, dass du sie lieb hast. Jeder streitet mal mit seinen Angehörigen, du konntest ja nicht wissen, was passieren wird. Und dass du nicht traurig warst, ist ein Schutzmechanismus deines Körpers. Wenn man jemanden verliert, den man sehr gern hat, dann will man das nicht wahrhaben. Man will es nicht an sich heranlassen. Du hast diesen Schmerz tief in dir verschlossen, aber wenn du zu einem Psychologen gehst, wird er mit dir diese Trauer herausarbeiten, damit sie dich nicht unbewusst belastet.

Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte und drücke dir die Daumen, dass bald alles so läuft, wie du es dir wünschst!

Ganz liebe Grüße
Deniz